Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 182 Kiedrich, Kirchhofsmauer (aus Kath. Pfarrkirche St. Valentin) kurz nach 1427?

Beschreibung

Grabplatte des Priesters Peter Kirchenmeister, dessen Grab im Südseitenschiff lag,1) seit 1964 am heutigen Standort (Plan Kiedrich Nr. 38). Rotsandsteinplatte mit Resten der ehemals flachreliefierten, nunmehr kaum erkennbaren Figur des Geistlichen. Starke Abtretung und Verwitterung, Oberfläche der rechten Plattenseite zerstört, auf dem Rand umlaufende, fragmentarische Grabinschrift zwischen Linien.

Maße: H. 211, B. 74, Bu. 5-6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. + Ann[o domini ... / ... Kirchenm]eistera) · / dotator altarisb) · s(an)c(t)e · margarete · c(uius) · a(n)i(m)a · r(e)q(ui)escat i(n) · pace

Kommentar

Die Buchstaben mit Unterlängen – g und q – stehen auf der Grundlinie. Ebenso führt auch die Oberlänge des s nicht über das Mittelband hinaus. Die Minuskel wirkt eckig, die Brechungen der Buchstaben sind deutlich und scharf konturiert ausgeführt. Das doppelstöckige a zeigt einen dreifach nach innen gebrochenen oberen Bogen und deshalb eine extrem kurze linke Haste. Das Bogen-r kommt in Verbindung mit o bei dotator vor. Worttrenner sind kleine Quadrangel, die ursprünglich wohl alle mit Zierhäkchen versehen waren; heute ist eine solche Zierform nur noch einmal vorhanden.

Bei dem Verstorbenen handelt es sich um den seit 1382 bei einer Frühmeßstiftung erwähnten Peter Kirchenmeister,2) der am 29. April 1396 bei einer Erbacher Stiftung als Kaplan und Altarist am Kiedricher Marienaltar auftrat.3) Das Wort dotator bezieht sich auf seine 1426 vorgenommene Stiftung des Margarethenaltars im Südseitenschiff der Pfarrkirche, dessen zweiter Altarist er war und vor dem er auch bestattet lag.4) In seinem Haus wurde zudem die 1427 datierte Stiftung des Michaelsaltars im Kirchturm unterzeichnet. An seinen Tod erinnerten Anniversarien zum 11. April, 6. Mai und 8. bzw. 9. September.5)

Textkritischer Apparat

  1. Sinngemäß ergänzt. Die rechte Haste des verloschenen m ist noch erkennbar.
  2. Es folgt eine ursprüngliche Beschädigung des Steines; hier von der Inschrift ausgespart.

Anmerkungen

  1. Frdl. Information von Dr. h.c. Josef Staab, der die Grabstätte 1962 untersuchen und vermessen konnte. Der Schädel und das Gebiß des in situ liegenden Verstorbenen waren noch gut erhalten.
  2. Zu ihm und den verwandtschaftlichen Beziehungen zu Hartmann (Hermann) Kirchenmeister (Nr. 209) vgl. Staab, Michaelskapelle 64f.
  3. Ebd., auch Zaun, Kiedrich 102.
  4. „Secundus rector altaris S. Margarethae“, s. Zaun, ebd.
  5. Staab (wie Anm. 2) hier 65 mit 9. September; vgl. Roth, Geschichtsquellen III 63 zum 11. April, ebd. 64 zum 6. Mai und ebd. 66 zum 8. September.

Nachweise

  1. Zaun, Kiedrich 103.
  2. Staab, Michaelskapelle 65.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 182 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0018209.