Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)

Nr. 196 Oberbrüden (Gde. Auenwald), ev. Pfarrkirche St. Petrus 1582

Beschreibung

Epitaph der Gertrud Birk geborene Wernlin († 1581). Innen an der Chor-Südwand; aus der 1963 abgebrochenen Fleckenkirche in den Neubau von 1958/59 übernommen. Hochrechteckige bemalte Holztafel mit Segmentgiebel und geschweiftem Untersatz. Im Giebelfeld Gottvater über den Wolken, im Hauptgeschoß Kruzifixus mit Titulus (A), flankiert von zwei Schriftkartuschen (B, C), unter dem Kreuz kniend die Familie der Verstorbenen, links der Ehemann mit zwei Söhnen, rechts die Verstorbene selbst mit vier Töchtern, alle Kinder zu Häupten mit Namenbeischriften in Schriftbändern (D) bezeichnet, unter dem Ehepaar zwei Vollwappen; unter dem Gemälde ein breites gerahmtes Schriftfeld mit dreispaltig angeordneter Grabschrift (E), die sich auf dem Untersatz in zwei Spalten fortsetzt (F). Schrift schwarz auf weißem Grund.

Maße: H. 218, B. 136, Bu. 3 (A), 1,5 (B, C, E, F), 0,5 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis (A, B), Fraktur (B–F).

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/5]

  1. A

    INRI

  2. B

    · M(agister) · thomas birckh pfarer / Der Zeit Zu obern / Brid / EPITAPHIVM · F(ECIT)

  3. C

    Gertrudt verstorben / Jn gott / Der mein Seel in seinner / Handt hött

  4. D

    Daniel // Johannes. / + // Gertrud. // Tabitha. // Susanna. // Sabina

  5. E

    Herrn Johan wernlin Kirchenrhat /Zu Stutgart in der werden stat /War fünfftzig acht geboren /Ein tochter from Rein im Ehstandta) /Nach irer Mutter gertrudt genant /Von Gott mir auser koren //

    Vff sein stifftung zu meim Ehweib /Hatt mier sechs kindlin von irm leib /Wie fruchbarhafft weinreben /Als sie nu Ehlich bei mier war /Vier tag · 20 · wochen siben iahr /Mittheilt aus Gottes segen //

    Endtlich am 4 vnd zwentzgsten tagb) /Septembris achtzgen eins sie gab /Durch ein misburt Ir leben /In Gottes hand · da ietz ir seel /Mitt fröeden wardt Ohn alle quel /Bisz ir würdt wider geben //

  6. F

    Ihr leib so hie ligt im Ruwbeht /Vff hoffnung sclafft · gwis in erwecktc) /Vnd bringt sie beide zsamen, //Am Jüngstentag der ewig Gott /Wöll unsz beisthen in letzster nott /Wer das da list sprech amen · /1 5        8 2

Versmaß: Deutsche Reimverse (E, F).

Wappen:
Birk1, Wernlin2.

Kommentar

Thomas Birk, 1550 geboren in Urach, kam nach Studium in Tübingen, Kollaboratur am Pädagogium in Stuttgart 1573, Diakonat in Murrhardt 1574 und Pfarramt in Erbstetten 1575 im Jahr 1580 nach Oberbrüden. 1586 wechselte er nach Untertürkheim; 1609 wurde er wegen Streitsucht aus dem württembergischen Kirchendienst entlassen, jedoch nach mehrjähriger Pfarrtätigkeit im badischen Mauer und Gauangelloch (Stadt Leimen, Rhein-Neckar-Kreis) wieder als Pfarrer in Rottenacker (Alb-Donau-Kreis) eingestellt; 1632 ist er gestorben3. Bekannt wurde er als Verfasser von Komödien und moralischen Volksschauspielen, die auch Interesse am Stuttgarter Hof fanden.

Gertruds Vater Johann Wernlin war Kanzleiverwalter und Visitationsrat zu Stuttgart4.

Textkritischer Apparat

  1. standt klein unter die Zeile gesetzt.
  2. g klein unter die Zeile geschrieben.
  3. r nachträglich übergeschrieben.

Anmerkungen

  1. In Rot ein schwarzer Rabe; Helmzier: Baum (redend: Birke).
  2. In Schwarz ein weißes Einhorn auf grünem Dreiberg; Hemlzier: das Einhorn wachsend.
  3. Baden-Württ. Pfarrerbuch I, 2 nr. 295.
  4. Ebd.; dort auch die Reihenfolge der auf dem Epitaph abgebildeten Kinder nach ihren Geburtsdaten: 1. Johannes 1575, 2. Sabina 1576, 3. Susanna 1577, 4. Daniel 1578, 5. Tabitha 1579.

Nachweise

  1. Kdm Rems-Murr 198 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 196 (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0019601.