Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 569 Domkirche, nördliches Seitenschiff, Turmjoch 1602

Beschreibung

Wappengrabplatte für Hans Georg von Stinglheim aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die erhaben zwischen zwei scharfen Linien herausgehauene Inschrift I auf erhöhtem Rand beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet ebenda. Im letzten Viertel der linken Längsseite wird die Inschrift zweizeilig. Im Feld das Vollwappen im Viertelrelief. In den vier Ecken kleinere Schilde mit Wappenbeischriften (II). Über und unter dem Vollwappen je ein geflügelter Engelskopf. Das künstlerische Konzept weist auf die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts hin und ist für den Anfang des 17. Jahrhunderts eher ungewöhnlich und wohl bewusst historisierend. Der Stein ist in relativ gutem Zustand, lediglich das letzte Drittel der Inschrift abgetreten.

Ergänzt nach Text Cranner.

Maße: H. 205 cm, B. 104 cm, Bu. 3,5-7 cm (Inschrift), Bu. 2,5 cm (Wappenbeischriften).

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    Anno D(omi)ni ∙ 1602 ∙ den 13 ∙ Ju[n]j ∙ / ist Seligkhlich verschiden der Hochehrwurdig in Gott v(n)d Edle Herr / Hans Georg vo(n) Stinglhaim Zu / Thürnthening2) Thumherr Senior v(n)d [Ra]th [des] Hochstiftsa) Regensburg / dem G(ott) G(enad) Amenb)

  2. II. Wappenbeischriften:
    Stinglhaim3) Sandizell4) 
    Berwang5) Wẹic̣ḥs6) 

Datum: 1602 Juni 13.

Wappen:
Stinglheim3).

Kommentar

Johann Georg war der Sohn des Bernhard von Stinglheim und der Margareta von Sandizell7). Am 27. August 1563 wurde er Kanonikus der Domkirche, 1582 Baumeister und Capellanus honoris und 1594 Senior8). Im Jahr 1574 immatrikulierte er sich an der Universität in Siena. 1597 verlieh ihm Bischof Philipp Wilhelm das Erbkammeramt des Hochstifts, das dann jeweils an den ältesten Sohn der Familie weitergegeben werden sollte10). In den Jahren 1584/1585 ließ er das Ossuarium erneuern (s. Kat.-Nr. 552 †)11). Nicht nur für die Domkirche, sondern auch für nahezu alle bedeutenden Regensburger Kirchen, so die Alte Kapelle, St. Johann, St. Jakob, Dominikanerkirche, Minoritenkirche, Augustiner-Eremiten-Kirche sind Jahrtagsstiftungen des Domherrn belegt, ebenso für das Katharinenspital und das Spital in Wörth (Lkr. Regensburg/Opf.)12). So stiftete er zum Beispiel bei der Alten Kapelle ein feierliches Kanonikalfest zur Oktav von Maria Geburt und ist als Stifter eines Bildes des Apostelzyklus in der Minoritenkirche dargestellt13). Auf seine Tätigkeit als bischöflicher Baumeister weist eine Inschriftentafel mit seinem Wappen hin (s. Kat.-Nr. 549), die sich außen am Verbindungsgang vom Dom zum Bischofshof befindet. Sein Bruder Johannes Urbanus ließ ihm im Jahr 1616 ein heute verlorenes Epitaph mit Gedenkinschrift bei den Regensburger Augustinern setzen14).

Textkritischer Apparat

  1. Ab hier wird die Inschrift zweizeilig.
  2. Die Worttrenner sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Cranner 104; Freytag/Hecht 48; Kdm Regensburg I, 130; Hubel/Schuller, Dom, Fotodokumentation 751 (Abb. 2519).
  2. Thürnthenning Hofmark, heute Gde. Moosthenning, Lkr. Dingolfing-Landau/NB. Die Stinglheim sind seit dem 16. Jahrhundert als Hofmarksherren belegt.
  3. Bay 59.
  4. Bay 20.
  5. BayA1 9.
  6. Bay 62, 116.
  7. Hund, Stammenbuch III, 671; Prey, Bayrischen Adls Beschreibung XXIV, fol. 878f.; Bernclau, Episcopatus 403; Mayr, Chronik von Kürn 39; Ries, Generalschematismus 291.
  8. Paricius, Nachricht 56; Leoprechting 125; Mayer, Thesaurus III, 140f.; Bernclau, Episcopatus 403; An der Außenseite am Verbindungsgang vom Dom zum Bischofshof ist sein Wappen mit Inschrift aus dem Jahr 1582 angebracht, s. Kat.-Nr. 549.
  9. Weigle, Die Matrikel der Deutschen Nation in Siena 50, Nr. 242.
  10. Mayr, Chronik von Kürn 39; Freytag/Hecht 48.
  11. Schuegraf, Dom II, 208 (Anm. 235); Freytag/Hecht 48.
  12. Mayr, Chronik von Kürn 61f.
  13. Ebenda; Schmid, Alte Kapelle 47; DI 40 (Stadt Regensburg I, Minoritenkirche) Kat.-Nr. 210.
  14. Mayr, Chronik von Kürn 39 überliefert folgende Inschrift: Gott zu Ehren und Gedächtniß des Hochehrwürdigen, Wohledlen und gestrengen Herrn Joan. Georg von Stingelheim zu Thürnthening, Thumherrn, Seniorn und Fürstl. Rath zu Regensburg. Joan. Urbanus de Stingelheim Serenis. Bavariae Ducis Consiliarius et Praefectus in Teusbach, Episcopatus Ratisbonensis Camerarius Haereditarius. P. 1616.

Nachweise

  1. Bernclau, Episcopatus 403f.; Cranner 104.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 569 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0056908.