Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 148 Rüdesheim, Kath. Pfarrkirche St. Jakob 2.H.14.Jh. u. 15.Jh.?

Beschreibung

Grabplattenfragment für einen Ritter Fuchs von Rüdesheim, an der Nordwand des Nordseitenschiffs. Platte aus graugelbem Sandstein mit dem ganzfigurigen Abbild des gerüsteten Ritters im Gebetsgestus. Rechte Figurenseite abgearbeitet mit Verlust von Arm, Schwertknauf und Oberschenkel; der Helm mit Zier liegt quer unter dem Kopf des Verstorbenen, der von einem Kielbogen und Fialen umrahmt wird. In den Zwickeln je ein Wappen, links erhalten, rechts abgespitzt. Starke Abtretungen und Oberflächenzerstörung, in Höhe der Oberschenkel horizontal verlaufende Bruchlinie, im unteren Drittel geflickt, rechte und untere Schriftleisten auf der Gesamtlänge abgeschlagen, links erhalten.

Lesung nach Vorkriegsfoto.1)

Maße: H. ca. 208, B. ca. 100, Bu. 3-3,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/3]

  1. [...]a) de · Rudenscheymb) cuiusc) · anima · requiescat · in · pace · amend)

Wappen:
Fuchs von Rüdesheim; ? (abgespitzt).

Kommentar

Die Grabplatte wird wegen des Flügelwappens einem Mitglied der Füchse von Rüdesheim zugeschrieben.2) Kratz brachte aufgrund des um 1930 noch lesbaren Vornamens Heinrich die Platte mit dem zwischen 1357 und 1368 erwähnten Heinrich von Rüdesheim aus der Hauptlinie mit dem Flügelwappen in Verbindung.3) Dieser erhielt per Urkunde vom 26. Juli 1357 von Erzbischof Gerlach von Nassau mit Zustimmung des Domkapitels gemeinsam mit seiner Frau Else, Eberhard von Sponheim4), dessen Geschwistern und Elses Vorkindern gegen ein entsprechendes Darlehen das Rüdesheimer Schultheißenamt.5)

Mit dieser Zeitstellung stimmen Figurendarstellung, Rüstung und Gestus überein (vgl. Nr. 95); die Schrift hingegen scheint spätere Elemente zu enthalten: Statt der üblichen Brechungen sind viele runde Bogenenden zu erkennen, außerdem ganz rundes Schluß-s und auf der Zeile ohne Brechung stehendes Schaft-s. Die Divergenz von Bild und Schrift läßt eine Überarbeitung der Minuskeln vermuten; darauf weist auch die Abflachung der eingestellten Säulchen und des Kapitells hin. Der Zustand des Steines verhindert allerdings einen Beweis.

Textkritischer Apparat

  1. Nach Mitteilung von Clara Gräfin Matuschka-Greiffenclau war 1932 noch der Datumsbeginn M CCC sichtbar, so Kratz, Rüdesheim (wie Anm. 3).
  2. Lesung nach Foto, dort Befund noch eindeutig, heute nur noch Hastenreste und Sporen vorhanden; R liniert, nicht ausgehauen.
  3. cu in jüngerer Zeit zugeputzt.
  4. Nach dem Wort folgt ein Ornament.

Anmerkungen

  1. Original-Foto im Stadtarchiv Rüdesheim, o. Sign.; 1993 der Bearb. frdl. überlassen von Herrn Rolf Göttert.
  2. So Kdm. 332 Nr. 1 mit Datum 1364; erw. bei Dehio Hessen (1966) 714 mit der Datierung ins 15. Jh., während Schaum-Benedum 202 die Platte als „recht tüchtige Arbeit“ in die 60/70er Jahre des 14. Jh. datierte. Über die Personenidentifizierung herrscht Ungewißheit.
  3. Kratz, Rüdesheim 52 mit Anm. 156: Hinweis auf Oidtman.
  4. Es ist anzunehmen, daß Eberhard Elses Vater war, deren Grabinschrift Helwich übermittelte, s. Nr. 131. Sie war wohl in zweiter Ehe mit Heinrich von Rüdesheim verheiratet.
  5. Oidtman, Die adeligen Geschlechter 278f.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 148 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0014809.