Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)

Nr. 207 Kirchberg a.d. Murr, Magengasse 19 (ehem. Oberstenfelder Kelter) 1592

Beschreibung

Bauinschrift der Sophia von Remchingen, Äbtissin von Oberstenfeld. Im Treppenhaus des Zwerchgiebelanbaus an der Westseite eingemauert; ursprünglich außen an unbekannter Stelle. Querrechteckige Tafel mit breitem gekehltem Rahmen; im Feld vierzeilige Inschrift, die sich in einer fünften Zeile auf dem unteren Rahmen fortsetzt. Grüner Sandstein, Oberfläche stellenweise bestoßen, Schrift mit schwarzer Farbe unsachgemäß nachgezogen.

Maße: H. 48, B. 91, Bu. 6 (letzte Zeile 3,5) cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. ANNO DOMINI ·1·5·9·2· / IST · DISEa) · KELTERb) · DVRCHc) · DIEa) · ER/WIRD(IGE)d) VNDe) · EDL(E)f) · FRAWg) · SOPHIah) / VO(N)i) · REMCHING(EN)k) VNDe) · CHORIVNGFR(AW)l) // DES · FREIEN ADELICH(EN)m) STIFTSn) · OBERSTENFeLDo) · ERBAWT

Kommentar

Die Schrift ist bemerkenswert wegen der zahlreichen Enklaven und übergeschriebenen Buchstaben und wegen einzelner ungewöhnlicher Buchstabenformen: a und e kommen in Minuskelform vor, E ist einmal zweibogig. Auffällig ist vor allem das R mit oben eingerollter und nicht bis zur Haste geführter Cauda, dem die einmal verwendete Form des S aus zwei gegenläufigen eingerollten Bögen entspricht. Als Worttrenner sind meist kleine Schrägstriche auf Zeilenmitte eingefügt. Die erste Zeile weicht in der Zeilenhöhe geringfügig, in den unbeholfenen Buchstabenformen aber erheblich vom restlichen Text ab, so daß man sicher einen Steinmetzwechsel annehmen muß. Der zweite Steinmetz hat sich dann bemüht, durch seine raumsparende Schreibweise die vom ersten Schreiber zu groß angefangene Inschrift im gleichen Schriftgrad zu Ende zu führen, sah sich aber schließlich doch gezwungen, auf den unteren Rand auszuweichen.

Neben weiteren Gütern besaß das adlige Chorfrauenstift Oberstenfeld in Kirchberg die Kelter und – im selben Weinberggewann – den Hof Eichhalden1. Sophia von Remchingen war die Tochter des württembergischen Obervogts zu Kirchheim unter Teck Hans von Remchingen († 1576). Von 1590 bis 1598 war sie Äbtissin zu Oberstenfeld und lebte auch danach bis zu ihrem Tod 1614 im Stift2. In der Inschrift wurde der Titel der Äbtissin offenbar versehentlich ausgelassen.

Textkritischer Apparat

  1. I in D eingestellt.
  2. T klein über den Balken des L gesetzt.
  3. Enklaven V in D und H in C.
  4. Abkürzung durch Doppelpunkt.
  5. N klein in das V eingeschrieben.
  6. Doppelpunkt als Kürzungszeichen, zusammen mit dem L in D eingeschrieben.
  7. A klein zwischen R und W gestellt.
  8. H klein unter den Bogen des P gesetzt, a als Minuskel.
  9. O klein in das V eingeschrieben.
  10. Enklave H in C; Kürzung durch Doppelpunkt. Danach vermutlich durch Steinmetzfehler das Wort ÄBTISSIN ausgefallen.
  11. Enklaven H in C, R in O und N in V; zweites R klein hinter den Mittelbalken des F gesetzt, Kürzung durch Doppelpunkt.
  12. Enklaven E in D und H in C; I klein über den Balken des L gesetzt; Kürzung durch Doppelpunkt.
  13. I und T klein auf Zeilenmitte.
  14. Erstes E in den unteren Bogen des B eingeschrieben, S klein neben den Bogen des R gestellt, N klein zwischen Mittelbalken und unteren Balken der TE-Ligatur sowie D klein über den Balken des L gesetzt.

Anmerkungen

  1. Vgl. LdBW III 513.
  2. Vgl. DI 25 (Ludwigsburg) nr. 566.

Nachweise

  1. Kdm Rems-Murr 498.

Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 207 (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0020700.