Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 128 Bad Schwalbach, Kath. Pfarrkirche St. Elisabeth (aus Kloster Bleidenstadt) 1389

Beschreibung

Grabplattenfragment des Bleidenstädter Abtes Heino von Geroldstein. Der Stein wurde sehr wahrscheinlich anläßlich des Einbaus dreier Altäre 1740 durch Abschlagen der Randleisten verstümmelt und als Mensaplatte des „linken Seitenaltars“ der alten Schwalbacher Pfarrkirche verwendet.1) Bei ihrem Abbruch entdeckte man den Stein und brachte ihn an den heutigen Standort an der Nordaußenwand der neuen Pfarrkirche. Rotsandsteinplatte mit dem stark überarbeiteten Flachrelief des frontal stehenden Geistlichen im Ornat mit Mitra unter einem schlichten, dreiteilig gefüllten Kielbogen. In der linken Hand hält der Verstorbene den Stab, in der nur in Ritzung vorhandenen Rechten das Buch. Auf dem Rand umlaufende, weitgehend verstümmelte Grabinschrift, nur von äußerer Linie begrenzt. Durch Abschlagen des unteren Teils, der rechten oberen und unteren Ecke und der Längsseiten ist die Grabinschrift an den Rändern stark zerstört. Sie wurde nachträglich unsachgemäß geflickt und in den rechten Ecken mit Phantasiebuchstaben versehen. Der Name des Toten ist rechtsseitig vorhanden, ebenso die beiden Wappen oben.

Maße: H. erh. 172, B. 105, Bu. 6-8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/1]

  1. anno d(omi)ni m ccca) [l]b) [... / ...] o(biit) · heino · de gerhartstey[nc) ... / ... / ...] a(n)i(m)a requiescat in pace amend)

Wappen:
Geroldstein (zweimal).

Kommentar

Die spärlichen, durch unsachgemäße Überarbeitung beeinträchtigten Inschriftreste lassen einen in der Schriftherstellung wenig erfahrenen Steinmetz vermuten, der die Buchstabenhasten auffallend breitflächig und ungelenk einschlug.

Heino von Geroldstein2) war der Sohn des 1375 gestorbenen und in Eberbach beigesetzten Philipp (Nr. 109). Die Lebensdaten des Abtes Heino sind spärlich: Eine urkundliche Ersterwähnung erfolgte am 17. März 1385 nach dem Tode des am 11. Januar 1384 letztgenannten und laut Anniversareintrag am 15. November verstorbenen Amtsvorgängers Siegfried von Grorod. Heinos Tod dürfte nach dem Eintrag ins Bleidenstädter Anniversar am 17. Januar 1389 eingetreten sein,3) womit die von Herber vorgeschlagene Datierung des Steines auf 1385 unhaltbar wird.

Textkritischer Apparat

  1. Der Abstand zwischen diesen drei und der folgenden Haste ist relativ gering, so daß man zuerst versucht sein mag, cccc aufzulösen, doch hat die Annahme, daß es sich bei dem Folgebuchstaben um ein l handelt, größte Wahrscheinlichkeit für sich.
  2. Ergänzung aufgrund der Jahreszahl im Seelbuch. Hierauf folgt das eingeflickte Steinstück mit den von unbekannter Hand gefertigten Phantasieformen, die einfache Hasten nachahmen.
  3. Folgt ein Flickstück mit Phantasiehasten.
  4. Die gesamte linke Zeile aus den Abständen und Ausformungen der unteren Hastenenden gelesen.

Anmerkungen

  1. Alfred Herber, Der Grabstein des Abts Hanne von Bleidenstadt 1385. In: Nass. Heimatbll. 27 (1926) Nr. 4, 100f., hier 100.
  2. Gensicke, Geroldstein 223 Nr. 28.
  3. Vgl. Kipke, Bleidenstadt 171; Struck, Quellen Klöster II Nr. 720; zum Nekrolog Böhmer/Will, Monumenta Blid. 38, 42.

Nachweise

  1. Herber 100.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 128 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0012805.