Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 653† Domkirche, Südturm 1694

Beschreibung

Glocke, genannt Gebetglocke, ehemals im Südturm der Domkirche1). Als Bildschmuck waren St. Petrus und St. Paulus mit den übrigen Aposteln in Medaillons dargestellt. Unter St. Petrus die Inschrift II. Sicherlich waren die Inschriften analog zu den anderen Glocken aus dieser Zeit in kapitalen Buchstaben gegossen.

Text nach Walter.

Maße: Du. 138 cm.

  1. I.

    Splendida discipulis Christi campana dicatur,Qui sonus aerum pellat ab urbe malum,Dissipet astutas infesti daemones artes,Ut superis populus corda litare queat.Anno 1694.

  2. II.

    Joh(ann) Gordian Schelchshorn in Regensburg goß mich.

Übersetzung:

Den Zwölfboten des Herrn sei geweiht diese herrliche Glocke, möge verjagen ihr Schall Unheil der Luft von der Stadt, möge er brechen die Macht der feindlichen Kniffe des Dämons, dass wir zum Himmel das Herz heben mit Freuden empor. (I)2)

Versmaß: Distichen. (I)

Kommentar

Johann Gordian, geboren 1649, war der dritte Sohn des Georg Schelchshorn des Jüngeren und der Barbara, geborene Hauner; er erwarb 1676 das Regensburger Bürgerrecht und übernahm die Gießerei von seinem Bruder Johann. Er wohnte mit seiner Familie an der Hülling (zwischen Oberer Bachgasse und dem Petersweg), wo sich auch die Gießerei befand3). Von ihm sind circa 135 Glocken nachweisbar; für den Regensburger Dom fertigte er anläßlich der Erneuerung des Domgeläuts zwischen 1694 und 1696 vier Glocken, von denen noch zwei erhalten sind (s. Kat.-Nr. 657, 658). Er starb im Jahr 17064).

Die Gebetsglocke ist 1694 entstanden, hatte einen Durchmesser von 138 cm, sie wog 1400-1500 kg und kostete 2000 fl.5). Zusammen mit der Hußglocke (s. Kat.-Nr. 659 †) wurde sie im Jahr 1942 aufgrund der nationalsozialistischen Verordnungen beschlagnahmt und kam aus dem Hamburger Glockenlager nicht mehr zurück6).

Anmerkungen

  1. Kdm Regensburg I, 132, III, 276; Schuegraf, Dom I, 105 (Anm. 61); Walter, Glockenkunde 381; Zahn, Dom 101.
  2. Übersetzung nach Walter, Glockenkunde 381.
  3. Strobel, Baualtersplan zur Stadtsanierung Regensburg II, 35: Haus-Nr. 6.
  4. Wiedamann, Die Glockengießerfamilie Schelchshorn und ihre Regensburger Vorgänger 408ff.
  5. Cranner 18/1: 40 Zentner; Wanderer, Die Glocken des Regensburger Domes 8; Magerl, Die Glocken des Domes 6: 1400-1500kg.
  6. Magerl, Die Glocken des Domes 6; da es keinen Nachweis für das Einschmelzen gibt, ist zu vermuten, dass sie bei einem Bombenangriff zerstört wurde; für diesen Hinweis bedanken wir uns bei Herrn Claus Peter, Hamm.

Nachweise

  1. Walter, Glockenkunde 381; Zahn, Dom 101; Wanderer, Die Glocken des Regensburger Domes Nr. 8 (Inschrift II); Magerl, Die Glocken des Domes 6.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 653† (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0065307.