Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 663† Domkirche, südliches Seitenschiff 1699

Beschreibung

Epitaph für Johannes Götzfried, ehemals beim St. Annen-Altar im südlichen Seitenschiff an der Wand1). Das Epitaph ist verloren, kann aber aufgrund der Abzeichnung in ABAdW, Grabsteinbuch beschrieben werden2). Demnach handelte es sich um eine Inschriftentafel mit einer 17-zeiligen Inschrift (II) in ornamentiertem Rahmen zwischen zwei korinthischen Säulen, ruhend auf einer schmalen Konsolbank. Unter der Inschrift ein Totenschädel auf zwei gekreuzten Knochen. Im Architrav in ovalem akanthusblattgerahmten Rundfeld die Inschrift I. Als Bekrönung eine akanthusblattgeschmückte Kartusche mit dem Vollwappen, von zwei geflügelten Putti gehalten.

Text nach Cranner.

  1. I.

    Ultima linea

  2. II.

    Siste viator et considera fragiles inanesque mortalium spes. Ad hoc altare a se excultum quiescit Ioannes Gözfrid S(acro)S(anctae)a) Theologiae Doctor hujus ecclesiae cathedralis Canonicus et Scholasticus ad S(anctum) Ioannem Praepositus, olim diversis ecclesiasticis dignitatibus laboriose functus, diversasque rerum vicissitudines expertus, tandem vero senio et diuturno morbo confectus, christoque Crucifixo, quem sui haeredem instituit, unice addictus ad alterum saeculum transiit anno 1699. 19 Maji.

Übersetzung:

Der letzte Str(e)ich. (I)

Bleibe stehen, Wanderer, und betrachte die Hoffnungen der Sterblichen als brüchig und nichtig! Bei diesem Altare, den er (selbst) hat ausstatten lassen, ruht Johannes Götzfried, Doktor der hochheiligen Theologie, Kanoniker an dieser Bischofskirche und Scholasticus, Propst bei St. Johann. Einst hat er verschiedene kirchliche Würden mit großer Mühewaltung bekleidet und verschiedene Wechselfälle des Lebens erlebt; schließlich aber ist er, von Altersschwäche und langwieriger Krankheit entkräftet, dem gekreuzigten Christus, den er als seinen Erben eingesetzt hatte, in einzigartiger Weise ergeben, am 19. Mai des Jahres 1699 in die andere Welt getreten. (II)

Datum: 1699 Mai 19.

Wappen:
Götzfried3).

Kommentar

Johannes Götzfried wurde am 4. Februar 1634 in Mindelheim (Lkr. Unterallgäu/Schw.) geboren. Seine Eltern waren Ulrich Götzfried und Maria, geborene Dening aus Endersried (wohl Engetried, Gde. Markt Rettenbach, Lkr. Unterallgäu/Schw.)4). Er immatrikulierte sich im Wintersemester 1653 an der Universität Ingolstadt für die Fächer Theologie und Philosophie5); am 4. Juli 1663 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert6). Bereits 1658 wurde er in Augsburg zum Priester geweiht und erhielt die Pfarrei Babenhausen (Lkr. Unterallgäu/Schw.). Am 9. August 1669 wurde er in das Regensburger Domkapitel aufgenommen, war Generalvisitator und Offizial, von 1679 bis 1686 Generalvikar und 1698 Scholasticus. Im Jahr 1696 wurde er zum Propst von St. Johann ernannt. Dieses Amt konnte er nur noch kurze Zeit ausüben, denn er starb bereits knapp drei Jahre später. Er war der zweite Gründer des Regensburger Jesuitenkollegs und vermachte sein Vermögen den armen Studenten der dortigen Schule7). Im südlichen Seitenschiff beim ehemaligen St. Annen-Altar in unmittelbarer Nähe des Epitaphs befand sich im Boden seine Grabstätte (s. Kat.-Nr. 664 †). Johannes Götzfried hat laut Inschrift diesen Altar noch zu Lebzeiten neu ausstatten lassen (s. Kat.-Nr. 665 (†)).

Textkritischer Apparat

  1. SS-Kürzung, evtl. auch für Sanctissimae.

Anmerkungen

  1. Cranner 112; Freytag/Hecht 19.
  2. ABAdW, Grabsteinbuch 46.
  3. Zwei oberhalbe bekleidete Männer, einander zugewandt, einen Kranz und je einen Palmzweig haltend; Leoprechting 149; Bernclau, Episcopatus 221.
  4. Güntner, Pröpste 48.
  5. Pölnitz, Matrikel Ingolstadt 1653, 783,40.
  6. Resch/Buzás, Verzeichnis der Doktoren und Dissertationen I, 21.
  7. Leoprechting 149; Paricius, Nachricht 68; Bernclau, Episcopatus 221; Mayer, Thesaurus III, 170, 200 (Text seines Testamentes), IV, 237; Freytag/Hecht 19; Ries, Generalschematismus 61; Kremer, Herkunft und Werdegang 367.

Nachweise

  1. ABAdW, Grabsteinbuch 46; Archiv Alte Kapelle, sign 506; Bernclau, Episcopatus 221f.; Cranner 112f.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 663† (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0066304.