Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 576† Domkirche, südliches Seitenschiff, Südwand 1613

Beschreibung

Epitaph für Johann Friedrich von Hegnenberg, ehemals im südlichen Seitenschiff an der Wand aufgerichtet1). Das Aussehen des Denkmals, das laut Cranner am 26. März 1796 zerstört worden ist2), kann aber aufgrund der Abzeichnung in ABAdW, Grabsteinbuch beschrieben werden3). Die schwarze Inschriftentafel mit 15-zeiliger vergoldeter Inschrift auf rechteckigem Podest wird flankiert von zwei korinthischen Säulen. Darüber ein Architrav mit einem Rechteckfeld in der Mitte, die Seiten vorspringend. Darüber in einer ornamentierten Kartusche ein großes Rundfeld mit Vollwappen. Als Bekrönung in der Mitte ein geflügelter Engelskopf mit Nimbus, auf beiden Seiten je ein Akanthusblatt und eine brennende Fackel auf kleinem Podest3). Die Anlage des Epitaphs ist identisch mit der des ebenfalls verlorenen Epitaphs für seinen Verwandten Caspar Georg von Hegnenberg († 1666, s. Kat.-Nr. 631).

Text nach ABAdW, Grabsteinbuch.

  1. Ad(modum) R(everendus) D(ominus) Ioan(nes) Frider(icus) de et in Hägnen/berg. tria Verba Viator. Incola Te / Vult novi mundj in tuo olim Praeno/bilis Canonic(us) Senior, Custos, Ser(enissimi) / Max(imiliani) V(triusque) B(avariae) D(ucis) R(everendissimorum) Ill(ustrissimorum) Episc(oporum) Ratisb(onensium) / Consiliarius, dic, quid est Vita? / malum non malum parvulo / Culter prudenti medicina, Cave / plus, quid mors? bonu(m) plerisq(ue) / incognitum, Crede id mortuo / quem vivum habuisti Virum / Germana mente, homo homi/nj Sincerus inimicus Deo non / est, experior. an(n)o a partu / Virgineo MDCXIII. XIV. Octob(ris)a)

Übersetzung:

Der sehr hochwürdige Herr Johann Friedrich von und in Hegnenberg: (Nur) ein paar Worte, Wanderer: Ein Bewohner der anderen Welt (des Jenseits) bittet dich (um deine Aufmerksamkeit), (ein Mann), der in deiner (Welt) einst sehr angesehene Domherr, Senior und Kustos, Rat des durchlauchtigsten Herzogs beider Bayern Maximilian (und) der hochwürdigsten und durchlauchtigsten Bischöfe von Regensburg. Sprich, was ist das Leben? Kein übles Übel; einem Kinde ein Messer, einem Klugen ein Heilmittel. Hüte dich (also)! Mehr noch: Was ist der Tod? Ein Gut, das die meisten (Menschen) nicht verstehen. Glaube das einem Toten, den du (nunmehr) als jemanden (kennengelernt) hast, der zu Lebzeiten ein Mann von wahrer Gesinnung gewesen ist. Ein Mensch, der zu seinen Mitmenschen gegenüber aufrichtig ist, ist Gott nicht verhasst. Dafür bin ich ein Beispiel. Am 14. Oktober des Jahres 1613 nach der Jungfrauengeburt.

Datum: 1613 Oktober 14.

Wappen:
Hegnenberg4).

Kommentar

Johann Friedrich war der Sohn des Georg von Hegnenberg und dessen zweiter Ehefrau Sibylla Langenmantel5). Er wurde 1575 in das Domkapitel aufgenommen; 1587 bis 1613 hatte er das Amt des Kustos und ab 1602 das des Seniors inne; zudem war er Propst von St. Emmeram in Spalt6). Laut Inschrift war er Bischöflicher Rat und Rat des bayerischen Herzogs Maximilian I. Am 11. September 1583 immatrikulierte er sich an der Universität in Siena7). Dem Regensburger Dom stiftete er einen kleinen Altar und eine Darstellung Christi am Ölberg, die beide verloren sind8).

Textkritischer Apparat

  1. Die Zeilentrenner wurden nach dem Text der ABAdW, Grabsteinbuch eingefügt; der Wortlaut der Abschrift Cranners ist identisch.

Anmerkungen

  1. Cranner 105; Freytag/Hecht 22.
  2. Cranner 105: durch die Gewalt des Windes zertrümmert.
  3. ABAdW, Grabsteinbuch 49.
  4. Bay 12; Leoprechting 116.
  5. Prey, Bayrischen Adls Beschreibung XIII, fol. 90; Schwennicke, Europäische Stammtafeln NF III,2, Tafel 215.
  6. Spalt, Lkr. Roth/Mfr. Vgl. Bernclau, Episcopatus 240; Leoprechting 116: 1576; Paricius, Nachricht 53: 1537; Ries, Generalschematismus 79; Appl, Wolfgang II. von Hausen 179.
  7. Weigle, Die Matrikel der Deutschen Nation in Siena 77, Nr. 1001.
  8. Hubel, Domschatz 23f., ders., Die Geschichte des Regensburger Domschatzes 307.

Nachweise

  1. Archiv Alte Kapelle, sign 506; Bernclau, Episcopatus 240f.; Zirngibl, Epitaphia 17; ABAdW, Grabsteinbuch 49; Cranner 105; Ried, Collectio 14v.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 576† (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0057609.