Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)

Nr. 211 Winnenden, ev. Schloßkirche St. Jakobus 1594

Beschreibung

Epitaph der Anna Susanna Breuning von und zu Buchenbach geborene von Nerven. Innen an der Chornordwand, dritter Stein von Osten. In vertieftem Feld oben zwei Vollwappen, darunter eine quadratische, unten halbkreisförmig ausgezogene Schrifttafel mit Roll- und Beschlagwerkrahmen, belegt mit Frauenmaske und zwei Löwenmasken und oben flankiert von zwei auffliegenden Reihern; in den Ecken vier Ahnenwappen, oben in der Mitte ein Engelskopf. Graugelber Sandstein.

Maße: H. 205, B. 96, Bu. 2 cm.1

Schriftart(en): Kapitalis.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. ANNOa) D(OMI)NI 1.5.94. DEN 21 / NOVEMB(RIS)b) ZWISCHE(N) 11 VND / 12 VHR(EN) VMB MITTAG ZEYT / IST DIE EDEL VND THVGENT/SAM FRAW ANNA SVSANNA / BREV̈NINGIN GEBORNE VON / NERVEN DES EDLEN VESTE(N) / HANNS IACOB BREV̈NING / VO(N) VND ZV BVOCHENBACH / EHELICHE HAVSFRAV CHRIST=/LICH VND SEELIGLICH ENTSC/HLAFFEN GOTT DER ALMÄCH/TIGE WÖLLE IHR EIN FRÖLICHE / VFFERSTHEVNG VER/LEYHE(N) DVRCH / CHRISTVM / AMEN

Wappen:
Breuning, Nerven2;
Nervenunbekannt3
unbekannt4unbekannt5.

Kommentar

Die Schrift zeichnet sich durch eine sorgfältige Differenzierung von Haar- und Schattenstrichen aus. Durchweg wird der ausgebuchtete Kürzungsstrich verwendet, entsprechend ist bisweilen der Balken des H (nach unten) ausgebuchtet. Einzelne Anfangsbuchstaben sind deutlich überhöht. Das Epitaph stammt aus der Werkstatt Christoph Jelins wie die Grabmäler der Söhne der Verstorbenen, deren Grabschriften freilich in Fraktur ausgeführt sind6.

Anna Susanna von Nerven ist an den Folgen der Geburt ihres Sohnes Andreas gestorben (vgl. nrr. 209, 210). Sie war die zweite Frau des Hans Jakob Breuning. Zu ihm vgl. nr. 206. Die Hochzeit fand um 1591/92 statt7. Die Grabplatte für die Verstorbene ist ebenfalls erhalten (nr. 212).

Textkritischer Apparat

  1. Überflüssiger Kürzungsstrich über NO.
  2. Kürzung durch Doppelpunkt.

Anmerkungen

  1. Einzelne Anfangsbuchstaben 3–4,5 cm.
  2. Vogel (Taube?) mit Ring im Schnabel auf einem Ast; Helmzier: der Vogel mit Ring im Schnabel und mit ausgebreiteten Flügeln aus einer Helmkrone wachsend.
  3. Quadriert, 1/4: Wolfsrumpf mit Flug im Rachen, 2/3: schräge Zinnenmauer. Vielleicht vermehrtes Wappen der Familie Kreller/Kräller aus dem bayerischen „Unterland“, vgl. Siebmacher BayAI 155 Taf. 160.
  4. Trinkender Hirsch am Wasser (Wellenschildfuß).
  5. Schwebender waagschnittiger Sparren (?), an der Spitze mit einer Kugel besetzt, begleitet von 3 (2:1) gestürzten Mondsicheln.
  6. Vgl. nrr. 206, 210. In Jelins Werkstatt finden Kapitalis und Fraktur in ihrer charakteristischen Ausformung auch nebeneinander Verwendung, etwa auf der Grabplatte der Veronika von Remchingen († 1593) in Nagold (LKr. Calw): DI 30 (Calw) nr. 286.
  7. Pfeilsticker § 3009.

Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 211 (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0021104.