Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 596 Kreuzgang, Mittelhalle, Ostwand, 4. Joch 1629

Beschreibung

Monumentales Epitaph für Johann Rudolf Raynoldt aus Kalkstein und rotem Marmor, ehemals in der Domkirche an der Wand aufgerichtet1), heute in der Mittelhalle des Kreuzgangs2). Die Inschriftentafel mit 23-zeiliger zentrierter Inschrift (I) und der querrechteckige Sockel mit zweizeiliger Inschrift (II) sind aus Kalkstein, die Umrahmung teilweise aus rotem Marmor. Auf einer mit Voluten und mittigem Blütenornament gezierten Konsole der gekehlte Sockel. Zu beiden Seiten der Inschriftentafel Pilaster mit floralen Ornamenten und ionischen Kapitellen aus rotem Marmor. Über dem Architrav eine Kartusche mit Vollwappen, zu beiden Seiten Voluten. Der Zustand des Epitaphs ist gut, der Sockel ist restauriert.

Maße: H. 241 cm, B. 92 cm (Epitaph), H. 211 cm, B. 66 cm (Inschriftentafel), H. 14,5 cm, B. 79 cm (Sockel), Bu. 3-5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    VIATOR / ADSTA. NAM TVAa) INTERESTa) / HIC IVXTIM, SITVS EST. ADMODVM. / REVERE(N)DVS ATQVE. NOBILIS DOMINVS / IOANNES RVDOLPHVS RAYNOLDT VELD=/KIRCHENSIS CATHEDRALIVM ECCLESI=/ARV(M). AVGVSTANAE RATISBONENSIS ET. / BRIXIENSIS CANONICVS PRESBYTER / ATQVE CVRIAE EPISCOPALIS AVGVS=/TANAE OFFICIALIS. VIR. LEGVM / PERITIAb) ET INTEGRITATE VITAE. / AC RERVM. PRVDENTIA / CLARISSIMVSc) / QVI CVM AVGVSTA VINDELICORVM HVC / RATISBONAM REI DIVINAE PRAESCRIP=/TIS MENSIBVS VACANDI GRATIA CON/CESSISSET DEMVM FEBRE EHEV / ARDENTIORE CORREPTVS. NATVRAE / CONCESSISSET DIE VII MENSIS FEB/RVARI ANNO D(OMI)NI MDCXXIX POST/QVAM VIXERAT ANNOS CIRCI/TER XXXXII CVIVS ANIMA DEO / VIVAT

  2. II.

    EST VET(VS) HOC. PIETAS CONDVCIT AD (OM)N(I)Ad). QVARE / HIC. BIS. DOCTVS. ERAT. NAM. PIE. DOCTVS. ERAT

Übersetzung:

Wanderer, bleibe stehen, denn es betrifft dich: Hier nebenan ist der sehr hochwürdige und edle Herr Johann Rudolf Raynoldt aus Feldkirch begraben, Kanoniker an den Bischofskirchen in Augsburg, Regensburg und Brixen, Priester und Offizial der bischöflichen Kurie in Augsburg, ein wegen seiner Gesetzeskenntnis, Unbescholtenheit und Lebensklugheit hochberühmter Mann, der, als er sich, um in den vorgeschriebenen Monaten für geistliche Beschäftigung frei zu sein, von Augsburg hierher nach Regensburg begeben hatte, schließlich, von, ach, einem hohen Fieber befallen am 7. Februar des Jahres des Herrn 1629, nachdem er rund 42 Jahre gelebt hatte, der Natur gewichen ist. – Seine Seele möge leben bei Gott. (I)

Das ist ein alter Spruch: Frömmigkeit führt zu allem. Wieso? (Nun,) dieser (Mann) ist doppelt gelehrt gewesen, weil er fromm gelehrt gewesen ist. (II)

Datum: 1629 Februar 7.

Wappen:
Raynoldt3).

Kommentar

Johann Rudolf wurde am 22. Juli 1589 als Sohn des Sigismund Raynoldt von Babenwol (Bobenwaldt) und der Dorothea Furtenbach in Feldkirch (Vorarlberg/Ö.) geboren. Seine Ausbildung begann er im Jahr 1600 in Dillingen/Schw., er studierte an den Universitäten Pavia, Perugia, Siena und Löwen (Belgien), am 16. Oktober 1617 wurde er in Perugia zum Doktor utriusque iuris promoviert. Seine klerikale Laufbahn begann er im selben Jahr in Rom, 1618 wurde er in das Brixener Domkapitel aufgenommen, wo er auch die niederen Weihen erhielt. Am 6. November 1620 folgte das Kanonikat in Regensburg, 1623 das in Augsburg, wo er ab 1625 Residenz nahm und das Amt eines Offizials an der bischöflichen Kurie ausübte4).

Textkritischer Apparat

  1. Ohne Wortabstand.
  2. Das zweite I ist unter den Balken des T eingestellt.
  3. Hier ein etwas größerer Zeilenabstand.
  4. Bei der Restaurierung des Sockels wurden diese drei Worte offensichtlich nicht mehr richtig wiedergegeben. Heute ist zu lesen: CONDVCITA DNA. Für diesen Hinweis bedanken wir uns bei Herrn Dubielzig.

Anmerkungen

  1. Bernclau, Episcopatus 348.
  2. Freytag/Hecht 39; Kdm Regensburg I, 172.
  3. Si5 113.
  4. Matrikel der Universität Dillingen I, 268; Paricius, Nachricht 63; Daten und Fakten zusammengefasst nach Wolfsgruber, Das Brixner Domkapitel 192f.; Haemmerle, Die Canoniker des hohen Domstiftes zu Augsburg 126; zu den erwähnten Ämtern nennt ihn Freytag/Hecht 39 als Offizial an der bischöflichen Kurie in Brixen und Schweidnitz in Schlesien.

Nachweise

  1. Bernclau, Episcopatus 348 (Inschrift I); Zirngibl, Epitaphia 40 (Inschrift I).

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 596 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0059607.