Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 622 Kreuzgang, Westflügel, 5./6. Joch 1653

Beschreibung

Wappengrabplatte für Franz Karl Gattermayer zum Gersthof; der ehemalige Standort ist unbekannt, heute ist sie im Westflügel des Kreuzgangs an der Wand aufgerichtet. Im unteren Drittel die achtzeilige Inschrift (I), darüber im vertieften Rundfeld im Viertelrelief das Vollwappen, zu beiden Seiten flankiert von je zwei kleineren Rundfeldern mit Wappenschilden. Über diesen vier Rundfeldern Wappenbeischriften (II). Der Zustand ist gut. Ob der Gedenkstein zum ursprünglichen Bestand des Domes gehört oder erst im Zuge späterer Umgestaltungen in den Kreuzgang kam, ist unsicher1).

Maße: H. 124 cm, B. 81 cm, Bu. 2,5-4,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur, Kapitalis.

© Bildstelle der Stadt Regensburg (Peter Ferstl) [1/1]

  1. I.

    ANNO 1653 den 6 Jener ist Gestorben, des Woledl Gestren=/=gen Herrn Carl Ludwig Gattermayrsa) zum Gersthoff, / mit der Woledl gebohrnen Frauen Maria Elisabeth, gebohrnen / von Leüprechting Auff oberElmbach, ainig erzeügter Sohn, / Frantz Carl, Welcher negstb) Oben beya) vnser Lieben Frauen / altar zu Seiner Müetterlien Anfrauen Frauen Maria von / Leüprechting Gebohrnen von Eysenreicha) Begraben / Wordenc) .

  2. II.
    Wappenbeischriften:  
    Gattermayra) zum / Gersthoff2) Von Leuprech=/ting3) 
    Von Hoff4) Von Eysenreich5) 

Datum: 1653 Januar 6.

Kommentar

Franz Karl war der Sohn des Karl Ludwig Gattermayer zum Gersthof und der Maria Elisabeth von Leoprechting auf Oberelmbach6). Die Familie Gattermayer (ab 1653 Gatterburg) kam unter den Kaisern Maximilian I. und Karl V. als Rittergeschlecht aus dem Lande ob der Enns nach Niederösterreich und erwarb 1617 die Herrschaft Gersthof (Wien). Karl Ludwig und seine Brüder wurden von Kaiser Leopold I. am 15. Oktober 1653 in ihrem ritterlichen Adelstand mit einer Wappenverbesserung bestätigt, zugleich wurde ihnen gestattet, den bisherigen Geschlechternamen Gattermayer abzulegen und sich zukünftig Gatterburg zu nennen7). Karl Ludwig, Ritter vom Heiligen Grab und Hofkammerrat, ist in der Hofstaatsliste des Jahres 1655 noch unter dem Namen Gattermayer von Gersthof als Sekretär am Hof Ferdinands III. verzeichnet8). Zu vermuten ist, dass sein Sohn Franz Karl, dem die Inschrift gewidmet ist, als Kind verstarb.

Textkritischer Apparat

  1. y mit Trema.
  2. Ohne Wortabstand.
  3. Zentriert; nach dem n Abschlusszeichen in Form von zwei übereinander stehenden Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Bislang war keine kopiale Überlieferung des Textes zu finden. Da nicht sicher ist, ob die Provenienz geklärt werden kann, wird das Stück hier geboten.
  2. Si5 49.
  3. Bay 44.
  4. Si2 42.
  5. BayA1 35.
  6. Oberellenbach, Hofmark, heute Gde. Mallersorf-Pfaffenberg, Lkr. Straubing-Bogen/NB; die Hofmark Oberellenbach befand sich von 1588 bis mindestens 1619 im Besitz der Familie Leoprechting, vgl. HAB Altbayern I, 53 (Mallersdorf) 220.
  7. Schweickhardt, Darstellung des Erzherzogthums II, Teil 2, 33.
  8. Sacrae caesareae maiestatis Ferdinandii III aula ...1655, in: Rink, Leopold des großen, Register 1.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 622 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0062208.