Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 593 Domkirche, Südchor 1626/1698

Beschreibung

Große silberne Ewig-Licht-Ampel, teilweise vergoldet, ehemals im Hauptchor1), seit dem Jahr 2004 im südlichen Nebenchor2). Die Ampel hängt an drei doppelgliedrigen silbernen Ketten, die an drei akanthusförmigen mächtigen Henkeln befestigt sind. Auf den Henkeln ist jeweils eine Halbfigur in Form eines Kerzen tragenden Engels aufgesetzt. Den Körper der Ampel bilden zwei gedrückte Halbkugeln, die auf den drei Seiten mittig durch je ein vergoldetes Medaillon zusammengehalten scheinen; auf zwei dieser Medaillons befinden sich die Inschriften I und II, das dritte trägt das Vollwappen des Stifters. Unter der Inschrift II das Wappen des Domkapitels. Die obere Gefäßhälfte zieren Girlanden aus Früchten und Blumen. Über dem Mittelteil das Gefäß, in dem sich das Ewiglicht befindet. Im unteren Bereich, getrennt durch ein konkav eingezogenes Zwischenstück, ein breiterer Wulst, der mit drei vollplastischen Engelsköpfen besetzt ist; den Abschluss bildet nach einer Hohlkehle ein kleinerer Wulst, an dem ein Knauf mit einem Ring befestigt ist. Der Korpus der Ampel ist mit fein ziseliertem Blattwerk belegt.

Maße: H. 218 cm (gesamt), H. 110 cm (Korb), Du. 60 cm (Korpus), 18-23 cm (Medaillons), Bu. 0,6-1,2 cm (Inschrift I), 0,5-1 cm (Inschrift II).

Schriftart(en): Kapitalis, Humanistische Minuskel.

  1. I.

    D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) / Lumini inaccesso, incircum/scripto, aeterno, eiusq(ue) Appostolo / B(eato) Petro Basilicae huius Cathedralis Tu=/telae, Defensori, Patrono, Lampadem / hanc, suumq(ue) in Lampade cor et ani=/mam appendi ac Lucere aeternum / Voluit, Guilielmus Weilhamer, / huius Cathedralis Decanus. / M.DC.XXVI.

  2. II.

    Eandem Lampadem / addito argento et opera in am=/pliorem Formam et splendorem aeterno / Lumini adauxit R(everendissi)mum regnans Capitulum / Anno 1698.

Übersetzung:

Gott, dem Allmächtigen und Allgütigen. Wilhelm Weilhammer, Dekan dieser Kathedrale, wollte, dass diese Lampe und in ihr sein Herz und seine Seele dem unerreichbaren, unbegrenzten, ewigen Lichte und seinem Apostel, dem Heiligen Petrus, dem Schirmer, Verteidiger und Patron dieser Kathedrale, aufgehängt werden und in Ewigkeit leuchte. – 1626. (I)

Das hochwürdigste amtierende Kapitel hat im Jahre 1698 ebendiese Lampe zu Ehren des ewigen Lichtes durch Hinzufügung von Silber und mit Kunstfertigkeit in eine aufwändigere Gestalt und zu (größerem) Glanz bringen lassen. (II)

Wappen:
Weilhammer3), Domkapitel4).

Kommentar

Der Stifter der Ampel, Wilhelm Weilhammer, wurde im April 1572 in Landshut geboren. Nach seiner Ausbildung am Collegium Germanicum in Rom wurde er 1599 in das Regensburger Domkapitel aufgenommen. Das Amt des Domdekans übte er bis zu seiner Resignation im Jahr 1626 aus, danach schloss er sich den Jesuiten an. Er starb 1651 im Alter von 79 Jahren5). Noch im Jahr seines Rücktritts, 1626, stiftete er eine silberne Ampel, die von einem Münchner Goldschmied angefertigt und im Hauptchor des Doms aufgehängt wurde. Im Auftrag des Domkapitels ist diese Ampel 1698 laut Meistermarke AH vom Regensburger Goldschmied Andreas Harrer vollständig umgearbeitet worden und erhielt ihre heutige Form6). Erst seit 1782 hängt sie ständig im Dom, davor wurde sie nur zu besonderen Anlässen aus der Schatzkammer geholt und aufgehängt, was zu diversen Beschädigungen geführt hatte. Auf der Rückseite sind Inschriften angebracht, die die Restaurierungen von 1803 bis 1911 dokumentieren7). Vom Goldschmied Andreas Harrer wurden 1700 auch die sechs Leuchter (s. Kat.-Nr. 595) umgearbeitet, die im Jahr 1627 vom Domkustos Heinrich Langenmantel (s. Kat.-Nr. 598) gestiftet worden waren.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 53; Kdm Regensburg I, 147; Hubel, Hochaltar 363f.; ders., Domschatz 60, 69ff. (Abb. 13).
  2. Fuchs Friedrich, Der Dom St. Peter 229 (Abb. 231); Fuchs/Wellnhofer, Der Dom im Spätmittelalter und in der Barockzeit 391.
  3. BayA3 132.
  4. Bi 130.
  5. Freytag/Hecht 53; Hausberger, Die kirchlichen Träger 117; ders., Geschichte I, 327.
  6. Hubel, Domschatz 25, 60, 71; Fuchs Friedrich, Der Dom St. Peter 229f.
  7. Hubel, Domschatz 60.

Nachweise

  1. Cranner 131f.; Schuegraf, Dom II, 266; Hubel, Domschatz 70.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 593 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0059300.