Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)
Nr. 54 Boppard-Hirzenach, Kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus 1390
Beschreibung
Grabplatte des Propstes Johann (Lutter) von Kobern, plan in die nördliche Querhauswand der Kirche eingelassen. Große Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift, im Feld unter Spitzbogenarkade reliefierte Figur des Verstorbenen in einer Kutte mit betend gefalteten Händen vor der Brust, die Füße auf einem Dreiberg, in den oberen Ecken je ein Wappenschild. Dick mit weißer Farbe überstrichen, die Leisten zum Teil überputzt.
Maße: H. 227, B. 110, Bu. 6 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
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+ anno · // · d(omi)ni · m · ccc / · l · xxxx · xviii · dye · mensys · decembris · / obiit · yohan(n)es · de · cobo[.]a) / · p(re)p[os]ytvs · hvi(vs)b) · eccl(es)ie · cvi(vs) · a(n)y(m)a · req(vi)escat · in · pace · ame(n)
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1390 am 18. Tag des Monats Dezember starb Johannes von Kobern, Propst dieser Kirche. Dessen Seele möge in Frieden ruhen, Amen.
unbekannt1) | Lutter von Kobern2) |
Textkritischer Apparat
- Die erkennbaren Buchstabenreste am Wortende sind nicht sicher zu lesen.
- Der rechte Schaft des v ist stark verkürzt.
Anmerkungen
- Ein Löwe.
- Im Schildhaupt drei Rauten.
- Aufgrund der Wappenkonstellation dürfte die Familie seiner Mutter einen höheren Rang als die seines Vaters eingenommen haben. - Johann war Nachfolger des bis September 1387 bezeugten Propstes Johann von Rode; vgl. dazu Wisplinghoff, Hirzenach 194.
- Vgl. dazu Kdm. Landkreis Koblenz 203ff.
- Vgl. dazu ausführlich Heyen, Reichsgut 110ff. und Kdm. 831ff.
Nachweise
- Kdm. Rhein-Hunsrück 2.1, 854 mit Abb. 702.
Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 54 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0005404.
Kommentar
Die in kräftigen Strichen auffallend großformatig ausgeführte Minuskel zeigt als Besonderheit y mit senkrechtem linken und unten nach rechts gebogenen rechten Schaft für i. Als Worttrenner dienen große Quadrangeln.
Der kaum bekannte Verstorbene3) dürfte einem kleinen moselländischen Burgmannengeschlecht entstammen, das im Umkreis der beiden oberhalb Koberns (Lkrs. Mayen-Koblenz) gelegenen Burgen4) zu suchen ist. Die der Benediktinerabtei Siegburg (Rhein-Sieg-Kreis) zugehörige Propstei Hirzenach5) entwickelte sich bald nach ihrer Gründung im frühen 12. Jahrhundert zu einem bedeutenden Wirtschaftshof, der mit einem Propst und sechs bis zwölf Mönchen besetzt war. Der umfangreiche Besitz der Zelle wurde vor allem in der prosperierenden Phase der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts von verhältnismäßig eigenständig agierenden Pröpsten verwaltet.