Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 118 Eberbach, Klosterkirche 1381

Neuer Standort: Die Grabplatte befindet sich aktuell mittig an der Westwand des Mittelschiffs in der Klosterkirche.

Beschreibung

Grabplatte für den Mainzer Domscholaster Otto (II.) von Schönburg auf Wesel (Stamm II); ehemals vor dem Allerheiligenaltar, heute im Boden der inneren Südquerhauskapelle (Plan K Nr. 24). Große Platte aus rotem Sandstein mit der halbreliefierten Ganzfigur des einen Kelch haltenden Geistlichen im eingetieften Bildfeld, zu seinen Füßen ein Hündchen. Die Figur umrahmt eine gotische Architektur aus Fialen und krabbenbesetztem, kreuzblumenbekröntem Kielbogen, oben zwei erhabene Wappenschilde. Auf dem Rand umlaufende Grabinschrift zwischen Linien. Oberflächenbeschädigungen und Abtretungen im Figurenbereich.

Maße: H. 270, B. 155, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. [+a) A]nno · d(omi)ni · millesimo · ccc / lxxxi · k(a)l(e)n(di)sb) · septe(m)bris · o(biit) · vener[abilis domi]/n(us) · otto · de · schone(n)bvrg / scolastic(vs) · eccl(esi)e · mog(vntinensis)c) · c(vivs) · a(n)i(m)a · req(vi)escat · i(n) · pace · amen

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1381, an den Kalenden des September (1. September) starb der ehrwürdige Herr Otto von Schönburg, Scholaster der Mainzer Kirche. Seine Seele ruhe in Frieden. Amen.

Wappen:
Schönburg auf Wesel (Stamm II); Steinkallenfels.

Kommentar

Widersprüchliche biographische Angaben in der Literatur verunklären eine überzeugende Identifizierung. Aufgrund des Steinkallenfelser Wappens ist davon auszugehen, daß Otto von Schönburg nicht, wie in der Germania Sacra veröffentlicht, der Sohn des Ritters Lambert von Schönburg auf Wesel war, der vor dem 16. August 1373 verstorben sein soll.1) Diese Identifizierung beruht auf der Verwechslung mit dem zwischen 1342 und 1345 genannten, vor 1365 verstorbenen „armiger“ Otto von Schönburg, der der Sohn des Ritters Lambrecht von Schönburg und der Lise von Ingelheim war (sog. Lambrechtsche Linie). Nach Möller handelt es sich jedoch um einen Sohn Friedrichs von Schönburg auf Wesel und seiner Frau Agnes von Steinkallenfels.2) Geboren vor 1324,3) trat Otto bald in den geistlichen Stand ein. 1344 studierte er in Bologna.4) 1354-1361 als Propst von St. Martin zu Oberwesel, seit 1358 als Kanoniker am Trierer Dom nachgewiesen,5) war er um 1356/57 Mainzer6) Domherr mit Pfründe in Liebfrauen und seit 1361 dort Scholaster7); ebenfalls Kanoniker von St. Stephan und Mariengreden zu Mainz.8) Als „amicus noster fidelis“, der Eberbach vielfach begünstigt hatte, ist er im Eberbacher Seelbuch unter dem 1. September eingetragen.9) Sein beschrifteter Totenschild befand sich noch anfangs des 17. Jahrhunderts in der Nikolauskapelle des Mainzer Domes.10)

Textkritischer Apparat

  1. Kreuz bei Helwich überliefert, am Stein nicht mehr erkennbar.
  2. Für das Wort sind nur noch schwache Hastenreste auszumachen.
  3. Möglich wäre auch die Ergänzung zu moguntinae.

Anmerkungen

  1. Pauly, Stifte 369.
  2. Vgl. Möller, Stammtafeln NF I Taf. XXXIV, Stamm 2. Demzufolge wäre sein Onkel der 1341 erschlagene, in Eberbach bestattete Werner von Randeck (Nr. 57) gewesen. Abweichende Zuordnung bei Humbracht Taf. 213, nach ihm auch Hollmann 442; Kisky 145 (Mainz) Nr. 321 bezeichnete Otto von Schönburg als Sohn Johanns von Schönburg und der Gertrud von Waldeck.
  3. REM II Nr. 1885, auch Hollmann 442.
  4. Kisky wie Anm. 2.
  5. Holbach II 584; Hollmann 442.
  6. Ebd. Er war nicht identisch mit dem Wormser Domherrn gleichen Namens.
  7. Joannis, Rer. Mog. II 319; Dörr, Mariengredenstift 84; vgl. auch Liebeherr, Domkapitel 119.
  8. Holbach (wie Anm. 5).
  9. Roth, Geschichtsquellen III 47; vgl. zu den Geldzuwendungen des Otto von Schönburg die Urkunde HHStAW 22/1172 zu 1381 Juni 10.
  10. DI 2 (Mainz) Nr. 52.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 168.
  2. Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 83.
  3. Bär, Epitaphiensmlg. fol. 1v.
  4. Würdtwein, Epitaphienbuch 235.
  5. Roth, Geschichtsquellen III 263.
  6. Beitr. Gesch. Erzstift 29.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 118 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0011808.