Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)

Nr. 250 Neustadt (Stadt Waiblingen), ev. Pfarrkirche U. L. Frau 1606

Beschreibung

Grabstein für vier Kinder des Pfarrers Michael Khuon (Kuhn) und für seine Frau Christina geborene Ölenheinz. Außen an der Westwand der Sakristei. Schlichte Platte, oben in Form eines Eselsrückenbogens abgeschlossen, die Inschrift im eingetieften Feld. Gelber Sandstein, stark verwittert, linkes Drittel der Inschrift fast völlig zerstört; das bekrönende Kreuz abgebrochen.

Ergänzungen nach örtlicher handschriftlicher Überlieferung1.

Maße: H. 168, B. 85, Bu. 2–5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. D(EO) · O(PTIMO) · M(AXIMO) · S(ACRVM) · /EH FOEMELLA CVBAT PROLES HIC KHVNIA TRIPLEX /[GA]VDENS CHRISTINA DE GENITRICE MODO / [MENS]TRVA PRIMA FVIT KATHARINA · SYNONYMA MATRI /[ALTERA] SED MENSES VIX ERAT ILLA NOVEM : /[TERTIA] SEMESTRIS VIVIS EXEMPTA SABINA EST /[QVAM N]IHIL EST HOMINIS SPES HONOR . ATQVE DECVS /[FAC DEVS O]CCVMBENS TENERAE SVB FLORE IVVENTAE /[VERE2) FL]ORESCAT TVRBA BEATA NOVO /

    MARC: X /[LASSET DIE] KINDER KOMMEN ZV MIR: /[DANN] GW[IS DA]S HIMMELREICH IST IHR3) /

    IN M[EM]ORIAM P(IAM) / P(OSVIT) PATER / [FI]LIOL(ARVM) CHARISS(IMARVM) / [M(AGISTER) MICH]AEL KHVON P(ASTOR) NEAPOL(ITANVS) /

    [OCC]VBVIT / [KATHARIN]A M D XCV. VI IVL(II) / [CHRIST]INA M D XCVII. XXV AVG(VSTI) / [SABINA] M D C XXI APRIL(IS) /

    [FILIIS HISCE TRIBVS] TENERI POST IVNGITVR ORIS /[IOHANNES MENSE]S [N]ATVS ET ILLE NOVEM /[PROLIS AD EXTREMVM]a) SVAVISQ(VE) ELENHEINCIA MATER /[QVAEb) SEX A LVSTR]IS SEPTIMVS ANNVS ERAT /

    [O]BIIT / [IO]HANN[ES F(ILIVS)] MDCII VIII FEBR(VARII) / CHRISTINA M(ATE)R MDCVI XVIII SEPT(EMBRIS)

Übersetzung:

Dem größten und besten Gott geweiht. – Ach, hier liegen drei Töchter der Familie Kuhn, die sich kaum freuen durften, nachdem Christina sie geboren hatte. Den Anfang machte die einen Monat alte Katharina. Die zweite trug denselben Namen wie die Mutter, sie wurde kaum neun Monate alt. Als die dritte wurde Sabina im Alter von einem halben Jahr (oder einem halben Monat?) von den Lebenden genommen. Wie nichtig ist des Menschen Hoffnung, Ehre und Zier! Laß, Gott, die selige Schar, die in der Blüte der zarten Jugend dahinsank, in einem neuen Frühling erblühen! – Zu frommem Gedächtnis an seine innig geliebte Töchterlein hat (dies Denkmal) der Vater, Magister Michael Kuhn, Pfarrer von Neustadt, gesetzt. – Es ist gestorben: Katharina am 6. Juli 1595, Christina am 25. August 1597, Sabina am 21. April 1600. – Zu diesen Töchtern gesellte sich später zarten Angesichts Johannes, auch er gerade neun Monate alt. Bis zuletzt war die Ölenheinzin für ihre Kinder eine zärtliche Mutter, sie war 37 Jahre alt. – Es ist gestorben der Sohn Johannes am 8. Februar 1602, die Mutter Christina am 18. September 1606.

Versmaß: Elegische Distichen; zwei deutsche Reimverse.

Kommentar

Michael Kuhn war von 1594 bis 1635 Pfarrer in Neustadt4. – Die letzten sieben Zeilen sind in kleinerem Schriftgrad ausgeführt. Möglicherweise wurden sie 1606 nachgetragen. Dann müßten die Grabschriften für die drei Töchter etwas früher (1600 oder kurz danach) angesetzt werden.

Textkritischer Apparat

  1. PROLIS AD EXTREMVM conj.; PROLES AD EXTREMAM Zmaila (wie Anm. 1).
  2. QVAE Zmaila (wie Anm. 1); wohl eher CVI?

Anmerkungen

  1. Mitgeteilt von Herrn Pfarrer Gustav Zmaila, Waiblingen-Neustadt.
  2. Zweite Silbe lang gemessen; es kann sinngemäß aber nur der Ablativ Sing. von ver gemeint sein.
  3. Nach Mk 10, 14.
  4. Vgl. Kdm Rems-Murr 1275.

Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 250 (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0025001.