Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 66 Oberwesel-Urbar, Kath. Filialkirche St. Antonius 1422

Beschreibung

Glocke aus dem Umfeld des Meisters Gerlach von Frankfurt. Glockenstuhl, westliche Glocke eines Zweiergeläutes1). Kleine Glocke mit einzeiliger Umschrift zwischen Rundstegen. Der Textbeginn wird durch das von zwei Worttrennern flankierte Relief einer Muttergottes mit dem Kind im Arm (H. 4,5 cm) markiert. Auf der Flanke befindet sich ein weiteres Relief mit einer Kreuzigung (H. 8 cm).

Maße: H. ca. 60 (o. Kr.), Dm. 76, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Bild zur Katalognummer 66: (Marien-)Glocke aus dem Umfeld des Meisters Gerlach von Frankfurt

Dr. Eberhard J. Nikitsch (ADW) [1/1]

  1. · anno · d(omi)ni · m · cccc · xxii · in · honore · beatisimea) · marie · virginis ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1422 zu Ehren der heiligsten Jungfrau Maria.

Kommentar

Die leicht konturierte Minuskel zeigt zwei auffällige Besonderheiten: g mit stark verkürzter Haste und dadurch in den Bereich des Mittelbandes hochgezogener Unterlänge sowie h mit aneinander geschobener unterer und oberer Brechung. Als Worttrenner dienen sechsstrahlige Sternchen.

Die Marienglocke ist das älteste erhaltene Zeugnis der ehemaligen Ausstattung der 1336 erstmals bezeugten, von den Einwohnern Urbars gestifteten Kapelle2), die von einem Vikar des Oberweseler Stiftes St. Martin versehen wurde. Trotz unterschiedlicher Schriftformen könnte der bislang unbekannte Glockengießer aufgrund der großen Ähnlichkeit der verwendeten Reliefs im Umfeld des 1421 letztmals erwähnten Meisters Gerlach (Glocke) von Frankfurt3) zu suchen sein.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!

Anmerkungen

  1. Vgl. Nr. 74.
  2. Der heutige Turm der Kirche stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jh., das Schiff aus den Jahren 1954-57; vgl. dazu Kdm. 1126ff.
  3. Vgl. dazu Bund, Glockengießer 162ff. sowie die ihm neu zugeschriebene Glocke von 1402 in DI 49 (Stadt Darmstadt, Lkrs. Darmstadt-Dieburg und Groß-Gerau) Nr. 21.

Nachweise

  1. Stenmans, Chronik 8 (teilw.).
  2. Kdm. Rhein-Hunsrück 2.2, 1146 mit Abb. 816.

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 66 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0006607.