Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 659† Domkirche, Südturm 1696

Beschreibung

Glocke, genannt Hußglocke, mit der Inschrift I, ehemals im Südturm, gegossen von Johann Gordian Schelchshorn1). Unter der Darstellung des Hl. Wolfgangs die Inschrift II. Vermutlich waren die Inschriften analog zu den anderen Glocken aus dieser Zeit in kapitalen Buchstaben gegossen.

Text nach Walter.

Maße: Du. 100 cm, H. 78 cm.

  1. I.

    Reverendissimum atque illustrissimum canonicorum cathedralium regnans capitulum anno Domini 1696 sonorum hoc aes omne partim de novo fundi partim ad meliorem harmonium reduce curavit excitandis devotionis studiis ut regnante capitulo luculenter regnaret et pietas.

  2. II.

    Joh(ann) Gordian Schelchshorn in Regensburg goß mich.

Übersetzung:

Das hochwürdigste und durchlauchtigste Kapitel der Domherren hat zur Zeit seiner Regierung im Jahre des Herrn 1696 all dieses klangvolle Erz teils neu beschaffen, teils zu besserer Harmonie umgießen lassen zur Erweckung des Eifers in der Andacht, damit, während das Domkapitel regiert, allenthalben auch herrsche die Frömmigkeit. (I)2)

Kommentar

Die Hußglocke wurde anläßlich der Erneuerung des Domgeläuts zwischen 1694 und 1696 vom Domkapitel gestiftet, dem in dieser Zeit die Regierung des Bistums oblag, da Bischof Joseph Clemens aus dem Hause Wittelsbach nur selten in Regensburg anwesend war. Sie stammte aus der Werkstatt des Regensburger Glockengießers Johann Gordian Schelchshorn (zur Biographie s. Kat.-Nr. 653), hatte einen Durchmesser von 100 cm, wog ca. 550-600 kg und kostete 300 fl.3). Der Name ist wohl herzuleiten vom Hußausläuten um 10 Uhr abends, das an die Hussitengefahr Ende des 15. Jahrhunderts erinnerte und das Ende des Tages und die Sperrzeit der Wirtshäuser einläutete4). Sie wurde zusammen mit der Gebetsglocke (s. Kat.-Nr. 653) im Jahr 1942 aufgrund der nationalsozialistischen Verordnungen beschlagnahmt und kam aus dem Hamburger Glockenlager nicht mehr zurück5).

Anmerkungen

  1. Kdm Regensburg I, 132; Schuegraf, Dom I, 105 (Anm. 61); Walter, Glockenkunde 382; Zahn, Dom 102.
  2. Übersetzung nach Walter, Glockenkunde 382.
  3. Cranner 18/1: 6 Zentner; Wanderer, Die Glocken des Regensburger Domes, in: Altbayerische Heimat 1949, 8: 40 Zentner; Magerl, Die Glocken des Domes 6.
  4. Heydenreuter, Vom Abbrändler zum Zentgraf 104.
  5. Magerl, Die Glocken des Domes 3; da es keinen Nachweis für das Einschmelzen gibt, ist zu vermuten, dass sie bei einem Bombenangriff zerstört wurde; für diesen Hinweis bedanken wir uns bei Herrn Claus Peter, Hamm.

Nachweise

  1. Walter, Glockenkunde 382; Zahn, Dom 102; Wanderer, Die Glocken des Regensburger Domes Nr. 8, (Inschrift II); Magerl, Die Glocken des Domes 6.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 659† (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0065907.