Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)

Nr. 124 Fellbach, ev. Lutherkirche St. Gallus 1519

Beschreibung

Gewölbeschlußstein im Turmerdgeschoß. Auf Vierpaßscheibe 3 (2:1 angeordnete) plastische Tartschenschilde, die beiden oberen nach innen gelehnt und mit einem Riemen verbunden: heraldisch rechts das Meisterzeichen (Stz. nr. 2), links die vierzeilig eingehauene Meisterinschrift, im unteren Schild Jahreszahl. Sandstein, farbig gefaßt, Schrift braun nachgezogen.

Maße: Dm. ca. 40, Bu. 2–3, letzte Zeile 1 cm, Zi. 4,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. maister / peter · v/on lau=/ano // 1 · 5 · 19

Wappen:
Meisterzeichen Peter von Lau (?).

Kommentar

Die Schrift ist sehr unregelmäßig gehauen, die Zeilen verlaufen nicht gerade und die Zeilenhöhe schwankt erheblich. Inkonsequente Worttrennung erschwert zudem die Lesung. Eine überzeugende Identifizierung des Baumeisters ist bislang nicht gelungen. Die ältere Lesung peter von can(statt) ist nach dem Befund jedenfalls abzulehnen, die Lesung peter von lau1 verdient den Vorzug vor dem ebenfalls erwogenen peter von lan (= Lahnstein)2. Die Inschrift zeigt keinerlei Kürzungsstriche, doch ist auch die Lesung peter v(on) / onlau (= Andlau?) möglich. Schließlich wurden bislang die – immerhin deutlich sichtbaren, wenn auch nicht farbig nachgezogenen – Trennungsstriche am Ende der dritten Zeile außer acht gelassen, die die Version peter v/on lauano bzw. lauand3 (= Lavant/Kärnten?) ins Spiel bringen. Will man die letzte Zeile – wie bislang stets – als an(n)o lesen, müßte zumindest erklärt werden, warum das Wort so klein in den oberen Schild gezwängt wurde, wo doch auf der unteren Tartsche für die Datierung ausreichend Platz zur Verfügung stand.

Durch die Inschrift werden Baumaßnahmen zur Erweiterung der Kirche dokumentiert4; aus demselben Jahr 1519 datiert auch die älteste Fellbacher Glocke (vgl. nr. 125).

Anmerkungen

  1. W.-G. Fleck, Lutherkirche Fellbach. [Fellbach 1973]; zuletzt auch Glässner, Grafenstadt 170; Herbst/Jenisch 120, 181. Die Lesung Canstatt bei Klemm, Baumeister 124 nr. 157.
  2. Hans Koepf, Die Baukunst der Spätgotik in Schwaben, in: ZWLG 17 (1958) 1–144, hier: 138.
  3. Mit unzialem d.
  4. Zur Baugeschichte vgl. Kdm Rems-Murr 319f.

Nachweise

  1. OAB Cannstatt 152.
  2. Kdm Neckarkreis 148.
  3. OAB Cannstatt2 535.
  4. Dehio/Piel 128.
  5. Schahl, Lutherkirche 74 (Abb.).
  6. Kdm Rems-Murr 319, 326.
  7. Borst 69.
  8. Herbst/Jenisch 120.

Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 124 (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0012406.