Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 580 Domkirche, nördliches Querhaus 1618

Beschreibung

Wappengrabplatte für den Auxiliarbischof Stephan Nebelmayer aus rotem Marmor, ehemals vor dem nördlichen Seitenchor beim St. Stephansaltar außerhalb des Gitters, heute im nördlichen Querhaus westlich des heutigen St. Albertus-Magnus-Altars im Boden eingelassen1). In der oberen Hälfte im vertieften Feld befindet sich die zwölfzeilige Inschrift; in der unteren Hälfte, ebenfalls im vertieften Feld, unter einem gedrückten Bogen zwei Wappen in Kartuschen, darüber ein gemeinsames Oberwappen bestehend aus mit Mitra bekröntem Puttokopf, hinter der Mitra der Bischofsstab. In den beiden oberen Zwickeln jeweils eine Rosette. Zwischen den beiden Kartuschen auf gekreuzten Knochen ein Totenschädel mit Sanduhr als Bekrönung. Um den Stein läuft ein erhabener, floral ornamentierter Rand. Die Grabplatte ist in relativ gutem Zustand.

Maße: H. 203 cm, B. 117 cm, Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. SVB HOC SAXO HVMATVS / IACET EX HVMO IN HVMVM REVO=/CATVS R(EVEREN)DI(SSIMVS)a) ET CLARISS(IMVS) D(OMINVS) D(OMINVS) STEPHANVSb) / NEBELMAIR EPISCOPVS ALMIRENSIS / SVFFRAGANEVS ET CANONICVS CA=/THEDR(ALIS) RATISPON(ENSIS) S(ACRO)S(ANCTAE) THEOLOGIAE / DOCTOR CVIVS TRIENNALEM / CVM MORBO LVCTAM LITEMQ(VE) MORS / TANDEM INEVITABILIS DIREMIT·3·DE=/CEMBRIS A MERIDIE INTRA 3AMc) ET 4AMc) / HORAM ANNO SERVATORIS M:DCXVIII / MORTVE VIVE DEO

Übersetzung:

Unter diesem Stein begraben liegt, aus Staub zu Staub zurückgerufen, der hochwürdigste und hochberühmte Herr, Herr Stephan Nebelmayer, Bischof von Almira, Suffragan und Domherr der Regensburger Kirche, Doktor der hochheiligen Theologie, dessen schließlich unvermeidlicher Tod ihn von seinem dreijährigem Ringen und Streit mit der Krankheit erlöst hat am 3. Dezember vor dem Mittag zwischen der dritten und vierten Stunde im Jahr des Erlösers 1618. Lebe durch den Tod bei Gott.

Datum: 1618 Dezember 3.

Wappen:
Almira2), Nebelmayer3).

Kommentar

Stephan Nebelmayer wurde in München geboren. Er immatrikulierte sich im Sommersemester 1580 an der Universität in Ingolstadt4), erwarb 1589 den Titel eines Licentiatus der Theologie und wurde 1601 zum Doktor promoviert. Im selben Jahr widmete er als bischöflicher Kaplan dem Regensburger Bischof Wolfgang von Hausen seinen Artikel über den Heiligenkult5). 1590 bis 1605 war er Stiftsherr, Pfarrer und Prediger am Kollegiatstift St. Jakob und St. Tiburtius in Straubing/NB. Er wurde am 22. Juni 1605 zum Stiftsherrn der Alten Kapelle ernannt; dieses Amt resignierte er am 27. Juni 1611, da er am 11. März dieses Jahres in das Domkapitel aufgenommen wurde6). Auf Vorschlag Bischofs Wolfgang II. von Hausen bestellte ihn Papst Paul V. am 27. Februar 1606 zum Auxiliarbischof von Regensburg und verlieh ihm das Titularbistum Almira in Thessalien/Griechenland; geweiht wurde er am 2. Juli7). Er starb nach dreijähriger, schwerer Krankheit im Dezember 16188). Er stiftete einen Stab für besondere Jahrtage der Bischöfe, auf dem sein Wappen angebracht war, der aber nicht mehr erhalten ist9).

Textkritischer Apparat

  1. Die Buchstaben DI sind hochgestellt.
  2. Die Buchstaben VS sind sehr klein auf die Zeile gesetzt.
  3. Die Buchstaben AM sind hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Cranner 92; Freytag/Hecht 32; Kdm Regensburg I, 130.
  2. Zwei gekreuzte Bischofsstäbe. Phantasiewappen für das Titularbistum in partibus infidelium.
  3. Ebenda; Bernclau, Episcopatus 312; gespalten, rechts drei heraldische Lilien übereinander, links ein aufsteigender Greif (?).
  4. Pölnitz, Matrikel Ingolstadt I, 1580, 1082,18.
  5. Kausch, Geschichte der Theologischen Fakultät Ingolstadt 92.
  6. Leoprechting 138; Paricius, Nachricht 62; Schmid, Alte Kapelle 146; Matrikel des Bistums Regensburg 695f.; Ries, Generalschematismus7 nennt ihn als Benefiziat in Haindling.
  7. Almira, (Halmira, Thebai Phithiotides, antike Stadt in Thessalien), Titularbistum in partibus infidelium; vgl. Eubel, Hierarchia Catholica IV, 79.
  8. Die Daten und Fakten sind zusammengefasst nach Hausberger, Weihbischöfe 56f.; Gatz, Bischöfe 2, 496; Becker, Wege auf den Bischofsthron 417; Appl, Wolfgang II. von Hausen 182.
  9. Cranner 92.

Nachweise

  1. Zirngibl, Epitaphia 18; ABAdW, Grabsteinbuch 62; Bernclau, Episcopatus 312; Mayer, Thesaurus III, 67; Cranner 92; Ried, Collectio 15r.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 580 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0058008.