Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)
Nr. 240 Bremen, Galerie Neuse (aus St. Goar) 1591-1678, 1696
Beschreibung
Silberbecher mit gravierter Widmungs- und Herstellungsinschrift, zahlreichen Wappen und Marken, Devisen, Beischriften und Initialen. 1697 erstmals mit seiner Hauptinschrift erwähnt, befand sich der sogenannte Zweite Hansenbecher noch 1848 "in der ausgezeichneten Münz= und Alterthümer=Sammlung des Herrn Bohl in Coblentz"1), galt aber bereits zehn Jahre später als verschollen2). In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts im Münchener Kunsthandel von privater Seite ersteigert, wird der Becher seit 1996 im Kunsthandel3) für einen sechsstelligen Betrag erneut zum Kauf angeboten. Der teilvergoldete Silberbecher mit stark profilierten, auf drei Löwen ruhenden Fuß verbreitert sich nach oben hin und ist am äußeren Lippenrand mit einem gravierten vergoldeten Ornamentband verziert, das eine mit Vögeln besetzte Blattgirlande zeigt. Der Körper des Bechers wird fast vollständig von der zentral positionierten, vierzeilig gereimten Widmungsinschrift (A), zwei zugehörigen großformatigen Wappen mit dem Datum der Herstellung (B, C) und über 40 weiteren eingravierten Wappen und (meist mit Initialen versehenen) Marken bedeckt, die fast immer datiert sind, aber keiner strengen chronologischen Ordnung folgen. Wappen und Marken sind in der Regel von einem Doppelkreis umgeben, in dem anfänglich wohl Devisen, später auch die zugehörigen Namen, Initialen und Jahreszahlen eingraviert wurden. In den Zwischenräumen, auf der Unterseite des Fußes und im Inneren des Bechers finden sich vereinzelt weitere eingravierte bzw. eingeritzte, jedoch nur noch zum geringen Teil datierte Initialen und Wappen. Der Boden des gut erhaltenen Bechers ist mit einer vergoldeten, von einem Lorbeerkranz umgebenen Marke (Nr. 29)4) geschmückt, die bereits bei der Herstellung eingearbeitet worden ist. Daneben befindet sich eine kleine, aus den Initialen des ausführenden Goldschmieds gebildete Marke (Nr. 30) im Wappenschild.
Maße: H. 19, Dm. 8 (unten) 11,5 (oben), Bu. 0,2 - 0,5 cm; Gewicht 340 g.
Schriftart(en): Kapitalis, graviert.
Textkritischer Apparat
- Emendiert aus retrogradem N mit Kürzungsstrich.
- O klein dem L eingestellt.
- Sic! Das H in diesem Wort zeigt an, daß der Hersteller dieser Inschrift orthographische Probleme hatte. Möglicherweise betrifft dies auch andere Teile des grammatikalisch nicht nachvollziehbaren Textes. Gemeint war vielleicht in der Art einer Devise "Er ist ein Mann von Geduld und Hilfe" oder "Geduld ist Hilfe"; vgl. dazu Dielitz, Wahl- und Denksprüche 235.
- O klein hochgestellt.
- Zweite 1 aus 0 korrigiert.
- Die Zahlen stehen untereinander, getrennt von einem waagerechten Strich.
- Sic!
Anmerkungen
- So Grebel.
- So Rhein. Antiquarius II 7, 265f.
- Frau Christine Bernheiden M.A., Kunsthistorikerin und Mitarbeiterin der Galerie Neuse in Bremen, von der der Hansenbecher gegenwärtig (Sommer 2002) angeboten wird, danke ich herzlich für die Zusendung von Unterlagen und Fotos sowie für das freundliche, gern in Anspruch genommene Angebot zur Autopsie des Bechers in den Räumen der Galerie am 7. August 2000. - Frau Bernheiden hat den Hansenbecher erstmals ausführlich beschrieben und kunsthistorisch eingeordnet. Ihre umfangreiche Expertise mit den von ihr transkribierten Inschriften wurde von dem ungenannten Verfasser der Erstveröffentlichung im Hansen-Blatt (s. u.) nahezu unverändert übernommen - allerdings ohne entsprechenden Hinweis auf die Quelle.
- Die Buchstabenbestandteile S und H der Marke deutet Pfaff, Stifter 103 als "Societas Hanse. Gemeinschaft, Orden der Hanse".
- Damaszierung, belegt mit der teilweise aus den Initialen P S gebildeten Marke Nr. 31, oben begleitet von den Initialen P S. - Vermutlich handelt es sich bei den Initialen um die des Markenführers und bei der Umschrift um (s)eine Devise; gleiches gilt wohl auch (bis auf Inschrift I) für die folgenden Inschriften des Jahres 1592.
- Damaszierung, belegt mit der Marke Nr. 32, oben begleitet von den Initialen E C.
- Aufgrund der Position zwischen den datierten Inschriften (E) und (G) und der gleichartigen Ausführung ist für diese Inschrift ebenfalls eine Entstehung im Jahr 1592 anzunehmen. - Die beiden über den Wappenschild gesetzten Initialen I G dürften den Markenführer bezeichnen.
- Marke Nr. 33.
- Damaszierung, belegt mit der teilweise aus den Initialen P H gebildeten Marke Nr. 34, oben begleitet von den Initialen P H.
- Die drei über den Wappenschild gesetzten Initialen I F E dürften den Markenführer bezeichnen. Die Devise entspricht der von Inschrift (K).
- Damaszierung, belegt mit der teilweise aus den Initialen I F E gebildeten Marke Nr. 35.
- Der wohl aus einfachen Verhältnissen stammende Anstel ist zunächst als Kaplan in Solingen, dann lange Zeit als Küchenmeister und schließlich als Prior des Zisterzienserklosters Altenberg (Gem. Odenthal, Rheinsch-Bergischer-Kreis) nachweisbar. Am 8. Mai 1591 zum Abt des Klosters gewählt, verstarb er am 16. April 1614; vgl. zu ihm Mosler, Urkundenbuch 2, 47f.
- Grasbewachsener Dreiberg mit zwei seitlichen Blumen, mittig belegt mit einem aus einer Marke wachsendem Abtsstab.
- Teilweise aus den Initialen P G W S gebildete Marke Nr. 36, oben begleitet von den Initialen P G.
- Die beiden über den Wappenschild gesetzten Initialen D B dürften den Wappenführer bezeichen. Die Devise entspricht der von Inschrift (H).
- Halbgeteilt und gespalten, vorn ein Kreuz (?) und drei 2:1 gestellte Blätter (?), hinten eine Marke.
- Die beiden über den Wappenschild gesetzten Initialen H R dürften den Wappenführer bezeichnen.
- Ein Ziegenkopf.
- Die drei über die Marke gesetzten Initialen H V M dürften den Markenführer bezeichnen.
- Aus den Initialen H V M gebildete Marke Nr. 37.
- Marke Nr. 38.
- Teilweise aus den Initialen C L B gebildete Marke Nr. 39.
- Johannes Wimpheling dürfte der im Elsaß beheimateten Familie des 1528 verstorbenen Gelehrten Jacob Wimpheling zuzurechnen sein.
- Löwe, einen Aststummel haltend.
- Wie Anm. 23. - Vgl. zur die Grundlagen einer guten Regierung formulierende Devise Brink, Arte et Marte 107ff.
- Geteiltes, damasziertes Feld (?).
- Teilweise aus den Initialen A R gebildete Marke Nr. 41.
- Teilweise aus den Initialen A L gebildete Marke Nr. 42.
- Aufgrund ihrer prominenten Plazierung links unterhalb der Widmungsinschrift dürfte die undatierte Inschrift zusammen mit ihrem Pendant von 1594 auf der rechten Seite (vgl. Inschrift V) oder zumindest in demselben Jahr angebracht worden sein. Da aber der 1575 geborene Graf Christoph zu Leiningen-Westerburg-Schaumburg bis 1635 lebte (vgl. dazu Europ. Stammtafeln NF I Taf. 32), könnte das Wappen bis dahin auch zu jedem anderen Zeitpunkt eingraviert worden sein. - Bei dem über dem Wappen stehenden Spruch handelt es sich um die traditionelle Titulatur der Grafen von Westerburg als einer der vier "semperfreien" Reichsstände (freundlicher Hinweis meines Heidelberger Kollegen Dr. Harald Drös; vgl. auch Becher/Gamber, Wappenbücher Taf. 60).
- Ein Angehöriger des weitverzweigten Nassauischen Grafenhauses mit diesem Vornamen ist in den vorliegenden Stammtafeln nicht nachweisbar; vgl. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 108-121. Möglicherweise handelt es sich aber um den 1570 geborenen und 1597 verstorbenen Wilhelm von Nassau-Saarbrücken; vgl. ebd. Taf. 111. Dagegen spricht allerdings, daß sein Wappen auf dem Becher das Stammwappen Nassau zeigt und nicht die mit Kreuzchen bestreute Variante der Saarbrücker Linie.
- Marke Nr. 43, oben begleitet von den Initialen C B.
- Teilweise aus den Initialen S H gebildete Marke Nr. 44.
- Schlangenkopf-Ankerkreuz, belegt mit einem Schildchen, darin drei 2:1 gestellte Lindenblätter.
- Marke Nr. 45.
- Teilweise aus den Initialen N R gebildete Marke Nr. 46.
- Anstelle der umlaufenden Initialen ist hier ein Ornamentband gesetzt.
- Säule oder Kerzenständer (?), oben begleitet von den Initialen W F, die vermutlich den Wappenführer bezeichnen.
- Teilweise aus den Initialen A B gebildete Marke Nr. 78.
- Ein Schragen.
- Gespalten, vorn ein nach links springender widersehender Hase, hinten ein Schragen.
- Quadriert, 1. drei 2:1 gestellte Halbmonde, 2. drei 2:1 gestellte zweisprossige Leitern, 3. drei Balken, 4. drei 2:1 gestellte Vögel. - Die Wappen FF und GG dürften aufgrund ihrer Position zwischen 1618 und 1631 angebracht worden sein.
- Vielleicht Berufsbezeichnung für Stückgießer (Geschützgießer)?
- Redend: ein springendes Pferd mit Reiter.
- Die Anfangsbuchstaben der in einem freigebliebenen Zwischenraum dreizeilig angeordneten Namensinschrift sind leicht erhöht und verbreitert ausgeführt. Wappen oder Marke fehlen.
- Aus den Initialen J C I gebildete Marke Nr. 88.
- Aufgrund des gleichen Wappens (vgl. DD) könnte es sich bei dem vermutlich durch die Initialen O V B bezeichneten Wappenführer ebenfalls um ein Mitglied der Familie van Beeck handeln.
- Ein Schragen.
- Zwei gegeneinandergelehnte Wappenschilde im blütenbesteckten Lorbeerkranz; vorn teilweise aus den Initialen N S gebildete Marke Nr. 94, hinten geteilt: oben nimbiertes Lamm mit Kreuzesfahne, unten Damaszierung.
- Aus Wolken hervorkommender Rechtarm, einen Säbel haltend.
- Schlange über Dreiberg.
- Aufgrund ihrer Position dürfte die Marke zwischen 1618 und 1631 angebracht worden sein.
- Teilweise aus den Initialen V S gebildete Marke Nr. 87.
- Quadriert und belegt mit Herzschild (Balken, begleitet von zwei Kugeln), 1/4. wachsender Löwe über Balken, 2/3. ein Wellenschrägbalken.
- Geteilt, oben zwei sechsstrahlige Sterne, unten drei 2:1 gestellte Vögel.
- Jahreszahl und Wappen befinden sich im Innern des Bechers; vgl. NN., Hansenbecher Abb. S. 32.
- Geschachter Balken.
- Da der Doppelrand des Wappens von dem der 1636 datierten Inschrift KK überschnitten wird, muß die Jahreszahl zu 1696 ergänzt werden.
- Balken, begleitet von drei 2:1 gestellten Hämmern.
- Da sich der die Marke umgebende Doppelkreis mit dem der benachbarten, 1696 zu datierenden Inschrift RR teilweise vereinigt, dürfte die unklare Inschrift zur selben Zeit angebracht worden sein.
- Teilweise aus den Initialen L H gebildete Marke Nr. 120.
- Marke Nr. 118. Sie entspricht der Marke des St. Goarer Bürgermeisters Niclas Weigant; vgl. Nr. 243.
- Die Inschrift nützt den freien Platz zwischen dem unteren Becherrand und den letzten Wappen und ist deshalb senkrecht angeordnet. Zwischen dem Vor- und Nachnamen befindet sich das Wappen, das von einem Engel als Wappenhalter gehalten wird.
- Ein Löwe?
- In den wenigen freigebliebenen Flächen finden sich von oben nach unten u.a. noch die folgenden Initialen (ohne erkennbaren Zusammenhang mit einer Jahreszahl); Vollständigkeit wurde nicht angestrebt.
- Vgl. die vorhergehende Nr.
- Vgl. Nr. 440.
- Vgl. dazu die vorhergehende Nr. mit Anm. 3.
- Seine Witwe Maria heiratete 1618 in zweiter Ehe den Frankfurter Silberarbeiter Georg Vinckart; vgl. dazu Scheffler, Goldschmiede 2, 924.
- Vgl. dazu ausführlich die vorhergehende Nr.
- Dies zeigt sich auch daran, daß die Matrikelbücher neben den Namen der Aufgenommenen auch Einträge über verschiedene Geldstrafen enthalten, die der Hansenorden über solche Kaufleute verhängte, die gegen die in den Satzungen niedergelegte Marktordnung verstoßen hatten. - Die jüngst restaurierten, von 1627 bis (mit Lücken) 1870 reichenden Matrikelbücher werden im Archiv des Hansenordens auf Schloß Rheinfels verwahrt; vgl. dazu Ensgraber, Einrichtung und ders., Matrikelbücher.
Nachweise
- Winkelmann, Beschreibung 55 (A).
- Knoch, Abhandlung §12 (A).
- Dielhelm, Rhein. Antiquarius 701 (A).
- Grebel, Rheinfels 355 (A).
- Grebel, St. Goar 323 (A).
- Rhein. Antiquarius II 7, 265 (A).
- Heyl, Hansel-Orden pass.
- Knab, St. Goar 204.
- Hungenberg, Vom "Hansen" 333 (A).
- Betrachtungen 5 (A).
- NN., Hansenbecher (mit zahlreichen Abb.).
- Nikitsch, Inschriften 44 (A-C).
Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 240 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0024007.
• ZVa) • EHREN • S(ANKT) • GOAR • AM • REIN • • IST • GAR • WOLL • VND • FEIN • • DER • LA(N)TGREFFISCHER • VERHA(N)S • STAT • • DIS • DRINCK • GESCHIR • GEMAGT •
• 15 • 91 •
Wappen: Landgrafen von Hessen.
• 1 • 5 • 9 • 1
Wappen: Stadt St. Goar.
M • G • W • M • Z • F • 1592 •
Marke: unbekannt5).
M • H • Z • G • / 1592
Marke: unbekannt6).
H • W • D • W • D • B • M • S / • I • • G7)
Marke: unbekannt8).
W • G • V • H • W • G • 1592 •
Marke: unbekannt9).
G • A • D • E • 1 • 5 • 9 • 2 • / I F E10)
Marke: unbekannt11).
+ BARTHOLO(M)AESb) • A(N)STEL • ABBAS • VETERIS • MONTIS •A(NN)O • 9212) / • B(ARTHOLOMAEVS) • A(NSTEL) •
Wappen: Bartholomäus Anstel13).
L • M • S • V • D • N • N • C • A • G • N • V • G • K • A • D • A(NN)O 92 •
Marke: unbekannt14).
G • A • D • E • ANNO • D(OMINI) • 1592 / D B15)
Wappen: unbekannt16).
W • A • G • T • H • W • G • 1592 • / H R17)
Wappen: unbekannt18).
B • D • S • M • G • ANNO • 1592 / H V M19)
Marke: unbekannt20).
IANSSEN • VON • HAEREN • ENGEL / • 1593 •
Marke: unbekannt21).
• 1 • 5 • 9 • 3
Marke: unbekannt22).
D(OCTOR) • IOH(ANNES) • WIMPHFELINGK • NE • HOC • QVIDEM • /159323)
Übersetzung:
Nicht einmal hier.
Wappen: Wimpheling24).
IAC(OBVS) • WIMPHFELINGK • ARTE • ET • MARTE • / 159325)
Übersetzung:
Mit Kunst und Kriegskunst.
Wappen: Wimpheling.
MELCHIOR • VON • HINISDAL • ANNO • 94 •
Wappen: Hinisdal26).
ADAM • RVMERSKIRCHEN • A(NN)O • 94
Marke: Adam Rumerskirchen27).
ARNOLDT • LEVTTRINCHAVSEN • 94 •
Marke: Arnold Leutrinchhausen28).
• SE(M)PER / • FREY •CHRISTOF • GRAF • ZV • LEININK • HER • ZV • WESTERBORCK • VND• SCHAVMBO(RCK)29) •
Wappen: Leiningen-Westerburg.
ANDREAS • WILHELM • VON • NASSAW30) • 1594 •
Wappen: Nassau.
Z • G • M • H • A • T • I • W • ANNO 1595
Marke: unbekannt31).
PATIENTII • EST • ASHISTENTIIc) • A(NN)Od) • 95
Marke: unbekannt32).
PETER • BECKS • ANNO • 1595 •
Wappen: Peter Becks33).
IOHAN • ITER • ANNO • 1 • 5 • 95
Marke: Johann Iter34).
NICLAVS • REISHOLTZ • W • G • W • S • I • M • Z • / 1595
Marke: Nikolaus Reisholtz35).
159636)
Wappen: unbekannt37).
• ABRAHAM • BARDMANS • / 1618e)
Marke: Abraham Bardmans38).
IACOB VAN BEECK A(NN)O 1619 11/4f)
Wappen: van Beeck39).
IOHAN HAESBART A(NN)O 1619 11/4e)
Wappen: Haesbart40).
PETER • VON DEN • BERGHNf)
Wappen: Berghen41).
IOHAN • REVTTER • STVCK • GIES42) • D • S • C
Wappen: Reutter43).
IOHAN / VON / HOSSELT / 162844)
IOHAN CONRATT DER IVNGER / 1631
Marke: Johann Conrad d. J.45)
• 1 • 6 • 3 • 2 • / • O • V • B46) •
Wappen: unbekannt47).
N • S • A • M • S • / 1636
Marke bzw. Wappen: unbekannt48).
T • S • R • 1636
Wappen: unbekannt49).
I • A • B • I • V • C • 1636
Wappen: unbekannt50).
• GERHART VON SONTHEN51)
Marke: Gerhard von Sonthen52).
G • K L • B • D • L 1654 •
Wappen: unbekannt53).
W • V Z • G • H 1654
Wappen: unbekannt54).
165455)
Wappen: unbekannt56).
WILHELM • VON • PVLHEM • AN(N)O • 9657) •
Wappen: Pulheim58).
IOHAN • LEHE • MICH59) •
Marke: Johann Lehemich?60).
I O W
Marke: unbekannt61).
MAttHIAS / IGNAtIVS / LETTNER / KA¯(SERLICHER) SECRE-(TARIVS)62)
Wappen: Lettner63).
PP // I • W • F // I N R // I M K // A I // I • B • W // I W A // A M
Versmaß: Deutsche Reime (A).
Die repräsentativ breit angelegte Kapitalis der Widmungsinschrift zeigt als Zierformen leicht dreiecksförmig ausgezogene Serifen, einmal Ausbuchtung nach unten beim Balken des H sowie weit ausschwingende Cauden bei R. Als Worttrenner dienen hier kleine Kreise, bei den anderen, gelegentlich in Konturschrift ausgeführten Inschriften meist kleine Punkte bzw. eine Kombination von Kreisen und Punkten.
Während der erste Hansenbecher auf Karl den Großen zurückgeführt65) und der dritte im Jahr 1683 von Landgraf Ernst von Hessen-Rheinfels gestiftet66) wurde, galt der zweite Hansenbecher bislang als Geschenk des pfälzischen Kurfürsten Friedrich V. anläßlich seiner "Verhansung"67) im Jahr 1595. Durch das 1591 datierte Wappen oberhalb der Widmungsinschrift ist der Becher aber eher als Stiftung des Landgrafen Wilhelm IV. von Hessen-Kassel zu Ehren seiner Stadt St. Goar anzusehen. Aufgrund der mit den Initialen WR gekennzeichneten Meistermarke kommt als Hersteller des Bechers nur der zu dieser Zeit in St. Goar tätige Juwelier Wilhelm Reinhart68) in Frage.
Vermutlich spielten die Hansenbecher eine gewisse rituelle Rolle bei der Aufnahmezeremonie69) in den "Hansenorden". Da der vorliegende Becher im Gegensatz zu den beiden anderen mit zahlreichen individuellen Inschriften versehen ist, dürfte sich nach 1591 für über hundert Jahre lang die Sitte eingebürgert haben, daß sich einige der mittels der Wein-Zeremonie Aufgenommenen auf diesem Stück mit ihren Wappen, Marken, Namen, Initialen und Devisen verewigen durften. Merkwürdigerweise sind aber gerade diese Namen in den ab 1627 erhaltenen Matrikelbüchern des Ordens nicht nachzuweisen. Vermutlich hängt dies damit zusammen, daß die Eintragung in die Matrikelbücher nur den ernsthaft ihr Gewerbe betreibenden Kaufleuten70) vorbehalten blieb.
Wenn auch längst nicht alle Namen und Wappen des St. Goarer Silberbechers identifiziert werden konnten, so ergibt sich insgesamt dennoch ein interessanter Einblick in Herkunft und soziale Struktur der durchreisenden geistlichen, bürgerlichen und adeligen Personen, von denen viele vom Niederrhein stammen dürften. Allerdings bleibt die Ursache für die chronologische Heterogenität des Gesamtbefundes unklar, auch wenn sich in den Jahren 1592 bis 1596 sowie 1631 bis 1636 eine gewisse Häufung der Eintragungen feststellen läßt.