Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 61 Oberwesel, Kath. Pfarrkirche Unserer Lieben Frau 1404

Beschreibung

Glocke. Glockenstuhl, zweite Glocke von Osten. Große, gut erhaltene Glocke mit einzeiliger Schulterumschrift zwischen Rundstegen, darunter gegenüberliegend zwei identische reliefierte Kruzifixe (H. 9, Br. 7,5 cm). Gewicht ca. 2000 kg, Schlagton e'1).

Maße: H. ca. 105, Dm. 135, Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Bild zur Katalognummer 61: sogenannte Christusglocke aus der Oberweseler Liebfrauenkirche

Thomas G. Tempel (ADW) [1/1]

  1. + o · rex · glorie · chr(ist)ea) · veni · cvm · pace · anno · d(omi)ni · mo · cccco · iiiio · d(ie)b) · xxii · aprilisc) · d)

Datum: 22. April 1404.

Kommentar

Da auf der zweiten Oberweseler Glocke von 1404 die gleichen Kruzifixe als Schmuck und zudem die gleichen, hochgestellten Minuskel-o als Kürzungszeichen festzustellen sind, war hier mit Sicherheit derselbe Meister am Werk. Die unterschiedliche Größe der Schrift und die variierten Worttrenner (Sternchen im punktierten Kreis) dürften auf das größere Format der vorliegenden Glocke zurückzuführen sein.

Die auf Glocken weit verbreitete Bitte um Frieden ist wohl liturgischen Ursprungs und scheint auf diesem Medium auch mit der Bitte gegen irdisches Unheil2) verbunden gewesen zu sein. Wegen der (auf Glocken) frühen Verwendung der gotischen Minuskel sowie der andersartigen Worttrenner und Reliefs dürfte der unbekannte Glockengießer nicht den unlängst von Poettgen vorgestellten, überwiegend mit diesem Formular arbeitenden Speyrer Werkstätten3) zuzurechnen sein.

Textkritischer Apparat

  1. Befund xpe mit Kürzungsstrich.
  2. Als Kürzungszeichen ist ebenfalls ein kleines hochgestelltes o verwendet.
  3. s retrograd.
  4. Abweichendes, wohl den Schluß des Textes anzeigendes Sternchen als Worttrenner.

Anmerkungen

  1. Angaben nach Sebastian Schritt, Glockensachverständiger in Trier, Klanganalyse vom 25. Januar 2001.
  2. Vgl. dazu die Nachweise bei Walter, Glockenkunde 162ff. und den Hinweis bei DI 1 (Main-Taubergrund) Nr. 441.
  3. Vgl. dazu Poettgen, Mittelalterliche Glocken 10ff.

Nachweise

  1. NN., Liebfrauenkirche 49.
  2. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 616.
  3. Kdm. Rhein-Hunsrück 2.2, 366 mit Abb. 232.

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 61 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0006107.