Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 446 St. Goar, Heerstr. 82 (aus Schloß Rheinfels) 1686

Beschreibung

Bauinschrift aus Schloß Rheinfels, seit unbekannter Zeit an der rheinseitigen Außenwand des Hotels Zum Goldenen Löwen befestigt. Profilierte Tafel aus Kalkstein (?) mit gestaffelter 18zeiliger Bauinschrift, die mit einem Sinnspruch endet. Rahmen leicht bestoßen, Schrift in neuerer Zeit schwarz gefaßt.

Maße: H. 127, B. 86,5, Bu. 1-3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Bild zur Katalognummer 446: Tafel mit Bauinschrift aus Schloß Rheinfels

Brunhild Escherich (GDKE Denkmalpflege) [1/1]

  1. HOC MONTIS ERNES=/TINI MUNIMENTUM SEU / PROPUGNA- CULUM / ERNSTBERGERSCHANTZ / VULGO NUNCUPATUM, / PRO / DEI GLORIA, / ET MAIORI TAM RHEINa) QUAM PATRIAE SECURITATE, / NEC MINUS ALIQUA SUI MEMORIA / POSTERIS CONSIGNANDA / PROPRIIS SUMPTIBUS EXTRUI FECIT / SERENISSIMUS PRINCE- PS AC DOMINUS / ERNESTUS / HASSIAE LAND- GRAVIUS PRINCEPS HIRSFELDIAE, / COMES IN CATZENELEN- BOGEN DIETZ ZIEGENHAIN, / NIDA ET SCHAUENBURG: / COEPTUM ANNO MDCLXXXIII, / FINIENDUM ANNO MDCLXXXVI. / SIC SPEM SORS DIVA SECUNDET.

Übersetzung:

Diese Befestigung oder Schutzwehr des ernestinischen Berges, gemeinhin Ernstbergerschantz genannt, hat zum Ruhm Gottes und zur größeren Sicherheit sowohl des Rheins wie auch des Vaterlandes - auch um den Nachkommen ein bestimmtes Zeichen der Erinnerung an ihn zu geben - aus eigenen Mitteln machen lassen der erlauchte Fürst und Herr, der hessische Landgraf Ernst, Fürst zu Hersfeld, Graf in Katzenelnbogen, Diez, Ziegenhain, Nidda und Schauenburg. Begonnen im Jahr 1683, zu beenden im Jahr 1686. So möge das göttliche Schicksal die Hoffnung begünstigen.

Kommentar

Die sorgfältig in quadratischem Duktus ausgeführte, in drei unterschiedlichen Schriftgrößen variierende Kapitalis zeigt mehrere Eigentümlichkeiten: Sporen bei oberen Bogenenden und oberen rechten Balkenenden sind linksschräg, bei unteren Balkenenden rechtsschräg angesetzt. Bei C läuft der untere Bogen spitz aus, G ist mit eingestellter, stark verkürzter Cauda, N mit nach rechts unten in eine kleine Spitze verlängertem Schrägschaft gebildet.

Landgraf Ernst von Hessen-Rheinfels1) ließ seine Residenz Rheinfels - zum Teil aus eigenen Mitteln - ab 1657 in verschiedenen Etappen zu einer bedeutenden Festung ausbauen. Zentrum der Befestigungen der inneren Schanzenlinie war die südwestlich des Schlosses gelegene, nach dem Bauherrn benannte Ernst-Schanze. Die heute völlig zugewachsene Anlage2) enthielt im Untergeschoß gedeckte Wehrgänge mit Schießscharten, darüber zahlreiche offene Geschützstände. Der ursprüngliche Standort der offensichtlich bereits vor der endgültigen Fertigstellung der Schanze angebrachten Bauinschrift ist unbekannt.

Anmerkungen

  1. Vgl. zu ihm und zum Folgenden Nrr. 419 und 421.
  2. Vgl. dazu Fischer mit einem um 1750 erstellten Grundriß der Festung (ebd. 19).

Nachweise

  1. Grebel, Rheinfels 139f.
  2. Fischer, Rheinfels 15f.

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 446 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0044607.