Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 631 Kapitelhaus, Lapidarium, Nordwand, 2. Joch 1666

Beschreibung

Inschriftentafel vom Epitaph für Kaspar Georg von Hegnenberg, einst beim St. Annen-Altar1), also im südlichen Seitenschiff im zweiten Joch, heute im Domkapitelhaus2). Die Umrahmung, auf der auch Inschrift I angebracht war, ist verloren, kann aber aufgrund der Abzeichnung in ABAdW, Grabsteinbuch beschrieben werden. Heute ist nur noch die Inschriftentafel aus schwarzem Schiefer mit einer 26-zeiligen zentrierten Inschrift (II) weitestgehend in scriptura continua vorhanden, deren Buchstaben mit Gold gefasst waren. Sie war eingefügt über einem gekehlten Podest, flankiert von zwei korinthischen Säulen, darüber ein Architrav mit einem Rechteckfeld in der Mitte, die Seiten zurückgesetzt. In diesem Feld befand sich der Beginn der Inschrift. Darüber in einer ornamentierten Kartusche ein großes Rundfeld mit Vollwappen. Als Bekrönung in der Mitte ein geflügelter Engelskopf mit Nimbus, auf beiden Seiten je ein Akanthusblatt und eine brennende Fackel auf kleinem Podest3). Die Anlage des Epitaphs ist identisch mit der des ebenfalls verlorenen Epitaphs für seinen Verwandten Johann Friedrich von Hegnenberg († 1613, s. Kat.-Nr. 576 †). Der Zustand der Inschriftentafel ist gut.

Text nach Cranner (I).

Maße: H. 91 cm, B. 63,5 cm, Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    En me mortuum moriturus audi

  2. II.

    CASPARVM GEORGIVM DEa) ET IN HEGNEBERGb) ∙ S(ACRAE) C(ESAREAE) MAIESTATIS= / QVINQ(VE)c) R(EVERENDISSI)MORVM ET ILL(VSTRISSI)MORVM EPISCOPORVM RATISBON/ENSIVM, NECNON SER(ENISSI)MI DVCIS PALATINI NEOBVRGICI RES/PECTIVEd) CONSILIARIVM, CAMERARIVM, HVIVS CADEDRALISb)/ ECCL(ES)IAE CANONICVM, SCHOLASTICVM, SENIOREM, IVBILAEV(M), / DECANVM, PRAEPOSITVMQ(VE)c) GEPPINGEN, ET / ARCHIDECANVM IN CAMB ∙ / SVB VMBRIS HIC DEGO, / VBI OMNES HONORVM TITVLI MECVM CINER(E)SCVNTc) / QVISQVIS SEPVLCHRVM HOC MEVM, / BR(E)VIc) ET TVVM / VISVRVS ASPICIS, / AETERNITATIS OSTIVM COGITA, / NON PROCVL HI(N)C ABES, / CAVTE FIGE PEDEM, / NEMO HIC INGRESSVS GRADVM REVOCARE POTEST / MOMENTVM VT FINIAS, ET AETERNVM INCIPILAS, / STATVTVM EST ∙ / VAE VAE TIBI, SI HI(N)C IN PRINCIPYSe) ABERRES ∙ / ABI, / ET MEIS, PRIORVMQ(VE) MANIBVS BENEd) PRECARE ∙ / VIXI ANNIS, LXXVI / MENSIBVS, IIII / HIEBVSb), VII / ET OBYe), MDCLXVI / XXX AVGVSTI

Übersetzung:

Du, der du (auch einmal) wirst sterben müssen, höre mich, der ich (schon) gestorben bin. (I) Kaspar Georg von und zu Hegnenberg, fünf hochwürdigster und durchlauchtigster Bischöfe von Regensburg sowie des durchlauchtigsten Pfalzgrafen von Neuburg Rat beziehungsweise Kämmerer, Domherr an dieser Bischofskirche, Scholastikus, Senior, Jubiläus, Dekan und Propst in Göppingen und Erzdekan in Cham. Tief unten (im Reiche) der Schatten verbringe ich (die Zeit), hier, wo alle (meine) Ehrentitel zusammen mit mir zu Asche zerfallen. Wer auch immer du sein magst, der du dieses mein Grab erblickst und bald auch deines sehen wirst: Bedenke das Tor zur Ewigkeit! Nicht weit bist du von hier (=dem Grabe) entfernt: Setze den Fuß vorsichtig! Niemand, der hier eingetreten ist, kann den Schritt widerrufen; dass du den Augenblick beenden und das Ewige beginnen musst, ist (dir) festgesetzt. Wehe, wehe dir, wenn du hier bei den ersten Schritten einen Fehltritt tust! (Nun) gehe fort und bete in guter Gesinnung für meine Seele und für die derer, die zuvor gestorben sind. Ich habe 76 Jahre, vier Monate und sieben Tage gelebt und bin am 30. August 1666 gestorben. (II)

Datum: 1666 August 30.

Wappen:
Hegnenberg4).

Kommentar

Kaspar wurde am 12. April 1591 als Sohn des Johann Wilhelm von Hegnenberg und der Katharina von Oedenberg geboren5). Er erhielt am 27. September 1610 die Dompräbende, von 1612 bis 1614 war er Alumne des Collegium Germanicum in Rom und ist am 28. April 1615 in das Domkapitel aufgenommen worden. Im selben Jahr, am 1. Juli erhielt er den Titel eines Scholastikus und wurde am 19. März 1642 zum Dekan des Kapitels ernannt. Dieses Amt resignierte er am 20. Mai 16616). Im Jahr 1634, nachdem Bernhard von Weimar die Stadt erobert hatte, wurde er gemeinsam mit Bischof Albert VI. von Törring (s. Kat.-Nr. 619), den Domherren Kaspar Rudolph von Salis (s. Kat.-Nr. 634) und Gottfried von Berliching nach Würzburg in Gefangenschaft gebracht und verblieb dort über ein Jahr7). Er war Pfarrer in Illkofen (Gde. Barbing/Lkr. Regensburg) und Cham/Opf., Dekan und Propst in Göppingen/B.-W. und kaiserlicher und pfalz-neuburgischer Rat8). Die in der Inschrift genannte Bezeichnung Jubiläus bezieht sich auf sein 50jähriges Jubiläum als Priester. In der Klosterkirche Karthaus-Prüll stiftete er ein Ölgemälde, über dem sich sein geschnitztes Wappen befindet9).

Textkritischer Apparat

  1. DE steht als Einfügung kleiner über der Zeile.
  2. Sic!
  3. Kein Kürzungszeichen.
  4. Zweites E mit accentus gravis.
  5. Y mit Trema.

Anmerkungen

  1. Cranner 79; Freytag/Hecht 22.
  2. Kdm Regensburg I, 198.
  3. ABAdW, Grabsteinbuch 79.
  4. Bay 12.
  5. Prey, Bayrischen Adls Beschreibung XIII, fol. 158; Schwennicke, Europäische Stammtafeln NF III, 2, Tafel 215.
  6. Paricius, Nachricht 32, 62; Bernclau, Episcopatus 241ff.; Steinhuber, Kollegium Germanikum 432; Schmidt Peter, Collegium Germanicum in Rom 254; Hausberger, Geschichte I, 327; Schwaiger, Dom und Domkapitel zu Regensburg 204
  7. Cranner 79, Schuegraf, Dom I, 199; Federhofer, Albert von Törring (BGBR 3) 86-91.
  8. Schwennicke, Europäische Stammtafeln NF III,2, Tafel 215; Ries, Generalschematismus 79; Matrikel des Bistums Regensburg 100ff., 266f.
  9. Kdm Regensburg II, 160.

Nachweise

  1. Archiv Alte Kapelle, sign 506; Bernclau, Episcopatus 241f.; Zirngibl, Epitaphia 21; ABAdW, Grabsteinbuch 79; Cranner 79; Ried, Collectio 16v.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 631 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0063107.