Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)

Nr. 309 Fellbach, ev. Lutherkirche St. Gallus 1647

Beschreibung

Hängeepitaph des Pfarrers Georg Konrad Maickhler. Innen an der Schiffnordwand. Holz, bemalt. Ädikula, in der zweistöckigen Giebelzone Porträt des Verstorbenen; auf dem Architrav in einem links und rechts abgerundeten Schriftfeld Versinschrift (A); im Hauptgeschoß, flankiert von freistehenden Säulen und von seitlichen Ausladungen in Roll- und Ohrmuschelwerk, Gemälde der Himmelfahrt Christi; im Sockelgeschoß zwischen den Säulenkonsolen Darstellung der Familie des Verstorbenen in einer offenen Säulenhalle: links Maickhler mit Vollwappen und zwei Söhnen, rechts vier Ehefrauen und drei Töchter, alle im Gebet kniend, vor den Söhnen ein Wickelkind, vor den Frauen vier Säuglinge, alle Personen außer Maickhler und dem als Säugling verstorbenen Sohn mit Namenbeischriften (B), teilweise mit Sterbekreuzchen über den Köpfen; im Untersatz die Sterbeinschrift (C). Alle Inschriften mit schwarzer Farbe aufgemalt; 1971 restauriert.

Maße: H. ca. 270, B. ca. 130, Bu. 1–1,8 (A), 0,3 (B), 1 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Fraktur (B, C), Humanistische Minuskel (C).

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    HAEC EST MAICLERI FACIES IPSISSIMA VATIS.UTRAQVE QVEM NOTVM REGIA SOLIS HABET1).UUIRTEMBERGA SUIS SI QUID PASTORIBUS UNQUAM /DEBUIT, HOC PATRI FELBACA TERRA SUO.a)

  2. B

    + Georg Weyrich · // + Cunrad · // + Margretha Binderin · // + Anna Sc[h]ultzin · // Agnes // Anna Margretha · // + Agnes Wielandin · // + Juditha · // Margretha Müllerin. // + [. . .]itha. // + Dorethea. // + Margretha. // + Anna Dorothea.

  3. C

    Donnerstag denn . 27. Maij Anno. 1647. vormit=/=tag vmb. 10. Uhren, ist in seinem Erlöser Jesu Christo seelig ein=/=geschlaffen, weilund der Ehrwürdig, Hochgelehrte Herr, / M(agister) Georgius Cunradus Maiccler. Poëta N(omine) C(aesaris)b) vnd dieser / Kirchen alhie Zue Felbach in die. 37. Jahr gewesner wohlver=/=dienter Pfarrer, welcher, nachdem er der Kirchen Gottes mit / eifer vnnd fleisz auch Herrlichen Schrifften, meniglich, beson=/ders vornehmen Herren mit Auffrichtigkheit die Tag / seines lebens gedienet vnnd seinen Vier Frawen / Zehen Kindern nützlich vorgestanden, Hat nach / ausgedaurten. [. .] Hauptsterben alhie, vnnd anderm / Unglückh auff obiggemelten tag sein leben / Seeliglich geEndet.

Übersetzung:

Dies ist das wahre Abbild des Dichters Maickhler, der wohlbekannt ist an beiden Höfen der Sonne. Wenn Württemberg jemals seinen Pfarrern etwas schuldig war, so war die Gemeinde Fellbach ihrem Vater dieses (Denkmal) schuldig.

Versmaß: Elegische Distichen (A).

Wappen:
Maickhler2.

Kommentar

Georg Konrad Maickhler (geb. 1574) ist der Sohn des Endersbacher Pfarrers Konrad Maickhler (vgl. nr. 285). Er war nach Tätigkeit als Diakon in Schorndorf ab 1610 Pfarrer in Fellbach und wurde vor allem als Verfasser religiöser Gedichte und durch sein aufopferungsvolles Wirken als Pfarrer während des Dreißigjährigen Krieges, insbesondere während der großen Pestepidemie, bekannt. Die (durch Restaurierung veränderten?) Namen seiner Ehefrauen stimmen nicht durchweg mit den anderweitig überlieferten Namen überein. Margarethe Müller soll seine erste Frau gewesen sein – nicht, wie nach dem fehlenden Sterbekreuz auf dem Epitaph zu erwarten, die letzte – , die zweite eine Margarethe geborene Wohlfahrt († 1626), die dritte war Anna Schultz († 1635)3.

Textkritischer Apparat

  1. Alle Anfangsbuchstaben vergrößert, die Wörter MAICLERI, UUIRTEMBERGA und PATRI FELBACA TERRA SUO insgesamt durch größeren Schriftgrad hervorgehoben.
  2. M(agister) … C(aesaris) in humanistischer Minuskel. Auflösung der Abkürzung N: C: unsicher.

Anmerkungen

  1. Die „beiden Höfe der Sonne“ (UTRAQVE REGIA SOLIS) sind eine Umschreibung des Maickhlerschen Wappens, s. die folgende Anm.
  2. Gesichtete goldene Sonne im schwarz-blau gespaltenen Schild; Helmzier: aus Helmkrone wachsende Figur mit goldenem Sonnengesicht und schwarz-blau gespaltenem Gewand, in der Rechten eine Spindel (?), in der Linken einen langen Stab haltend.
  3. Vgl. Borst, Fellbach 101–115.

Nachweise

  1. Schahl, Lutherkirche 78f. (Abb.).
  2. Kdm Rems-Murr 332, 329 (Abb.).
  3. Borst, Fellbach 65 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 309 (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0030906.