Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)

Nr. 118† Backnang, ev. Stiftskirche St. Pankratius (1515)

Beschreibung

Metallauflagen für die Grabplatte eines Markgrafen Hermann oder Rudolf von Baden. Wappen- und Schrifttafel wie nrr. 115, 116. Schrifttafel bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht mehr vorhanden; zugehörige Wappentafel bis 1895 auf der Grabplatte im Fußboden des Chores über dem Steinsarg für die beiden angeblichen Söhne des Markgrafen Hermann (vgl. nr. 111), dann an der Chor-Ostwand angebracht, seit 1929 an der Westwand der Krypta. Grabplatte verloren1, Steinsarg in der Krypta aufgestellt.

Wortlaut nach Wolleber.

Maße: H. 22,5, B. 57 cm.2

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. HOC FRATRVM ALTERIVS FVERIT SIVE ILLE RVDOLFVSa) HERMANNVSVE IACENT OSSA REPOSTAb) LOCOQVANDO MONASTERIVM CONSVMPSERAT HOSTICVS IGNISHI REPARATORES INSTITVERE NOVVM

Übersetzung:

An diesem Ort beigesetzt liegen die Gebeine eines der beiden Brüder, es mag Rudolf sein oder Hermann: als feindliches Feuer das Kloster verzehrt hatte, haben sie es wiederhergestellt und neu errichtet.

Versmaß: Elegische Distichen3.

Wappen:
Baden.

Kommentar

Während das Grabtäfelchen des zugehörigen Steinsarges noch passend zu den beiden beigesetzten Knabenskeletten von den ossa filiorum Domini Hermanni Marchionis… monasterii… reparatoris spricht (nr. 111), wird hier die Grabschrift direkt auf einen von zwei reparatores bezogen. Mit dem Brüderpaar Hermann/Rudolf können jetzt eindeutig nur mehr Hermann VI. und sein Bruder gemeint sein, die aber beide nachweislich nicht in Backnang bestattet sind. Nachdem man 1513 auf den Grabtäfelchen lediglich einen Identifizierungsversuch unternommen hatte, ohne die Toten zu benennen, wollte man bei der repräsentativen, sichtbar angebrachten Schrifttafel offensichtlich nicht auf den Namen des. bzw. der Verstorbenen verzichten. Den falschen Ausweg wies vielleicht die chronikalische Überlieferung Rüttels4. Rüttel bezeichnet die beiden Brüder zum Zeitpunkt des Todes ihres Vaters, als sie sich ihrer Feinde erwehren mußten und schließlich nach ihrem Sieg das Backnanger Stift wieder aufbauten, als pupilli und als in minori…aetate constituti. In Unkenntnis der frühen Genealogie des badischen Hauses konnte diese Notiz dazu verleiten, die beiden beigesetzten Kinder mit den Brüdern Hermann und Rudolf zu identifizieren. Warum freilich die Grabschrift nur auf einen der beiden Bezug nimmt, bleibt unklar.

Textkritischer Apparat

  1. Rodolfus Herbster.
  2. REPOSTA Wolleber; SEPULTA Kdm Rems-Murr unter Berufung auf Herr (wie Anm. 1) „auf Grund von Quellen“; Herkunft der Lesung unklar.

Anmerkungen

  1. Maße nach Herr (GLA Karlsruhe, HfK Hs. 510, IX) 28r: H. 237, B. 120 cm.
  2. Maße nach der Vertiefung in der Grabplatte, bei der Grabung 1826 noch erkennbar, vgl. Herr (GLA Karlsruhe, HfK Hs. 510, IX) 28r.
  3. Prosodischer Fehler im 3. Vers: die dritte Silbe von monasterium ist kurz gemessen.
  4. Aufzeichnung aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, ed. in WUB 4 Nachtrag 123.

Nachweise

  1. Wolleber, Chor. Würt. (Mh6) 440 (112v neu); (J1 Nr. 24) 557.
  2. Gabelkover (HStA Stuttgart, J1 Nr. 136 I) Backnang 30 (= Brief des Backnanger Lateinlehrers Daniel Mehrat von 1589 XI 30).
  3. Herbster, Kollektaneen 3 (GLA Karlsruhe 65/779) 105 (Aufzeichnung des Backnanger Stadtpfarrers Joh. Philipp Bauder).
  4. Herr (GLA Karlsruhe, HfK Hs. 510, IX) 14 (Reinschrift 1827; fehlt im Protokoll 1826).
  5. Ders. (65/1086) 3v u. 59v.
  6. OAB Backnang 128.
  7. Klemm, Erzplatten 111.
  8. Wunder, Zur Geschichte der älteren Markgrafen 15.
  9. Kdm Rems-Murr 232.
  10. Wunder, Die ältesten Markgrafen 104.

Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 118† (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0011808.