Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 589† Domkirche, Südchor 1624

Beschreibung

Inschriften am ehemaligen St. Andreas-Altar im Südchor, an dessen Platz heute der Altar der Geburt Christi steht; Cranner überliefert eine 21-zeilige Inschrift (I) auf der linken Seite (Evangelienseite), also im Norden, und eine 22-zeilige Inschrift (II) auf der rechten Seite (Epistelseite)1). Laut Sammlung Resch waren die Wappen der genannten Bischöfe in einer Nische oberhalb des Altars angebracht2).

Text nach Cranner.

  1. I.

    Viator siste, perlege. / Aram quam conspicis S(ancto) Andreae apostolo sacram / Consensu Conradi IV Ratisbonensis ecclesiae optimi pontificis / patrui sui / Conradus comes ultimus de Luppurg / propter animae suae salutem / anno domini MCCXCIX / primus dotavit, / et illam aliquid piorum vota secunda fundatione adauxerunt. / Ad pedem altaris / Reverendissimi quondam Patres Domini Domini / Pancratius, Georgius, Vitus, David, Sigismundus Fridericus / omnes quinque reginoburgiis antistites / et Sacri romani Imperii principes mitrati / cinerescunt. / Ita prorsus parcitur nemini, / et mori eheu necesse est omnibus. / Quisquis es, / Si pius es, / pro magnis umbris humiles preces ad Deum fundito, / cras vel hodie, quod nescis, secturus.

  2. II.

    Et adhuc stas lector, / quin pergis? nescis, quod nostra vita nil nisi iter / ad mortem? / Conspice ad iter se praeparantem / Albertum hujus nominis IV episcopum ratisbonensem / ex illustri Baronum de Toering prosapia natum, / qui mortalitatis suae memor, / et fragilitatis humanae probe scius / monumentum hoc statuis lapideis, et marmoreis columnis illustre / Redemptori suo optimo maximo, / ejusdem gloriosae matri Virgini, / et Sanctis suis Patronis / aeternae gratitudinis Symbolon / ante diem vivus posuit, / lampadem perpetuis ignibus coram nutriendam fundavit, / ad sui ipsius, / et suorum Reverendissimorum et illustrissimorum Antecessorum / quibuscum se gloriose in illa die resurrecturum sperat, / memoriam, / Totiusque posteritatis exemplum. / anno a partu Virginis M. DC. XXIV / die VIII mensis Martii.

Übersetzung:

Reisender, halte ein und lies. Den Altar, den du erblickst, der dem heiligen Apostel Andreas geweiht ist, hat als erster Konrad, der letzte Graf von Lupburg3), mit Einwilligung seines Onkels Konrads IV., eines ausgezeichneten Bischofs der Regensburger Kirche4) gestiftet, im Jahre 1299 zu seinem Seelenheil, und Gelübde frommer (Menschen) haben ihn in einer zweiten Stiftung beträchtlich vergrößert. Zu Füßen des Altares zerfallen die weiland hochwürdigsten Herren Pankraz5), Herr Georg6), Herr Veit7), Herr David8) und Herr Sigismund Friedrich9), alle fünf Bischöfe von Regensburg und mit der Bischofsmütze versehene Fürsten des Heiligen Römischen Reiches, zu Asche. So (ist es): Schlechterdings niemand wird verschont, und sterben, ach, müssen alle. Wer auch immer du sein magst – wenn du fromm bist, (dann) richte für (diese) großen Schatten demütige Gebete an Gott, denn morgen oder (schon) heute – das weißt du (noch) nicht – wirst du (ihnen) folgen (müssen). (I) Ja, stehst du noch immer da, Leser? Warum gehst du nicht weiter? Weißt du denn nicht, dass unser Leben nichts anderes als eine Reise zum Tode ist? Betrachte Albert, den vierten Regensburger Bischof dieses Namens, einen Spross des erlauchten Geschlechtes der Freiherren von Törring, wie er sich auf (diese) Reise vorbereitet: Seiner Sterblichkeit eingedenk und sich die menschliche Hinfälligkeit vor Augen haltend, hat er seinen allmächtigen und allgütigen Erlöser, desselben jungfräulicher Mutter und seinen heiligen (Namens-) Patronen noch zu Lebzeiten, (also) vor (seinem letzten) Tage, als Zeichen seiner ewigen Dankbarkeit, dieses mit steinernen Standbildern und marmornen Säulen errichten lassen; und zur Erinnerung an sich selbst und seine hochwürdigsten und erlauchtesten Vorgänger, mit denen zusammen er am jüngsten Tage glorreich auferweckt zu werden hofft, und zur Belehrung der gesamten Nachwelt hat er persönlich ein Ewiges Licht gestiftet am 8. März des Jahres der Jungfrauengeburt 1624. (II)

Datum: 1624 März 8.

Kommentar

Bischof Albert von Törring (s. Kat.-Nr. 619) stiftete 1624 diesen Altar neu, vor dem fünf seiner Vorgänger bestattet waren, und drei Jahre später den St. Stephans-Altar im Nordchor (s. Kat.-Nr. 594 †); auf beide stiftete er für 1400 fl. je eine Lampe mit dem Ewigen Licht10). Im Zuge der Purifizierung im 19. Jahrhundert wurden beide barocke Altäre entfernt und in die Karmelitenkirche verbracht11).

Anmerkungen

  1. Cranner 39-41; Freytag/Hecht 7; Hubel/Kurmann, Der Regensburger Dom 69f.
  2. Sammlung Resch 306, 307.
  3. Konrad Graf von Lupburg, DI 74 (Stadt Regensburg II, Dom I) Kat.-Nr. 24†.
  4. Konrad IV., als Bischof von Regensburg Konrad V. (1296-1313), s. DI 74 (Stadt Regensburg II, Dom I) Kat.-Nr. 34†.
  5. Pankraz von Sinzenhofen, Bischof von Regensburg (1507-1538). Vgl. Kat-Nr. 499.
  6. Georg Marschall von Pappenheim, Bischof von Regensburg (1548-1563). Vgl. Kat-Nr. 526.
  7. Veit von Fraunberg, Bischof von Regensburg (1563-1567). Vgl. Kat.-Nr. 529.
  8. David Kölderer von Burgstall, Bischof von Regensburg (1567-1579). Vgl. Kat.-Nr. 545.
  9. Sigismund Friedrich von Fugger, Bischof von Regensburg (1598-1600). Vgl. Kat-Nr. 565.
  10. Schuegraf, Dom II, 33 (Anm. 59).
  11. Loers, Barockausstattung 234; Wellnhofer, Drei Altäre aus dem Regensburger Dom 117.

Nachweise

  1. Cranner 39-41; Zirngibl, Epitaphia 6f.; Ried, Collectio 8r,v; Sammlung Resch 306, 307; Hübner, Barocke Ausstattung 31-33.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 589† (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0058902.