Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 81 Oberwesel, Kath. Pfarrkirche Unserer Lieben Frau 1451

Beschreibung

Grabplatte eines unbekannten Stiftsherren. Ursprünglich in der Liebfrauenkirche1), wurde sie 1842/45 nach außen an die Wand des Kreuzgangsüdflügels versetzt und 1990/91 im neu errichteten Nordflügel des Kreuzgangs aufgestellt. Große Platte aus rot-weiß geflämmten Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, im Feld unter eingeritztem Kielbogen flachreliefierte Figur des Verstorbenen im priesterlichen Gewand, vor der Brust mit beiden Händen den Kelch haltend. Stark abgetreten und verwittert, rechte untere Ecke und untere Leiste fehlen völlig, insgesamt erheblicher Schriftverlust.

Maße: H. 187, B. 95, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

Bild zur Katalognummer 81: Grabplatte eines unbekannten Kanoniker-Stiftherren des Liebfrauenstiftes

Thomas G. Tempel (ADW) [1/1]

  1. + Anno ·a) d(omi)ni · m [·] cccc / l primob) · prima die · mensis · [...]embrisc) · [... / - - - / cuius an]ima · requiescat · in · sancta · pace · amend)

Datum: 1. (Sept./Nov./Dez.) 1451

Kommentar

Trotz des fehlenden Textes kann davon ausgegangen werden, daß das in einer feinstrichigen schlanken Minuskel ausgeführte, durch weite Wortabstände gekennzeichnete Formular nicht mehr als Namen und Stand geboten hat. Daher ist in dem konventionell dargestellten Verstorbenen ein einfacher Kanoniker2) des Liebfrauenstiftes zu vermuten. Als Worttrenner dienen kleine Quadrangeln.

Textkritischer Apparat

  1. Nach dem Worttrenner erstreckt sich ein unbearbeiteter Abschnitt bis zur Mitte der Leiste, die von der Kreuzblume des Kielbogens durchschnitten wird. Von den danach folgenden Buchstaben der oberen Leiste sind wegen einer Beschädigung gerade noch die unteren Enden der Hasten erkennbar.
  2. Zwischen l und primo kein Spatium.
  3. Möglich sind die Ergänzungen septembris, novembris, decembris.
  4. Der Rest der Leiste ist unbearbeitet.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Rhein-Hunsrück 2.2, 410.
  2. Aus der bei Pauly, Stifte 388 zusammengestellten Liste der Kanoniker geht lediglich hervor, daß im Jahre 1452 ein zuvor frei gewordenes Kanonikat zu besetzen war, das Johann Breithaupt, ehemals Sekretär des Erzbischofs von Trier, eingenommen hatte.

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 81 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0008101.