Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 572† Domkirche, Querhaus, nordöstlicher Vierungspfeiler 1610

Beschreibung

Inschrift am Krönungsaltar, der sich ehemals im Querhaus am nordöstlichen Vierungspfeiler befand1). Aufgrund des Kupferstiches von Wolfgang Kilian aus dem Jahr 1650 ist das Aussehen dieses Altares bekannt. Die achtzeilige Inschrift I befand sich wohl auf der Predella des Altaraufbaus. Das Mittelfeld, das die Dornenkrönung Christi zeigte, hatte einen segmentbogenartigen Abschluss und wurde flankiert von zwei korinthischen Säulen. Auf seitlichen Konsolen standen zwei Statuen von Bischöfen. Im oberen Geschoß über einer breiten Attikazone zwischen zwei Säulen ein ovales Mittelstück mit der Darstellung des segnenden Gottvaters, darüber ein gesprengter Giebel mit einer Kartusche mit dem Jesusmonogramm (II) in der Mitte. Cranner überliefert zwei später angebrachte Wappenschilde2).

Text nach Cranner.

  1. I.

    Christo Jesu Domino nostro / pro salute humana crucifixo / hanc aram posuit / R(everendissi)mus et Illustrissimus Princeps Wolfgangus / Episcopus ratisbonensis, praepositus et Dominus Elvacensis. / Paulus V Pontifex maximus / privilegio perpetuo donavit. / M DC Xa)

  2. II.

    IE(SV)Sb)

Übersetzung:

Unserem Herrn Jesus Christus, der für das menschliche Heil gekreuzigt worden ist, hat der hochwürdigste und durchlauchtigste Fürst Wolfgang, Bischof von Regensburg, Propst und Herr zu Ellwangen3), diesen Altar errichtet. Papst Paul V. hat ihn mit einem ewigen Privileg versehen. Im Jahr 1610. (I)

Wappen:
Speer4),Wolframsdorf5).

Kommentar

Dieser auf das Jahr 1610 datierte Altar war eine Stiftung des Bischofs Wolfgang II. von Hausen, der von 1600 bis 1613 amtierte6). Die beiden am Altar angebrachten Wappenschilde weisen auf spätere Stifter hin, auf Michael Speer († 1642) und auf Johann Sebastian Anton von Wolframsdorf († 1766).

Michael stammte aus Weilheim/OB. und war der Sohn des Ulrich Speer; er studierte am Collegium Germanicum in Rom und wurde dort auch promoviert, danach erhielt er 1592 die Pfarrei Mintraching (Lkr. Regensburg/Opf.); 1599 wurde er in das Regensburger Domkapitel aufgenommen, war von 1610 bis 1618 Propst bei St. Johann und 1626 Domdekan; er starb am 6. Mai 1642 in Landshut7).

Johann Anton Sebastian von Wolframsdorf wurde 1713 als Sohn des Vitus Heinrich Mauritius und der Johanna Petronilla Freifrau von Schrenk geboren. Er studierte am Collegium Germanicum in Rom und wurde dort 1735 zum Priester geweiht. 1739 erhielt er die Anwartschaft auf ein Regensburger Kanonikat, das er aber erst 1752 einnehmen konnte. Er wirkte als Präses des Konsistoriums und wurde 1760 als Titularbischof von Arethusa/Syrien und als Auxiliarbischof von Regensburg eingesetzt. Er starb 1766 im Alter von 53 Jahren und wurde im Dom beigesetzt8).

Im Zuge der Purifizierung in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde dieser Altar aus dem Regensburger Dom entfernt, sein Verbleib ist bislang ungeklärt9).

Textkritischer Apparat

  1. Die Zeilentrennungen sind übernommen von der Transkription Cranners.
  2. IHS.

Anmerkungen

  1. Cranner 33; Freytag/Hecht 6; Loers, Barockausstattung 233; Hübner, Barocke Ausstattung 10ff.; DI 74 (Stadt Regensburg II, Dom I) XXIV.
  2. Cranner 33; Freytag/Hecht 47, 55.
  3. Fürstpropstei Ellwangen, Reichsstift, Hauptort heute Ellwangen, Ostalbkreis/B.-W.
  4. BayA1 181.
  5. MeA 137.
  6. Zu Bischof Wolfgang II. von Hausen s. Hausberger, Geschichte I, 330ff.; Appl, Wolfgang II. von Hausen 137ff.; bestattet wurde er im Chor der Minoritenkirche, sein Grab ist heute nicht mehr vorhanden; Hausberger, Grablegen 376.
  7. Bernclau, Episcopatus 391; Matrikel des Bistums Regensburg 393f.; Güntner, Pröpste 46f.
  8. Bernclau, Episcopatus 452f.; Cranner 33; Hausberger, Weihbischöfe 64f.
  9. Wellnhofer, Drei Altäre aus dem Regensburger Dom 117.

Nachweise

  1. Cranner 33.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 572† (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0057207.