Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 199(†) Lorch/Lorchhausen/Ransel 1447-1531

Landesgrenz- und Gemarkungssteine an verschiedenen Standorten entlang der alten Grenze ab Kaub und Lorch bis nach Ransel, teilweise verloren.
1.† Gemarkungsstein mit Jahreszahl. Er stand in der Gemarkung bei Ransel, an der „Steinkaut“ und wies auf das sog. „Naßloch“. Als „roter gehauener Stein“ wurde er in dem Protokoll der Gemarkungsbegehung von 1566 beschrieben.1)

Nach Lüstner.

  1. 1447

2.† Gemarkungsstein mit Jahreszahl und Wappen. Der „gehauene Stein“ stand ebenfalls in der Gemarkung bei Ransel im „Naßloch“.1)

Nach Lüstner.

  1. 1477

 
Wappen
Kurmainz.

Das Rheingauer Weistum von 1324, zahlreiche Begehungsprotokolle und verschiedene Grenzbeschreibungen erlauben eine Rekonstruktion der Grenze zwischen Kurpfalz und Kurmainz. Bei dem hier bezeichneten Stein könnte es sich nach Lüstner um einen nahe des Ranseler Wasserwerks stehenden Grenzstein aus Hydrobienkalk gehandelt haben, der heute allerdings ohne Jahreszahl ist.2)

3. Landesgrenzstein. Er steht in der Gemarkung Kaub-Lorchhausen im Wald des oberen Niedertals. Der Block aus rotem Sandstein zeigt gegen Westen das pfalz-bayerische Rautenwappen mit der Jahreszahl, auf der Ostseite das Kurmainzer Wappen.

Nach Claus.

Maße: H. 125, B. 32, T. 18 cm.

  1. 1531a)

 
Wappen
Kurmainz; Kurpfalz (Pfalz-Bayern).

Die dicht über dem Fuß erkennbare Jahreszahl 1511 ist nach Claus modern. Es dürfte sich dabei um eine willkürliche Maßnahme der Nachkriegszeit handeln.3) Vielmehr geht die Steinsetzung auf das Jahr 1531 zurück.4)

4. Landesgrenzstein mit Jahreszahl und Wappen. Er steht im Sauertal am Odesser Hof. Stark beschädigter, kleiner Block aus rotem Sandstein mit pfalz-bayerischem Wappen und Jahreszahl, auf der gegenüberliegenden Seite das Wappen Kurmainz.

Nach Claus.

Maße: H. 40, B. 30, T. 23 cm.

  1. 1531

 
Wappen
Kurmainz; Kurpfalz (Pfalz-Bayern).

5. Landesgrenzstein mit Jahreszahl und Wappen. Nach Zorn und Lüstner stand er in der Gemarkung 150 m südlich der Ortschaft Ransel an der Straße,5) wurde zu unbekanntem Zeitpunkt etwa 150 m weiter verkehrt versetzt und nach dem Zweiten Weltkrieg dort aufgefunden, heute privat verwahrt. Der Block aus rotem Sandstein zeigt auf einer Seite (ehemals gen Westen) das pfalz-bayerische Wappen, darunter die gut lesbare Jahreszahl, auf der anderen Seite das Wappen von Kurmainz.

Nach Claus.

Maße: H. 78, B. 34, T. 20 cm.

  1. 1531b)

 
Wappen
Kurmainz; Kurpfalz (Pfalz-Bayern).

6. Landesgrenzstein im Niedertal mit Jahreszahl und zwei Wappen, 1995 aufgefunden.6) Der sehr gut erhaltene Block aus rotem Sandstein mit rundem Kopf zeigt auf der Südseite das Kurmainzer Wappen, gegenüber das pfalz-bayerische, bezeichnet mit der auf einen Buchstaben gekürzten, ober- bzw. unterhalb des jeweiligen Wappens angebrachten Territorialbezeichnung (A, B); unter dem pfalzbayerischen Wappen die Jahreszahl.

Maße: H. 42, B. 28, T. 12, Jz. ca. 4 cm.

  1. A

    M(AINZ)

  2. B

    P(FALZ) / 1570

 
Wappen
Kurmainz; Kurpfalz (Pfalz-Bayern).

Die Landesgrenze zwischen Kurpfalz und Kurmainz war nach etlichen Streitigkeiten durch Schiedssprüche von 1453/54 und 1458 neu festgelegt worden, wobei man den Grenzverlauf mit Hilfe älterer, bereits früher zur Absteinung benutzter Grenzsteine definierte.7) Die Grenze begann im Niedertal zwischen Kaub und Lorchhausen.8) In ihrem Verlauf waren Anfang des 19. Jahrhunderts noch 12-14 Steine unterschiedlicher Größe vorhanden, die, aus unterschiedlichen Zeiten stammend, meist als Hoheitszeichen das pfalz-bayerische Rautenwappen und den Buchstaben P(falz) sowie das Mainzer Rad und den Buchstaben M(ainz) trugen.9) Sie dokumentieren zumindest zwei Absteinungen in den Jahren 1531 und 1777. Stein Nr. 3 markierte den Beginn der Grenze, während Nr. 4 ihren Verlauf in dem Tal des Odesser Hofes südlich von Sauerthal entlang der Straße nach Ransel aufzeigte. Der große Einscheidstein von 1422 (Nr. 176) befand sich ebenfalls in unmittelbarer Nähe des Odesser Hofes. Von dort aus kehrte sich die Ranß-Straße nach Norden gen Ransel (Stein Nr. 5) und lief durch Ransel weiter10) bis zum „Weißenstein“, wo der Stein Nr. 2 als einer der ältesten Grenzsteine nördlich von Ransel im Feld stand. Sog. „Wacken“, d.h. alte Bäume, aus deren Stämmen ein Stück Rinde als Grenzzeichen entfernt war, dienten ebenfalls der Kennzeichnung der Grenze.11)

Textkritischer Apparat

  1. Zorn 1551.
  2. Zorn 1511.

Anmerkungen

  1. Lorcher Stadtbuch (HHStAW 361 Lorch Nr. 1) 44a-47a, 118a-124b, zit. nach Lüstner, Grenze 37f. mit Anm. 68.
  2. Lüstner, Grenze 37f.
  3. Claus, Hist. Grenzsteine (1987,3).
  4. Lüstner passim.
  5. Lüstner, Grenze 36f.
  6. Frdl. Hinweis von Prof. Paul Claus, Geisenheim, auf seinen Fund vom Juni 1995.
  7. Lüstner, Grenze 27; vgl. auch Sponheimer, Niedergrafschaft 265f., vgl. auch Claus, Landesgrenze.
  8. Ausführlich Lüstner, Grenze 33f.
  9. Ebd. 34. Zu Grenzsteinen auch des 18. Jh. vgl. Paul Claus, Dokumentation Historische Grenzsteine. Landesgrenze Hessen - Rheinland-Pfalz – vom Rhein (Niedertal) bis zur Wisper. Hrsg. v. Hess. Ministerium f. Wirtschaft, Verkehr, Technologie u. Europaangelegenheiten, Referatgruppe Kataster- u. Vermessungswesen u. Landesamt f. Denkmalpflege. Wiesbaden 1995.
  10. Lüstner, Grenze 37.
  11. Ebd. 38.

Nachweise

  1. Zorn, Grenzsteine Taf. 6 Nr. 44 a (5); Taf. 6 Nr. 45 b (3).
  2. Lüstner, Grenze 38 (1, 2).
  3. Claus, Hist. Grenzsteine (1987,3) (3); (1987,4) (4, 5).
  4. Claus, Karteiblatt zur Erfassung Nr. 5912 (6).
  5. Claus, Landesgrenze 31 m. Abb. 3, 4 (5, 6).

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 199(†) (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0019906.