Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)
Nr. 142 Budapest (Ungarn), Szépmüvészeti Múzeum (Museum der Bildenden Künste) 1531
Beschreibung
Zwei zusammengehörige Brustbilder des Backnanger Untervogts Michael Fickler und seiner Frau Benigna geborene Münsinger von Frundeck. Inv.-Nr. 53.424 und 53.425; aus der Wiener Sammlung des Grafen Zichy 1906 als Vermächtnis des Jenö Zichy nach Budapest in die Städtische Galerie gekommen, deren Sammlung 1953 vom Museum der Bildenden Künste übernommen wurde1. Öl auf Tannenholz; die beiden Eheleute im Halbprofil einander zugekehrt, in der jeweils inneren oberen Ecke der beiden Tafeln die Inschriften (A) und (B), Gold auf blauem Grund. Beide Inschriften erneuert.
Maße: H. (jeweils) 48,5, B. 34,5 bzw. 34,0, Bu. 0,8–0,9 cm.2
Schriftart(en): Schrägliegende Kapitalis3.
- A
· M · D · XXXI · / MICHAEL FIKLER FVRST[L(ICH)] / WIRTENBERGISCHER VOGt / ZVE BAKANA ·
- B
· M · D · XXXI. / BENIGNA EIN GEBORNE / MYNSINGERIN VON FRVNDEK / SEIN EHELICHE HAVSFRAV ·
Anmerkungen
- Vgl. Végh Nrr. 39 u. 40.
- Einzelne überhöhte Anfangsbuchstaben: 1,2 cm.
- Sicher nicht ursprünglich; für die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts ist die aufrecht stehende Kapitalis zu erwarten.
- Thöne 152.
- Végh Nr. 39.
- Pfeilsticker §§ 2191, 2149; ferner: Wilhelm Koch, Johann Baptist Fickler, in: Heimatverein Weil der Stadt. Berichte u. Mitt. 24 (1973) Nr. 4, 2–7.
- Epitaph an der kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul.
- Tochter des württembergischen Kanzleischreibers und späteren Vizekanzlers und Kanzlers unter österreichischer Regierung Josef Münsinger von Frundeck († 1560) aus Ulm und der Agnes Breuning, vgl. Bernhardt 515f.; nach Thöne 150 soll Benigna die Schwester Josefs gewesen sein.
Nachweise
- Thöne 150f. (Abb.).
- Koch (wie Anm. 6) 7 (Abb.).
- Végh Nrr. 39, 40 (Abb.).
- Festschrift Backnang 7.
- Bomm/Fritz/Reustle/Schweizer 73.
Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 142 (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0014204.
Kommentar
Friedrich Thöne identifiziert als Maler des Gattenporträts unter Vorbehalt den auch in Herrenberg, Stuttgart und Tübingen tätigen Heinrich Füllmaurer4, was von János Végh zuletzt wieder bestritten wurde5. Die beiden Gemälde sind möglicherweise anläßlich der Hochzeit des Paares entstanden.
(Johann) Michael Fickler ist 1529–30 als (Unter-)Vogt zu Besigheim bezeugt, dann von 1530 bis 1534 als Untervogt zu Backnang6. Er entstammt einer Familie in Weil der Stadt (LKr. Böblingen), wo er auch 1544 – dem katholischen Glauben treu geblieben und daher aus dem Vogtamt ausgeschieden – gestorben ist7. Benigna Münsinger war seine zweite Frau8; ihr Sohn Johann Baptist, erzbischöflich salzburgischer Rat und später Erzieher des bayerischen Erbprinzen Maximilian, führte gegen Ende des 16. Jahrhunderts erfolgreich die Gegenreformation in Weil der Stadt durch.