Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 271 St. Goar, Evang. Stiftskirche 1601

Beschreibung

Grabplatte des landgräflich-hessischen Oberamtmannes Johann Heugel. Aufgefunden bei der Wiederherstellung des Fußbodens im Januar 19661), seitdem innen an der Westwand der Turmhalle befestigt. Große Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift (A) auf beidseitig profiliertem Rand, im Feld oben Vollwappen, darunter in einer Rollwerktafel Bibelzitat (B) in acht Zeilen. Gut erhalten, Teile des Rahmens fehlen.

Maße: H. 198, B. 101, Bu. 4,5 (A), 4 (B) cm.

Schriftart(en): Kapitalis (A), Fraktur (B).

Bild zur Katalognummer 271: Grabplatte des landgräflich-hessischen Oberamtmannes Johann Heugel

Brunhild Escherich (ADW) [1/1]

  1. A

    ANNO · 1601 · DEN · 12 · IVNŸ IST DER / GESTRE(N)G VND EHRN- VEST · IOHANN HEVGEL FVRSTLICHER HESISCH=/ER RATH VND OBERAMPTMAN / DER NIDE(R)GRAFSCHAFFTa) CATZENELEN- BOGENb) IN GOTTc) SELIGLICHd) VERSTORBE(N)e)

  2. B

    Jesaia · 56 · / Die Gerechten Werden / Weggeraft Fur dem Vn=/Gluchf) · Vnd die Richtich / Fur sich gewandelt ha=/ben · kommen zum friede / Vnd Ruhen in ihren Ka=/mmern2)

Wappen:
Heugel3)

Kommentar

Die mit erhöhten Versalien versehene Kapitalis und die mit Zierschleifen bei h geschmückte Fraktur sind hervorragend ausgeführt. Als Worttrenner dienen vereinzelt Quadrangeln.

Johann Heugel4) wurde 1553 in Kassel als Sohn des dortigen Hofkapellmeisters geboren, studierte ab 1570 in Marburg und ist erstmals 1577 als Kanzleischreiber in den Diensten der Landgrafen von Hessen-Kassel nachweisbar. Über die Ämter des Kammersekretärs und Kammerrats wurde er 1594 von Landgraf Moritz von Hessen-Kassel zum Kammermeister, Ende des Jahres 1600 schließlich zum Oberamtmann der damals zu Hessen-Kassel gehörenden Niedergrafschaft Katzenelnbogen mit Sitz auf Burg Rheinfels bestellt. Da Heugels Frau Anna mit ihren Kindern nach seinem Tod wieder nach Kassel gezogen war, könnte seine einfache, aber äußerst qualitätvoll gearbeitete Grabplatte von dem ihn fördernden Landgraf Moritz in Auftrag5) gegeben worden sein.

Textkritischer Apparat

  1. T klein untergestellt.
  2. Z klein eingestellt.
  3. Zweites T klein eingestellt.
  4. Zweites I über den Balken des L gestellt.
  5. O und zweites E in kleiner Schreibweise.
  6. Sic!

Anmerkungen

  1. Die offensichtlich als Spolie verwendete Platte diente als Fundament für die unterste Treppenstufe des im 19. Jh. angelegten Choraufgangs; vgl. dazu Grabplatten St. Goar 129.
  2. Jes 56,13f.
  3. Redend: Geteilt, oben ein achtstrahliger Stern, unten auf einem Hügel zwei gestielte Kleeblätter.
  4. Vgl. zum Folgenden Gundlach, Dienerbuch 102 und zur Funktion seiner Ämter Thies, Territorialstaat 182ff.
  5. Vgl. dazu auch Nr. 272.

Nachweise

  1. Ensgraber, Chronik 214f.

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 271 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0027106.