Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)

Nr. 130 Strümpfelbach (Stadt Weinstadt), ev. Pfarrkirche St. Jodokus 1. V. 16 Jh.

Beschreibung

Grabplatte des Leutpriesters Christan (Christmann) Springinshus. Innen an der Südwand des Chors. Ursprünglich wohl im Boden der Kirche in der Nähe des Taufsteins1, vielleicht 1784 bei der Erweiterung der Kirche herausgenommen und in Zweit- oder Drittverwendung in der Brunnenstube des sog. Rosenbrunnens an der Kelterstraße unzugänglich eingemauert; dort nach Versiegen des Brunnens 1958 entdeckt, geborgen und zunächst außen an der Pfarrscheuer aufgestellt. Rechteckige Platte, Umschrift durch eingehauene Linie vom Mittelfeld abgesetzt, darin unter einem Rundbogen in Flachrelief Gestalt eines stehenden Priesters mit Kelch in der Rechten, zu seinen Füßen Wappenschild, über dem Bogen in einer Zeile Fortsetzung und Ende der Umschrift, in den Bogenzwickeln links Stz. nr. 3, rechts Monogramm cS2. Roter Sandstein; in der rechten oberen Ecke großes rechteckiges Stück abgespitzt, linke untere Ecke weggebrochen, der linke Rand gerade beschnitten, wodurch das obere Viertel der Schriftzeile zerstört wurde. Über die gesamte Länge der Platte zieht sich eine etwa handbreite gleichmäßige Schleifspur.

Maße: H. 169, B. 76, Bu. 6,7–8,0 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. ANNO D(OMI)N(I . . . . . . . / . .] DIE IO(HANNI)S BAPTISTA O(BIIT) HONORABILIS D(OMI)N(V)S / CRISTMAN(VS) PLEBAN[(VS) /] PRIM(VS) IN STRI(M)PFELBACH CVI(VS) A(N)I(M)A REQVIE//STCATa) [IN PACE]

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn (. . . .) am Tag Johannis des Täufers (24. Juni) starb der ehrwürdige Herr Christmann, erster Pfarrer zu Strümpfelbach. Seine Seele ruhe in Frieden!

Wappen:
Springinshus3.

Kommentar

Die Schrift ist eine eigenwillige, sorgfältig gehauene Majuskel mit typischen Merkmalen der frühhumanistischen Kapitalis. Die schlanken Buchstaben haben etwa die Proportionen 2:1. Besonders auffällig sind die Formen von D mit offenem Bogen und Deckbalken nach links, M („byzantinisches M“), P mit auf der Grundlinie nach rechts umgeknickter Haste und S (Paragraphen-S bzw. oberer und unterer Bogen getrennt untereinander). E ist epsilonförmig, O spitzoval. Die Haste des I, der Schrägbalken des N und der Balken des H weisen eine Ausbuchtung auf.

Strümpfelbach war bis 1496 Filial von Waiblingen, nach Erhebung zur selbständigen Pfarrei war Springinshus der erste Pfarrer. Springinshus stammte aus Ulm, studierte zunächst in Ingolstadt (immatr. 1474)4, wo er vermutlich auch das Baccalaureat erlangte; 1477/78 schrieb er sich in die Tübinger Matrikel als Baccalaureus ein5. Als Strümpfelbacher Pfarrer ist er letztmals 1515 urkundlich bezeugt6.

Textkritischer Apparat

  1. Buchstabe nach S nicht eindeutig: Haste mit oberem Balken nach rechts, in Form eines Gamma. Möglicherweise stand in der Vorlage ein eckiges C.

Anmerkungen

  1. Bei Grabungen in den 50er Jahren dieses Jahrhunderts wurde hier ein Grab aufgedeckt, vgl. Weishaar, Bildstein (wie unt.).
  2. c aus dem gotischen Minuskel-Alphabet, um den Schaft ein kapitales retrogrades S mit gegabelten Enden gewunden: Namensmonogramm des Verstorbenen, vgl. Anm. 3.
  3. Monogramm cS (wie Anm. 2), darüber eine Krone.
  4. Matrikel Ingolstadt-Landshut-München I/1 Sp. 49: Cristannus Springinshaws de Ulma.
  5. Hermelink 1, 218: Christannus Springinshus de Vlma.
  6. Urkundenregesten Adelberg 102 nr. 580: Urkunde von 1515 III 24 mit Siegel des Pfarrers, in der Umschrift: Cristan Springiszhus.

Nachweise

  1. Klemm, Ortsnotizen (Stuttgart, Württ. LB Cod. hist. Q 347,3).
  2. Sophie Weishaar, 450 Jahre alter Bildstein entdeckt, in: Heimat-Glocken. Beil. zur Waiblinger Kreisztg. 1960 II 23 (Abb.).
  3. Schahl, Kunsttopograph. Teil 168.
  4. Kdm Rems-Murr 1401 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 130 (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0013004.