Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)

Nr. 109 Backnang, ev. Stiftskirche St. Pankratius 1513

Beschreibung

Translationstafel im Grab für Markgraf Hermann III. von Baden († nach 1164) und seine Frau Bertha sowie für weitere Familienangehörige, darunter für seine Mutter Judith (Junta). In der Krypta, in einem quadratischen Steinsarg vor der Westwand, unzugänglich; bis 1929 im Chor. Bleiplättchen mit eingravierter Inschrift.

Wortlaut nach Herr, fol. 27v.1

  1. Hec ossa D(omi)ni Hermanni Marchionis de Baden. Filii Hermanni fundatorisa) hujus collegii et uxoris sue [Berthe]b) aliorumque quorundam et presertimc) Junte uxoris primi Fundatoris translata sunt illucd) ex capella S(ancte) Marie Magdalene Anno D(omi)ni M(illesimo) Quingentesimo Tredecimo. X K(a)l(end)as Octobris.

Übersetzung:

Diese Gebeine von Herrn Hermann Markgraf von Baden, Sohn Hermanns, des Gründers dieses Stifts, und von seiner Frau Bertha sowie von weiteren Personen, namentlich (…) von Junta (Judith), der Frau des ersten Gründers, sind hierher überführt worden aus der Kapelle der hl. Maria Magdalena im Jahr des Herrn 1513 am 10. vor den Kalenden des Oktober (22. September).

Kommentar

In dem kleinen Steinsarg liegen die – 1826 noch wohlerhaltenen – Skelette von fünf Erwachsenen. Neben Hermann III. und seiner Frau Bertha2 war 1513 nach Aussage der Grabinschrift nur mehr Hermanns Mutter Judith (vgl. nr. 108) eindeutig zu benennen gewesen, bei den beiden übrigen Toten handelt es sich vermutlich um unbekannte Mitglieder des Markgrafenhauses3. Die Magdalenenkapelle, in der sich die Gräber ursprünglich befanden, ist noch nicht lokalisiert. – Hermann III. hatte 1134 mit seiner Frau Bertha sein Gut in Heiningen dem Pankratiusstift übertragen und 1145 die Stiftungen seines Vaters bestätigt.

Textkritischer Apparat

  1. primi fundatoris Herr, fol. 2r.
  2. Ergänzung Herrs, fol. 27v; ebd. 2r: suae – – – (caret nomine).
  3. Danach drei Auslassungs(?)-Striche. Legt man die Zeilenlänge zugrunde, kann nicht viel ausgefallen sein. Herr, fol. 2r: praesertim ut (erant) Junte (Judintha/Jmutha).
  4. illuc fehlt Herr, fol. 2r.

Anmerkungen

  1. Da es sich bei der Aufzeichnung Bachofers (Herr fol. 2) offenbar nicht um seine Originalunterlagen handelt, die bei der ersten Gräberöffnung im Frühjahr 1826 angelegt wurden (vgl. nr. 109 Anm. 2), sondern um eine für Herr bestimmte Abschrift wird hier der Version der Vorzug gegeben, die in dem Protokoll Herrs erscheint und die wohl nach Vergleich aller damals zur Verfügung stehenden Dokumente von Herr zusammengestellt und von Bachofer (durch seine Unterschrift unter das Protokoll) bestätigt wurde.
  2. Vielleicht eine Tochter Konrads III. aus seiner ersten Ehe mit Gertrud von Komburg, vgl. Hansmartin Decker-Hauff, Das Staufische Haus, in: Die Zeit der Staufer. Katalog der Ausstellung III. Stuttgart 1977, 339–374, hier: 354. Zur staufischen Abstammung zuletzt skeptisch: Schmid, Werdegang 66f.
  3. Herr (GLA Karlsruhe HfK Hs. 510, IX) 21r, 22r, 27v will in den Toten einen weiteren Sohn Hermanns II., Markgarf Albrecht († angebl. 1169), und dessen Frau, eine Gräfin Judith von Habsburg, sehen, gestützt auf einen nicht näher bezeichneten badischen Stammbaum des baden-badischen Archivars Zewisch, in dem beide Personen als in Backnang bestattet aufgeführt seien.

Nachweise

  1. Herr (GLA Karlsruhe, HfK, Hs. 510, IX) 2r (Aufzeichnung Bachofers), 27v (Protokoll), 13 (Reinschrift).
  2. Kdm Rems-Murr 230.
  3. Wunder, Die ältesten Markgrafen 105.

Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 109 (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0010906.