Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 597 Domkirche, nördliches Seitenschiff, 3. Joch 1630

Beschreibung

Inschriftentafel vom Denkmal für die Bischöfe Leo Tundorfer († 1277) und Konrad von Lupburg († 1313) aus rotem Marmor, das Bischof Albert von Törring im Jahr 1630 anfertigen und beim St. Rupertus-Altar im nördlichen Seitenschiff an der Wand aufrichten ließ1). Heute ist nur noch die Inschriftentafel in dreifach gekehltem Rahmen mit der 30-zeiligen zentrierten Inschrift vorhanden, die sich im Boden des nördlichen Seitenschiffs befindet. Die Umrahmung ist verloren, kann aber aufgrund der Abzeichnung in ABAdW, Grabsteinbuch beschrieben werden2). Demnach befand sich die Tafel auf einem mit floralen und geometrischen Ornamenten gezierten Sockel. Zu beiden Seiten der Tafel hängende Blumengirlanden. Darüber eine große Muschel, umrahmt von Akanthusornamenten, gekrönt von einem getreppten, gesprengten Giebel, in der Mitte eine breite mit Blumen gefüllte Vase und seitlich Kugeln auf kleinen Voluten. Die Tafel ist in relativ gutem Zustand.

Maße: H. 118 cm, B. 70 cm, Bu. 2-3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. R(EVERENDISSI)MIS IN CH(RIST)O PATRIB(VS), ECCL(ES)IAE RATISBON(ENSIS) / OLIM EPISCOPIS. AD ARAS MAGNAE MATRIS, / ET D(IVI) ANDREAE HOC LOCO QVIESCENTIBVS, / VIDELICET, / D(OMINO) LEONI NOTANGST DICTO TVNDORFER, PATRI=/TIO REGINOBVRGICO, QVI PRAESENTEM STRVCTV=/RAM HVI(VS) SACRAE ET AVGVSTAE DOM(VS), PRIORI / COELESTIB(VS) FLAMMIS ABSVMPTA, NOVO ET MA=/GNIFICO OPERE INCHOAVIT, AMPLIAVIT, NECNON / D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) VIRGINIQ(VE) ΘΕΟTΟΚΩΙ, AC APOSTOLORVM / PRINCIPI DEDICAVIT DEINDE / D(OMINO) CONRADO. IV. COMITI DE LVPPVRG, QVI EAN=/DEM DITIONEM SVAM HAEREDITARIAM ECCL(ES)IAE / HVIC PIA SANE ET LAVDABILI MVNIFICENTIA, / CONTVLIT ET INCORPORAVIT, / MONVMENTVM HOCCE, AD MEMORIAM EORVM / AB INTERITV VINDICANDAM, POSITVM EST. V. / CALEND(AS) IVNY, ANNO MDC.XXX. / OBYT ILLE DIE D(IVAE) MARGARITAE SACRA, AD ANNVM / D(OMI)NI M.CC.LXXVII. ALTER VERO, VII. CAL(ENDAS) IAN(VARII) / ANNO M.CCC.XIII. VTERQ(VE) SVB SVO, QVAMVIS / DETRITO, SEPVLTVS EPITAPHIO, / QVORVM PRIVS, /HAC IACET IN TVMBA, PRAESVL LEO, MENTE / COLV(M)BA,NOMINE REQ(VE) LEO, SIT DAT(VS) IPSE DEO. /POSTERIVS /HAEC SERVAT FOSSA CONRADI PRAESVLIS OSSA, /DE LVPPVRG NAT(VS), SIT TIBI CHRISTE DATVS. /TV VIATOR VALE, ET MAGNIS HISCE MANIBVS / BENE PRECAREa)

Übersetzung:

Den hochwürdigsten Herren in Christo, einstigen Bischöfen der Regensburger Kirche, die bei den Altären der Großen Mutter und des Hl. Andreas an diesem Orte ruhen, nämlich Herrn Leo Notangst genannt Tundorfer3), einem Regensburger Patrizier, der, nachdem der vorherige (Bau) von himmlischen Flammen (durch Blitzschlag) verzehrt worden war, den gegenwärtigen Bau dieses heiligen und herrlichen (Gottes-)Hauses in neuer und prächtiger Arbeit begonnen, erweitert und Gott, dem Allmächtigen und Allgütigen, der jungfräulichen Gottesmutter und dem Apostelfürsten (Hl. Petrus) geweiht hat; sodann Herrn Konrad IV. Grafen von Lupburg4), der ebendiese seine erbliche Herrschaft mit wahrlich frommer und löblicher Großzügigkeit dieser Kirche übertragen und eingegliedert hat, ist, damit die Erinnerung an sie vor dem Vergessen bewahrt werde, am 28. Mai des Jahres 1630 dieses Denkmal errichtet worden. Gestorben ist der erstere am Festtage der Hl. Margarete im Jahr des Herrn 1277, der andere aber am 26. Dezember des Jahres 1313. Jeder der beiden liegt unter seiner – mag sie auch noch so berieben sein – eigenen Grabplatte begraben. Die erstere dieser (beiden Grabplatten trug einst die Inschrift): In diesem Grabe liegt Bischof Leo begraben, dem Gemüt nach eine Taube, dem Namen nach und in Wirklichkeit ein Löwe, Gott sei er selbst anbefohlen. Die letztere (der beiden Grabplatten trug die Inschrift): Hier birgt ein Grab die Gebeine des Bischofs Konrad. Er war ein gebürtiger von Lupburg. Dir, Christus, sei er anbefohlen. Du, Wanderer, lebe wohl und bete in guter Gesinnung für diese großen Toten!

Versmaß: Hexameter, leoninisch gereimt (erster Teil, ab Zeile 24), Hexameter mit fehlendem Fuß (zweiter Teil, Zeile 25), Hexamter, leoninisch zweisilbig gereimt (erster Teil, Zeile 27), Pentameter, leoninisch gereimt mit fehlendem Halbfuß (zweiter Teil, Zeile 28).

Datum: 1630 Mai 28.

Kommentar

Bischof Albert IV. von Törring (s. Kat.-Nr. 619) ließ 1624 im Südchor des Doms den St. Andreas-Altar neu errichten (s. Kat.-Nr. 589 †), vor dem fünf seiner Vorgänger bestattet waren. Für die beiden frühen Erbauer und Förderer der gotischen Domkirche, Leo Tundorfer und Konrad V. von Lupburg, stiftete er sechs Jahre später dieses große Epitaph, von dem nur noch die Inschriftentafel erhalten ist5). In dieser Inschrift werden die Grabschriften der beiden Bischöfe wörtlich wiedergegeben. Albert IV. von Törring wählte die ursprüngliche Grabstätte Leo Tundorfers im Südchor als seinen eigenen Bestattungsort6).

Textkritischer Apparat

  1. Vergrößerte Anfangsbuchstaben. Am Ende der Inschrift ein Quadrangel.

Anmerkungen

  1. ABAdW, Grabsteinbuch 63; Freytag/Hecht 30, 51; Cranner 49; Schuegraf, Dom I, 84.
  2. ABAdW, Grabsteinbuch 63.
  3. Vgl. DI 74 (Stadt Regensburg II, Dom I) Kat.-Nr. 7 †.
  4. Ebenda, Kat.-Nr. 34 †.
  5. Schuegraf, Dom I, 84.
  6. Hausberger, Grablegen 376.

Nachweise

  1. Zirngibl, Epitaphia 8; ABAdW, Grabsteinbuch 63; Cranner 49f.; Ried, Collectio 1v, 2r; Schuegraf, Dom I, 72 (Anm. 2: Inschrift hier nur teilweise wiedergegeben); Sammlung Resch 316 (mit Abzeichnung).

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 597 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0059706.