Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 638 Kapitelhaus, Lapidarium, Nordwand, 1. Joch 1672

Beschreibung

Inschriftentafel vom Epitaph für Schweighard Sigmund von Wildenstein, ehemals in der Domkirche nach dem St. Anna-Altar, also im zweiten Joch des südlichen Seitenschiffs1). Heute ist lediglich die Inschriftentafel aus Schiefer vorhanden, die im Kapitelhaus an der Wand angebracht ist2). Auf der Tafel befindet sich eine 18-zeilige zentrierte Inschrift. Die Buchstabenhöhe wechselt von Zeile zu Zeile. Die Lettern waren, laut ABAdW, Grabsteinbuch, ehemals mit Gold gefasst. Die Umrahmung ist verloren, kann aber aufgrund der Abzeichnung in ABAdW, Grabsteinbuch beschrieben werden3). Demnach war die Tafel eingefügt über einem gestuften Podest, flankiert von zwei korinthischen Säulen, darüber ein Architrav mit vorspringenden Seitenteilen. Als Bekrönung das Vollwappen in einem Akanthusblattbogen. Die Inschriftentafel ist in relativ gutem Zustand.

Maße: H. 78 cm, B. 48 cm, Bu. 3-4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. SWIGHARDVS SIGISMVNDVS / L(IBER) B(ARO) A WILDENSTEIN / AEDIS HVIVS PER ANNOS 56 / CANONICVS / VITAE SVAE CANONEM / VIRTVTEM STATVIT / NOVIT LEGEM STATVTAM OMNIBVS / MORI / HINC CAELO MATVRVS / IN VERE NATVS / 1598 ∙ 6. MAY / INa) HYEME FVGERET AVT SABATHOb) / AVTVMNO OBYT / 1672 ∙ 28 SEPTEMB(RIS) / FERIA QVARTA HORA DIEI I / QVAM SECVNDAM FVISSE / MERITA NOS ILLIVS / SPERARE IVBENTc)

Übersetzung:

Schweighard Sigismund Freiherr von Wildenstein, 56 Jahre lang Kanoniker an dieser Kirche, hat die Tugend zur Richtschnur seines Lebens gemacht. Er hat das allen (Menschen) gegebene Gesetz erkannt: Sterben. Darum für den Himmel reif, starb er, der am 6. Mai 1598 geboren worden war, um nicht in einem Winter oder an einem Sabbath fliehen zu müssen, in einem Herbst, (und) an einem Mittwoch: am 28. September 1672, in der ersten Stunde des Tages. Zu hoffen, dass sie (diese Stunde) ihm segensreich gewesen sei, gebieten uns seine Verdienste.

Datum: 1672 September 284).

Wappen:
Wildenstein5)

Kommentar

Schweighard Sigismund von Wildenstein wurde am 6. Mai 1598 als Sohn des Christoph von Wildenstein zu Wildbach, Pfleger in Rauhenlechsberg (Gde. Apfeldorf, Lkr. Landsberg a. Lech/OB.), und dessen zweiter Ehefrau Judith von Hohenkirchen geboren. Er wurde am 22. Dezember 1615 in das Domkapitel aufgenommen, war Senior und Propst im Stift St. Emmeram in Spalt6). Von 1619 bis 1621 studierte er am Collegium Germanicum in Rom und ist im Jahr 1626 an der Universität in Siena nachweisbar7). In den Urkunden der Alten Kapelle erscheint er 1660 als Inhaber des Benefiziums am Altar der Apostel Philippus und Jacobus in Sengkhofen8). Er starb im Alter von 74 Jahren.

Textkritischer Apparat

  1. Nexus litterarum.
  2. Nach Mt 24,20.
  3. Die Worttrenner sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Cranner 110; Freytag/Hecht 55.
  2. Freytag/Hecht 55; Kdm Regensburg I, 198.
  3. ABAdW, Grabsteinbuch 101.
  4. Kdm Regensburg I: 6. Mai 1598.
  5. Si1 48.
  6. Leoprechting 140; Paricius, Nachricht 63; Prey, Bayrischen Adls Beschreibung XXXIII, fol. 78; Bernclau, Episcopatus 449; Ries, Generalschematismus 94; Krick, Stammtafeln 457, Tafel 208.
  7. Steinhuber, Kollegium Germanikum 432; Schmidt, Collegium Germanicum 317; Weigle, Die Matrikel der Deutschen Nation in Siena 244.
  8. Schmid, Urkunden-Regesten II, 327. Sengkhofen, Gede. Mintraching, Lkr. Regensburg.

Nachweise

  1. Archiv Alte Kapelle, sign 506; Zirngibl, Epitaphia 22; ABAdW, Grabsteinbuch 101; Paricius, Nachricht 97f.; Cranner 110f.; Ried, Collectio 17r.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 638 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0063803.