Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 551 Kreuzgang, Nordflügel, Westseite, 3. Joch 1584

Beschreibung

Epitaph für Johann Friedrich Spretter aus Kalkstein, im westlichen Nordflügel des Kreuzgangs in die Wand eingelassen1). Das Denkmal ist dreiteilig gegliedert. Im unteren Drittel in Rollwerkrahmen ein querrechteckiges Feld mit zwölfzeiliger Inschrift (I). Darüber unter einem Rundbogen, der auf zwei Pfeilern ruht, die Darstellung des gekreuzigten Christus, über ihm der Titulus (II), unter dem Kreuz ein Totenschädel. Davor kniet der barhäuptige, betende Domherr, bekleidet mit Chorgewand und Almucia, vor seinen Füßen das Birett liegend. Über seinem Kopf ein an den Enden aufgerolltes Spruchband mit zweizeiliger Inschrift (III). Unterhalb des Rundbogens stilisiertes Gewölk, im Hintergrund eine Hügellandschaft und die Darstellung der Stadt Jerusalem mit Tor und Türmen. Auf den beiden Wandpfeilern sind je zwei Wappenschilde aufgelegt. Die beiden oberen Zwickel füllen geflügelte Puttenköpfe. Über dem Gebälk im Rundfeld das Vollwappen in Beschlagwerk. Der Zustand des Epitaphs ist nicht besonders gut.

Maße: H. 187 cm, B. 71 cm (Gesamt), H. 31 cm, B. 62 cm (Inschriftentafel), Bu. 1,7-2,7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    REVERENDVS AC NOBILIS VIR, D(OMI)N(V)S IOANNES / FRIDERICVS SPRETTER, A KREIDENSTEIN V(TRIVSQVE) I(VRIS) D(OCTOR) / ECCL(ESI)AR(VM) CATHEDRALIVM RATISBONENSIS ET / BASILIENSIS CANONICVS DICTAEQVE RATISB(ONENSIS) / DECANVS IN FLORIDA SVA ET MAGNAE / EXPECTATIONIS AETATE SVM(M)O CVM LVCTV / SVORVM XIII CAL(ENDAS) AVGVSTI ANNO CHRISTI / M.D.LXXXIV, PIE IN D(OMI)NO OBDORMIVIT ATQVE HIC / INFRA TVMVLATVS CVI MOESTISSIMVS FRATER / GERMANVS IOANNES MACHARIVS SPRETTER / PIETATIS ERGO HOC MNEMOSYNON FIERI / CVRAVIT ANIMA DEFVNCTI DEO VIVATa)

  2. II.

    INRI

  3. III.

    AGNVS DEI MISERERE MEI / QVI CRIMINA TOLLIS

Übersetzung:

Der hochwürdige und edle Mann, Herr Johann Friedrich Spretter von Kreidenstein, Doktor beider Rechte, Domherr der Bischofskirchen von Regensburg und Basel und Dekan der genannten Regensburger (Kirche), ist am 20. Juli des Jahres Christi 1584 in blühendem, zu großen Erwartungen berechtigtem Alter zum tiefsten Leidwesen seiner Angehörigen ergeben im Herrn entschlafen und liegt hier unten begraben. Sein tieftrauriger leiblicher Bruder Johann Macharius Spretter hat ihm dieses Denkmal aus Frömmigkeit errichten lassen. Möge die Seele des Verstorbenen leben bei Gott. (I)

Lamm Gottes, der du die Beschuldigungen hinwegnimmst, erbarme dich meiner. (III)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Hymnus Balsamus et munda cera. (III)2)

Datum: 1584 Juli 20.

Wappen:
Spretter3)Vogt von Wartenfels4)
Stöhr von Störenberg5)Settelin von Eisenburg und Trunkelsberg6).

Kommentar

Johann Friedrich war der Sohn des Konrad d. J. Spretter von Kreidenstein und der Elisabeth, geborene Vogt von Wartenfels (genannt Castell) und stammte aus Rottweil/BW. Im Jahr 1540 studierte er in Heidelberg und erwarb dort 1543 den Titel eines Baccalaureus artium. Im gleichen Jahr ging er an die Universität Tübingen und schloss dort 1546 seine Studien mit dem Titel eines Magister artium ab. 1547 ist er an der Universität in Freiburg i. Br. immatrikuliert und im Sommersemester 1550 als Magister an der Universität Ingolstadt7). Von 1551 bis 1555 amtierte er als Regens am Georgianum. 1552 im Wintersemester war er Rektor und im Wintersemester 1553 Vizerektor an der Unversität Ingolstadt; 1552 und 1554 jeweils im Sommersemester Dekan der Artistenfakultät. 1554 erwarb er die Titel eines Licentiatus und eines Doktors beider Rechte. Anfang 1555 verließ er Ingolstadt und ist später als Kanzler des kaiserlichen Hofgerichts in Rottweil tätig. Seine Heimatstadt vertrat er bei den Reichstagen 1559 in Augsburg und 1570 in Speyer. Im Jahr 1576 war er der Gesandte des Bischofs von Konstanz auf dem Reichstag zu Regensburg8).

1571 erhielt Johannes Spretter die Praebende am Regensburger Dom, am 6. August 1583 wurde er in das Domkapitel aufgenommen, noch im selben Jahr zum Dekan ernannt und zum Domherrn in Basel9). Nach seinem Tod 1584 ließ ihm sein Bruder Johann Macharius dieses Epitaph errichten.

Textkritischer Apparat

  1. Den Abschluss bildet ein Ornament in Form eines langgezogenen liegenden S.

Anmerkungen

  1. Eppinger 14, 28; Zirngibl, Epitaphia 52; ABAdW, Grabsteinbuch 5; Freytag/Hecht 47; Kdm Regensburg I, 194; Reidl, Das Grabmal einer Herzogin 55; nach Mayer, Thesaurus II, 101 existierte eine weitere Inschrift mit dem Wortlaut: An. 1584 21 mensis Iulii obijt Reuerendus dnus Fridericus Spretter utriusque Iur. Doct. ac Cathedr. Ecclesiae Decanus.
  2. Vgl. Renzi/Severina, Collectio Salernitana 5, 84 und Wright, Dufay´s Motet 327f.
  3. BayA1 182; E 751.
  4. Si3 174.
  5. Oberhalber Stier.
  6. Schräg geteilt.
  7. Toepke, Heidelberg I, 575; Pölnitz, Matrikel Ingolstadt I, 1560, 661,25: Magister Ioannes Spreter Rotwilensis vir egregia prudentia pollens qui anno 51 in moderatorem novi collegii et brevi post in totius scholae rectorem et prorectorem electus est.
  8. Die biographischen Daten und Fakten sind zusammengefasst nach Biographisches Lexikon 405; Resch/Buzás, Verzeichnis der Doktoren und Dissertationen I, 82.
  9. Paricius, Nachricht 31, 57; Bernclau, Episcopatus 393; Ries, Generalschematismus 245; Spreter von Kreudenstein, Johann Spreter von Kreudenstein 41.

Nachweise

  1. Eppinger 14, 28 (nur Inschrift I); Zirngibl, Epitaphia 52; Bernclau, Episcopatus 393f.; ABAdW, Grabsteinbuch 5; Ried, Collectio 27v, 28r (nur Inschrift I); Spreter von Kreudenstein, Johann Spreter von Kreudenstein 41f.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 551 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0055105.