Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 557 Domkirche, Südchor, Nordpfeiler um 1592

Beschreibung

Lebensgroße Figur des Hl. Wenzeslaus aus Sandstein1). Er trägt den Herzogshut und ist mit Mantel, Rüstung und Waffenrock bekleidet, in seiner Rechten die Lanze, in der Linken der Schild. Die Inschrift I befindet sich auf der Stirnseite der Steinplatte, auf der die Skulptur steht. Auf der sie tragenden Säule ist im ionischen Kapitell das Vollwappen des Stifters eingefügt. Um die Wappendarstellung die Inschrift II auf erhöhtem Rand; sie beginnt oben rechts, läuft um das Wappen und endet oben links.

Maße: H. 38 cm, B. 70 cm, Bu. 2,5 cm (Inschrift I); H. 6 cm, B. 45 cm, Bu. 4 cm (Inschrift II).

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission (Julia Knorr) [1/1]

  1. I.

    S(ANCTVS) WENZESLAVS.

  2. II.

    SBIGNEVS ∙ BERKA ∙ ARCHIEP(ISCOP)VS . PRAGENSISa)

Wappen:
Bischofswappen Zbynko Berka2).

Kommentar

Der Stifter der Skulptur, Zbynko Berka von Duba und Leipa, entstammte einem böhmischen Adelsgeschlecht und wurde am 10. Februar 1551 als Sohn des Zdenek Berka und der Katharina von Haugwitz in Dřevĕnice geboren. Er studierte in Dillingen, Padua und Krakau und wurde zum Doktor der Theologie promoviert; er wurde am 8. September 1582 in das Regensburger Domkapitel aufgenommen, noch im selben Jahr bischöflichen Administrator (bis 23. Dezember 1586) und am 26. Mai 1587 zum Propst ernannt3). Er hatte Kanonikate in weiteren Domkapiteln inne und war Propst in Altötting, Wischehrad/Prag und Leitmeritz/Tschechische Republik4). Von 1592 bis 1606 war er Erzbischof von Prag; er starb am 7. März 1606 und wurde im Prager Veitsdom bestattet5). Gemeinsam mit Georg von Preysing ist er als einer der Stifter eines Bildes des Apostelzyklus in der Minoritenkirche dargestellt6). Für den Dom stiftete er einen Goldbrokatornat7). Er führte die Verehrung des Hl. Wenzel im Regensburger Dom ein, dessen Fest seitdem gefeiert wurde8).

Textkritischer Apparat

  1. Die ersten beiden Worttrenner sind blütenförmig, das dritte ein Punkt auf der Grundlinie.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 43; Kdm Regensburg I, 110; Fuchs/Wellnhofer, Der Dom im Spätmittelalter und in der Barockzeit 384, vgl. Einführung 28.
  2. Bi 164, aber abweichend quadriert, 1:4 Hochstift Prag, 2:3 Kreuzherren, Herzschild Berka (NÖ 131).
  3. Paricius, Nachricht 27, 58; Bernclau, Episcopatus 172; Mayer, Thesaurus II, 88f., III, 136f., IV, 136f.; Schuegraf, Dom II, 47; Hausberger, Geschichte I, 326; zu seiner Tätigkeit als Bistumsadministrator s. Appl, Philipp von Bayern 408ff.
  4. Krick, Domstift Passau 117; Thaler, Das Salzburger Domkapitel 153ff.: Olmütz, Prag, Salzburg.
  5. Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder I, 81; Gatz, Bischöfe 2, 44-46.
  6. DI 40 (Stadt Regensburg I, Minoritenkirche) Kat.-Nr. 206.
  7. Hubel, Domschatz 24.
  8. Mayer, Thesaurus II, 88; Schuegraf, Dom II, 47; Dehio, Regensburg und die Oberpfalz 457.

Nachweise

  1. Cranner 42; Mayer, Thesaurus II, 89; Schuegraf, Dom II, 47; Kdm Regensburg I, 110.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 557 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0055703.