Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 591 Domkirche, nördliches Seitenschiff, Turmjoch 1626

Beschreibung

Wappengrabplatte für Christoph (Christian) von Stinglheim aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Das fast quadratische obere Feld, umgeben von Rollwerkornamentrahmen mit geflügeltem Engelskopf oben in der Mitte, trägt eine elfzeilige Inschrift (I). Im unteren Teil des Feldes mittig das Vollwappen. Zu beiden Seiten jeweils vier Wappenschilde untereinander mit Wappenbeischriften (II). Der Stein ist in gutem Zustand.

Maße: H. 207 cm, B. 103 cm, Bu. 4,5-6 cm (I), Bu. 3 cm (II).

Schriftart(en): Fraktur, Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    Anno D(O)M(IN)I 1626. den 13 Maya) / ist seligkhlichenb) entschlaffen der Hoch / Ehrwurdig in Gott, Vnd Wol Edle Herr / Christoff von Stinglhaim Zu Thürn=/thening2) vnd Kharpffenstain3) deß Hoch=/stüffts Regenspurg Thumherr CAPEL=/LANVS HONORIS vnd SENIOR auch / F(ü)rst(lich) Bischhof(licher) Rath daselbs Dessen / vnd allen Christglaubigen Seelen Gott / genedig Vnd ein fröliche Aufferstehung / Verleihen wölle ∙ Amenc)

  2. II. Wappenbeischriften:
    Stinglhaim4) Bulling5) 
    Berwang6) Hinterskirch7) 
    Ottenberg8) Thanhausen9) 
    Thanhausen9) Hintzenhausen10) 

Datum: 1626 Mai 13.

Wappen:
Stinglheim4).

Kommentar

Christoph wurde 1570 in Thanhausen (Gde. Wenzenbach, Lkr. Regensburg/Opf.) als Sohn des Ludwigs Franz von Stinglheim und der Barbara von Bulling geboren. Am 12. Februar 1585 wurde er in das Domkapitel aufgenommen, 1596 Scholastikus und Aedilis, am 10. Juli 1612 vom Kaiser zum Capellanus Honoris ernannt und 1616 Senior11). Während der Sedisvakanz im Jahr 1600 wurde er zu einem der vier Regenten bestimmt. Er erscheint 1612 als Prokurator anlässlich der Einsetzung des Stiftspropstes der Alten Kapelle12). Vom Hochstift bekam er das Schloss Wildenberg (Gde. Siegenburg, Lkr. Kelheim/NB.) mit zwei Hofmarken für zwölf Jahre übertragen13).

Für die Domkirche stiftete er einen Altar mit dazugehörendem Benefizium und kostbaren Ausstattungsgegenständen, ebenso sind auch für nahezu alle bedeutenden Regensburger Kirchen, so die Alte Kapelle, St. Johann, St. Jakob, St. Mang, Dominikanerkirche, Minoritenkirche und die Augustiner-Eremiten-Kirche Jahrtagsstiftungen des Domherrn belegt14). Aus seinen Manuskripten, in denen er sich vor allem mit der Genealogie des bayerischen Adels befasste, wurden Ende des 18. Jahrhunderts zwei Bücher herausgegeben15).

Textkritischer Apparat

  1. Trema über dem y.
  2. Sic!
  3. Amen durch Punkt vor dem Wort und Schlussornament hervorgehoben, letzte Zeile zentriert.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 48; Kdm Regensburg I, 130; Hubel/Schuller, Dom, Fotodokumentation 751 (Abb. 2520).
  2. Thürnthenning Hofmark, heute Gde. Moosthenning, Lkr. Dingolfing-Landau/NB. Die Stinglheim sind seit dem 16. Jahrhundert als Hofmarksherren belegt.
  3. Karpfenstein Hofmark, heute Stadt Neustadt, Lkr. Kelheim/NB. Nach 1563 im Besitz der Stinglheim.
  4. Bay 59; BayA3 99.
  5. BayA1 118: Stammwappen; hier 1 und 3; 2 und 4 ein Ring.
  6. BayA1 9.
  7. BayA1 44.
  8. BayA1 115.
  9. BayA3 105f.
  10. BayA1 44.
  11. Hund, Stammenbuch III, 671; Leoprechting 130; Paricius, Nachricht 58; Mayer, Thesaurus III, 142f.; Bernclau, Episcopatus 404f.; Mayr, Chronik von Kürn 35; Freytag/Hecht 48; Ries, Generalschematismus 291; Wurster, Geschichtsschreibung 147.
  12. Schmid, Alte Kapelle 95.
  13. Mayr, Chronik von Kürn 35.
  14. Mayr, Chronik von Kürn 63f.; weitere Stiftungen sind belegt in Neustadt a. d. Donau, Pürkwang, Mühlhausen und Abensberg.
  15. Die erloschenen und noch blühenden alt-adeligen Bayrischen Familien, Regensburg 1798; Arbor gentilitia Ebranorum de Lauterbach, Wildenberg und Schoerneck, cum arbore genealogica Familiae de Stinglheim, Regensburg 1784. Als Manuskript ist ein Wappenbuch der Bischöfe und Domherren vorhanden; vgl.Wurster, Geschichtsschreibung 148; Schmid Alois, Kulturelles Leben im konfessionellen Zeitalter 920.

Nachweise

  1. Eckher II, 56r; Bernclau, Episcopatus 405; Cranner 106; Mayr, Chronik von Kürn 35.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 591 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0059102.