Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 574 Domkirche, südliches Seitenschiff, 4. Joch 1612

Beschreibung

Wappengrabplatte für Wilhelm von Holdingen aus rotem Marmor, ehemals bey der St. Catharinenkapelle im nördlichen Seitenschiff1). Der obere Teil mit der zehnzeiligen Inschrift (I) ist heute im südlichen Seitenschiff nahe der westlichen Pforte im Boden eingelassen2). Danach war laut Abzeichnung in ABAdW, Grabsteinbuch eine einzeilige Inschrift (II) in kapitalen Buchstaben eingehauen, die heute verloren ist3). Im unteren Teil im rechteckigen Feld eine kreisrunde, mit gefransten Bändern gezierte Kartusche mit dem Vollwappen des Domherren. Dieser Teil der Grabplatte befindet sich heute im nördlichen Seitenchor an der Südseite im Boden. Die Inschriftentafel ist in schlechtem Zustand, der rechte Rand ist abgeschnitten; vom Wappenfragment fehlt der obere Teil, der Zustand ist aber aufgrund der etwas abseitigen Lage gut.

Text nach ABAdW, Grabsteinbuch (II).

Maße: H. 88 cm, B. 82 cm, Bu. 4,5-5 cm (Inschriftentafel), H. 75 cm, B. 94 cm (Wappen).

Schriftart(en): Fraktur, Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    Anno Domini ∙ 16 ∙ 12 ∙ den ∙ 6. Monatstag [Ju]/lii Ist in Gott seeligelich entschlaffen der H[och]/würdig Edl vnd Gestreng Herr Johann Wil[helm] / von Holdingen Zu Pöringen, gewester beeder Ho[c]h/löblichen Dhombstifft Passaw vnd Regensp[urg] / Dhombherr, auch CAPELLANVS HONORI[S] / Probst des Stiffts Spallt, vnd Chorherr Zu Cho[m]/burg, Dessen vnd allen Cchristglaubigena) seelen de[r] / Allmechtig, ewig, güettig Gott vnd vnns allen / genedig vnd Barmhertzig sein wölle Amenb)

  2. II.

    HODIE MIHI, CRAS TIBI.

Übersetzung:

Heute mir, morgen dir. (II)

Datum: 1612 Juli 6.

Wappen:
Holdingen4).

Kommentar

Wilhelm von Holdingen stammte aus einem ursprünglich westfälischen und seit 1560 zur bayerischen Ritterschaft zählenden Geschlecht; er war der Sohn des Menasses (Menhard) von Holdingen, Stadt- und Landrichter in Landsberg a. Lech/OB., und der Christine von Peringen. Im Jahre 1582 wurde er Domherr zu Passau und Regensburg, 1593 übernahm er das Amt des Domdekans in Regensburg, das er im Jahr 1595 resignierte5). Zudem war er bischöflicher Ehrenkaplan, Propst des Stiftes St. Emmeram in Spalt (Lkr. Roth/Mfr.), Chorherr zu St. Burkard in Würzburg und zu Komburg (Lkr. Schwäbisch Hall/B.-W.) und Pfarrer in Niedermünster6). In den Jahren von 1590 bis 1595 ist er als Spitalmeister des St. Katharinenspitals nachweisbar7). In der Minoritenkirche stiftete der Domherr ein Apostelfresko8).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Die wenigen erhaltenen Worttrenner sind kleine Quadrangeln; die letzte Zeile ist zentriert.

Anmerkungen

  1. Cranner 104; Freytag/Hecht 23.
  2. Kdm Regensburg I, 129.
  3. ABAdW, Grabsteinbuch 72.
  4. BayA1 16.
  5. Paricius, Nachricht 32, 58; Bernclau, Episcopatus 250f.; Hund, Stammenbuch III, 409; Krick, Stammtafel 146, Nr. 62; ders., Domstift Passau 68.
  6. Schmid, Urkunden-Regesten II, Nrn. 704, 705; ders., Alte Kapelle 92; Wendehorst, St. Burkard in Würzburg 293; Ries, Generalschematismus161; Risse, Niedermünster 276.
  7. Dirmeier, Das St. Katharinenspital 308, 535.
  8. DI 40 (Stadt Regensburg I, Minoritenkirche) Kat.-Nr. 211.

Nachweise

  1. Cranner 104; ABAdW, Grabsteinbuch 72.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 574 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0057403.