Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 577 Domkirche, Nordturm 1615/1616

Beschreibung

Glocke, genannt die Kleine Fürstin, im Nordturm des Doms1). Sie wurde Zue Ehren dem zarten Fronleichnam Christi gegossen. Die Inschrift I befindet sich im oberen Bereich der Schulter; die Inschrift II läuft um die Schulter, die Inschrift III um den unteren Rand jeweils zwischen zwei scharfen Linien. An der Flanke der Glocke befinden sich Reliefs als Bildschmuck: Zwei Wappen, eine von zwei Engel getragene Turmmonstranz und eine Mariendarstellung sowie der Hl. Petrus als Apostelfürst. Die Glocke hängt sehr hoch und ist stark verschmutzt, so dass sowohl die Inschriften als auch der Bildschmuck nur noch schwer zu erkennen sind2).

Maße: Du. ca. 178 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. I.

    ZVE EHRN DEM ZARTEN FRONLEICHNAM CHRISTI BIN ICH AVS DEM FEVER GEFLOSEN. GEORG SCHELCHSHORN ALHIE IN REGENSPVRG HAT MICH GOSEN · 1 · 6 · 16

  2. II.

    ADDE · TRIBVS · LVSTRIS · MODO · SESQVI · MILLIA · CENTVM · ANNOS · ALBERTVS · CLARO · DE · STEMMATE · TÖRRING · TERTIVS · ANTISTES · PIETATIS · PIGNVS · ADORNAT:

  3. III.

    AES · EGO · QVOD · LONGOS · SILVI · SVB · MONTIBVS · ANNOS ·PROTINVS · ALBERTO · PRAESVLE · DISCO · LOQVI ·ET · COMITATVRAS · COELESTIA · FERCVLA · GENTES · CONVOCO · ET · INTENTAS · FVLMINE · SISTO · MINAS

Übersetzung:

Füge zu drei Jahrfünft einhundert und anderthalbtausend Jahre, da hat Albert der dritte vom berühmten Stamme der Törring, Bischof, dies herrliche Pfand gar frommen Sinnes geschaffen. (II) Lange ein schweigendes Erz lag ich im Schoße der Berge; Doch unter Bischof Albert lernte ich sprechen alsbald. und rufe zusammen das Volk, zu feiern das himmlische Opfer, und breche der Blitze Gewalt, setz ihrem Drohen ein Ziel. (III)3)

Versmaß: Distichen. (III)

Wappen:
Törring4), Hochstift.

Kommentar

Georg war der Sohn des Caspar Schelchshorn und heiratete 1580 Margarethe, die Tochter des Regensburger Gießers Peter Schultheiß. Er starb am 26. April 16305). Die Glocke, genannt die Kleine Fürstin, entstand 1615/16166). Die erste Inschrift benennt Bischof Albert IV. von Törring als Stifter, hier irrtümlich als Albert III. bezeichnet, und das Jahr 1616 als Entstehungsjahr, die zweite Inschrift dagegen das Jahr 1615. In den Dombaurechnungen wird 1617 als Entstehungsjahr genannt7). Die Glocke hat einen Durchmesser von 178 cm und wiegt ca. 4000 kg8).

Anmerkungen

  1. Kdm Regensburg I, 132, III, 276; Schuegraf, Dom I, 105 (Anm. 61); Zahn, Dom 101; Walter Glockenkunde 345; Federhofer, Albert von Törring 32; Hübner, Barocke Ausstattung 4; Hubel/Schuller, Dom, Fotodokumentation 782 (2628, 2629).
  2. Für die Übermittlung der am schwer zugänglichen Original gelesenen Inschriften bedanken wir uns bei Herrn Claus Peter, Hamm.
  3. Übersetzung nach Walter, Glockenkunde 345.
  4. Bay 23b.
  5. Wiedamann, Die Glockengießerfamilie Schelchshorn und ihre Regensburger Vorgänger 398ff.
  6. Walter, Glockenkunde 864f.
  7. Ebenda, 345; laut Hübner, Barocke Ausstattung 4 bezieht sich die Rechnung des Jahres 1617 auf die Reparatur des Glockenstuhles; Fuchs Friedrich, Der Dom St. Peter 219.
  8. Cranner 18/1; Federhofer, Bischof und Dom 198: 58 Zentner und 58 Pfund; Magerl, Die Glocken des Domes 3; Wanderer, Die Glocken des Regensburger Domes 8; die Gewichtsangaben in den Quellen und der Literatur differieren erheblich, das angegebene Gewicht entspricht den neuesten Forschungen; für diese Mitteilung bedanken wir uns bei Herrn Claus Peter, Hamm.

Nachweise

  1. Walter, Glockenkunde 345; Zahn, Dom 101; Wanderer, Die Glocken des Regensburger Domes 8 (Inschrift I); Federhofer, Albert von Törring (BGBR 3) 32; ders., Bischof und Dom 198 (Anm. 489); Magerl, Die Glocken des Domes 3; Peter, Die Glocken des Doms.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 577 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0057707.