Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 585 Kreuzgang, Mittelhalle, Ostwand, 4. Joch 1620

Beschreibung

Epitaph für Georg Jobst aus verschiedenen Materialien, an der Wand1). Über einem vierfach getreppten Sockel aus Kalkstein mit Löwenmaske und Voluten eine hochovale Inschriftentafel aus Schiefer mit 19-zeiliger Inschrift in einer mit zwei flankierenden Engeln und Blattwerk gezierten Rotmarmorumrahmung. Darüber wiederum aus Kalkstein die Kartusche mit dem Vollwappen und einem Obelisken als Bekrönung. Der Zustand ist gut.

Maße: H. 247 cm, B. 88 cm (Epitaph), H. 73 cm, B. 47 cm (Schild), Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. MEMORIAE AETERNAE, / GEORGII IOBST. BAVARI / I(VRIS) V(TRIVSQVE) D(OCTORIS) CONSVLTISSIMI. / CANON(ICI) RATISP(ONENSIS) ET PASSAVIE(NSIS) / SERENISSIMIS BAVARIAE / DVCIBVS A. CONSILIIS. / SERENISSIMI ALBERTI / EX IISD(EM) DVCIB(VS) PRAECEPTORIS. / POST GALLIAE, ET ITALIAE, / PRAECIPVA LYCEA / OBITA. / HISTORICI INSIGNIS. / CHARI OMNIBVS. / IMPRIMIS / PRINCIPIBVS VIRIS. / DENIQVE / SENIO CO(N)FECTI RATISPONAE / PRID(IE) NON(AS) IVLII A(NNO) C(HRISTI) / M. DCXX.

Übersetzung:

Zum ewigen Angedenken an Georg Jobst aus Baiern, einem sehr kundigen Doktor beider Rechte, Domherrn in Regensburg und Passau, Rat der durchlauchtigsten Herzöge von Baiern, Lehrer des Prinzen Albrecht aus (dem Geschlecht) derselben Herzöge. Nachdem er bedeutende höhere Schulen Frankreichs und Italiens besucht hatte, (wurde er) ein namhafter Geschichtsschreiber. Allen (Leuten), besonders (aber) fürstlichen Herrschaften teuer, starb er, schließlich von Altersschwäche gebeugt, am Vortag der Nonen des Juli des Jahres Christi 1620 in Regensburg.

Datum: 1620 Juli 6.

Wappen:
Jobst2).

Kommentar

Georg Jobst wurde im Jahr 1552 in Greding (Lkr. Roth/MFr.) geboren; er immatrikulierte sich im Sommersemester 1567 an der Universität Ingolstadt, wo er den Titel eines Magisters der Philosophie erwarb und zum Doktor beider Rechte promoviert wurde3). 1575 ist er an der Universität Tübingen nachzuweisen, im Jahr 1585 erscheint er in Bourges, danach 1588 in Siena und 1589 in Perugia4). Am 22. Dezember 1593 wurde er in das Regensburger Domkapitel aufgenommen5). Ab 1591 versah er verschiedene Ämter am Hof Herzog Albrechts VI.; ab 1591 war er Erzieher des Wittelsbacher Prinzen Albrecht und begleitete diesen im Sommersemester 1593 an die Universität Ingolstadt; von 1592 bis 1600 fungierte er als bayerischer Hofrat und 1594 als Hofmeister6). Im Jahr 1598 erhielt er auch ein Kanonikat in Passau, wo er als Visitator des dortigen Klerus tätig war7). Hier stiftete er 1617 eine Gedenktafel für den Domdekan Johann Heinrich von Rorbach8). Er errichtete ein Studienstipendium für Mitglieder seiner Familie sowie Bürgersöhne seines Heimatortes Greding9). Georg Jobst war wohl auch als Historiker bekannt; von ihm finden sich aber, der neueren Forschung nach, nur Abschriften ihn selbst betreffender Urkunden10).

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 24; Kdm Regensburg I, 172.
  2. Bg4 59; Leoprechting 133.
  3. Krick, Domstift Passau 71; Pölnitz, Matrikel Ingolstadt I, 1567, 902,20; Mayer, Thesaurus III, 149-151; Text der Doktorurkunde veröffentlicht ebenda, 195f; Ries, Generalschematismus 12.
  4. Wolff, Juristenfakultät 362.
  5. Leoprechting 133; Paricius, Nachricht 59; Bernclau, Episcopatus 254: 22. Dezember 1592.
  6. Pölnitz, Matrikel Ingolstadt I, 1593, 1291,18; Schuegraf, Dom II 99; Heydenreuter, Der landesherrliche Hofrat 340 mit weiteren biographischen Daten; Appl, Wolfgang II. von Hausen 179.
  7. Krick, Domstift Passau 71; Freytag/Hecht 24.
  8. DI 67 (Stadt Passau) Kat.-Nr. 790.
  9. Freytag/Hecht 24.
  10. Wurster, Geschichtsschreibung 182.

Nachweise

  1. Bernclau, Episcopatus 254; Zirngibl, Epitaphia 39f.; Schuegraf, Dom II, 99.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 585 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0058508.