Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)

Nr. 165 Bittenfeld (Stadt Waiblingen), ev. Pfarrkirche St. Ulrich 1555

Beschreibung

Grabmal des Jörg von Bernhausen zu Buchenbach. Zwei Werkstücke, getrennt aufgestellt: Schriftplatte auf der Westempore lose an die Wand gelehnt, ursprünglich Aufsatz des Grabmals, zuletzt bis 1971 in die Rückseite des Altars eingelassen. Hochrechteckige Platte mit fast vollrunder Ritterfigur an der Ostwand des Schiffs unter der Nordempore; ursprünglicher Standort unbekannt. Auf einem Hund stehender bärtiger Ritter mit offenem Visierhelm, den Streitkolben in die Hüfte gestützt, die Linke am Schwert; oben beiderseits je ein Vollwappen. Schrifttafel querrechteckig, die Schrift (A) in neun vorgeritzten Zeilen eingehauen und schwarz nachgezogen, Anfangsbuchstaben und Zahlen rot ausgezeichnet. Alles grauer Sandstein, Figurenplatte in der unteren Hälfte stark verwittert, Waffen abgebrochen; Steinmetzsignatur (B) an nicht näher bezeichneter Stelle bezeugt, nicht mehr vorhanden.

Inschrift (B) nach Kdm Rems-Murr.

Maße: H. (Figurenplatte) 193, B. 85, H. (Schrifttafel) 71, B. 85, Bu. 5cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    ANNO · DOMINI ·1·5·5·5· DEN / · 21 · TAG · MAIIVS · STARB · D/ER · EDEL · VND · VEST · IERG / · VON · BERNHAVSEN · ZVOa) · / BVCHENBACH1) · DER · EILT=/ER · DEM GOT · AIN · FROLICH=/E · VFERSTEHVNG · VERL=/=EIHEN VND · GNEDIG · SE=/=IN · WELL · AMENb)

  2. B

    MK 1[. .]4 IARc)

Wappen:
Bernhausen, Gaisberg.

Kommentar

Die Schrift ist in einzelnen Buchstabenformen – oben offenes D mit nur halbhoher Haste, spitzovales O, R mit sehr kleinem Bogen – noch frühhumanistischen Kapitalis verpflichtet. Die Sporen sind überbetont, an Balken- und waagrechten Bogenenden sind sie grundsätzlich schräg angefügt; als Worttrenner sind große Quadrangeln gesetzt. Dieselben Schrifteigentümlichkeiten finden sich auf der Grabplatte der Margarethe Sturmfeder (nr. 166) wieder, die von demselben Steinmetz gearbeitet wurde2.

Jörg von Bernhausen ist 1531 als Obervogt von Waiblingen und Winnenden bezeugt3. Er war seit etwa 1541 verheiratet mit Maria von Gaisberg, Tochter Klaus’ III. († 1541), die 1584 Gut und Schloß Buchenbach verkaufte4.

In der Bittenfelder Kirche befand sich „bis vor kurzer Zeit“ auch die Grabplatte Jörgs von Bernhausen5 mit Umschrift; über Verbleib und Wortlaut der Grabschift ist nichts bekannt.

Textkritischer Apparat

  1. O winzig über V übergeschrieben.
  2. Danach Rankenornament als Zeilenfüller.
  3. Kdm Neckarkreis 498 erwähnt nur die Initialen MK. Stimmt die in Kdm Rems-Murr 1230 überlieferte, schon um 1980 nicht mehr überprüfbare Lesung, so wäre das Grabmal wohl ein Jahr früher zu 1554 anzusetzen, das Todesdatum oder die gesamte Grabschrift wären dann 1555 nachgetragen worden.

Anmerkungen

  1. Buchenbachhof: Birkmannsweiler, Stadt Winnenden, vgl. LdBW III 574.
  2. Der Steinmetz MK ist auch im heutigen Landkreis Ludwigsburg tätig gewesen, vgl. DI 25 (Ludwigsburg) nr. 347: Grabplatte des Alexander Zerweck von 1572 in Marbach a. N.
  3. Pfeilsticker § 3009.
  4. Gaisberg v. Schöckingen, Stammbaum Gaisberg 5.
  5. Kdm Rems-Murr 1230.

Nachweise

  1. Heilemann 17.
  2. Kdm Rems-Murr 1230.

Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 165 (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0016507.