Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 190 Eberbach, Klosterkirche (aus Kapitelsaal) 1436

Neuer Standort: Die Grabplatte befindet sich aktuell im Nordseitenschiff der Klosterkirche. Sie ist aufgestellt im dritten Joch von Osten als mittlerer von drei Steinen.

Beschreibung

Grabplatte des Abtes Arnold II. 1935/36 in den Boden zwischen der 2. und 3. Südkapelle der Kirche (Plan Äbte Nr. 5) gelegt. Rotsandsteinplatte mit der flachreliefierten Standfigur des Abtes im Ordensgewand mit Buch und Stab. Erstmals tritt im Abtsgrabbild die Architekturrahmung in Form eines dreiteiligen Wimpergs mit Blendarkatur im Hintergrund auf1), die mittlere Maßwerkfüllung umschließt eng den Kopf der Figur. Auf dem Plattenrand Grabinschrift zwischen Linien, rechte Randleiste abgewittert mit Beeinträchtigung der Inschrift.

Maße: H. 247,5, B. 135, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. [+ A]nno · d(omi)ni · mo · · cccco · xxxvio · p(ri)die / kalendas · ap(ri)lis · obiit · reu(er)end(us) · in · chr(ist)oa) · pater · et · d(omi)n(u)s · d(omi)n(u)s · / Arnoldusb) · venerabilis · Abbas · / monast(e)rii · Ebberbace(n)s(is) · xvii · cui(us) · a(n)i(m)a · req(ui)escat · in · pace · amen

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1436, am Tag vor den Kalenden des April (31. März) starb der hochwürdige Vater in Christo und Herr, Herr Arnold, ehrwürdiger 17. Abt des Klosters Eberbach, dessen Seele in Frieden ruhe. Amen.

Kommentar

Die versalen Buchstaben A in Abbas und E sind schon schreibschriftlichen Alphabeten entnommen, das A in Arnoldus stammt noch aus der Majuskel. Die kräftig ausgehauenen Gemeinen der Minuskel verloren ihre ehedem reichen Zierformen durch die Oberflächenbeschädigung; eingerollte Zierstriche sind etwa noch am Diagonalstrich des s zu erkennen. Als Worttrenner dienen Quadrangel, die zwei und vierseitig mit Zierhäkchen versehen sind.

Der verstorbene Abt, über dessen familiäre Herkunft nichts bekannt ist, stammte aus dem linksrheinischen Ort Heimbach.2) Schon seit dem frühen 13. Jahrhundert besaß das Kloster in der dortigen Ortsgemarkung Rebfluren in Streubesitz und eine Curia.3) Zudem lag in naher Nachbarschaft die Eberbacher Grangie Nenters mit dem Außenhof Trechtingshausen4), dem Stapel- und Verladeplatz für den Außenhandel der Abtei.

Der klösterlichen Abtschronik zufolge wurde Arnold II. noch 1407 oder Anfang 1408 zum Abt als Nachfolger des am 3. November 1407 verstorbenen Nikolaus II. von Boppard (Nr. 168) gewählt. Bereits zu Beginn seiner Amtsführung muß sich der neue Abt einige Mißbräuche geleistet haben, da ihm das Generalkapitel bereits 1411 „propter potestatem tyrannidem ac aliarum viarum discrimina“ die Visitationsrechte über Kloster Arnsburg entzog und auf drei Jahre den Äbten von Marienstatt und Schönau übertrug.5) Der Eintrag ins Eberbacher Seelbuch stimmt mit dem Todestag überein.6)

Textkritischer Apparat

  1. Gekürzt xpo.
  2. Helwich setzt hinzu Heimbacensis.

Anmerkungen

  1. Vgl. zur Typologie ausführlich Monsees, Entwicklung 29-30.
  2. Lkr. Mainz-Bingen.
  3. Moßig 372-378 zum Gesamtbesitz in Ober- und Niederheimbach.
  4. Vgl. zum Außenhof Trechtingshausen Moßig 320-326.
  5. Ebd. 27 mit Anm. 56.
  6. Roth, Geschichtsquellen III 24: „Arnoldus de Heimbach, huius monasterii abbas 17 ao. 1436“ zum Tag vor den Kalenden des April.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 177.
  2. Catalogus fol. 21v; ed. Roth, Geschichtsquellen III 110; IV 112.
  3. Roth, Geschichtsquellen III 268.
  4. Monsees, Entwicklung 30 Abb. 4.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 190 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0019008.