Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 550 Kreuzgang, Nordflügel, Nordwand, Ostseite, 2./3. Joch 1583

Beschreibung

Epitaph für Johann Jakob Kölderer aus Kalkstein, ehemals im Domfriedhof am Beinhaus1), heute im Kreuzgangnordflügel in die Nordwand eingelassen2). Im unteren vertieften querrechteckigen Feld eine mit Rollwerk gezierte Kartusche mit fünfzeiliger Inschrift, wobei der Name des Kindes in Kreuzschrift wiedergegeben ist. Darüber unter einem Rundbogen ein schlafender nackter Knabe mit einem Kreuz über seinem Haupt, seinen rechten Arm auf einen Totenschädel gestützt, die Beine überkreuzt. Ein großer Wappenschild mit wehendem Band zu beiden Seiten ist im Scheitel des Rundbogens an einer Öse aufgehängt. In den beiden Zwickeln florale Ornamente. Das Epitaph ist in gutem Zustand.

Maße: H. 58 cm, B. 42 cm, Bu. 1,7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis, Kreuzschrift.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. A(NNO) D(OMINI) M : D : L : XXX ∙ III ∙ D(IE) M(ENSIS) N(OVEMBRIS) XVI ∙ OBYT ∙ / IN ∙ D(E)O Puer Joan(nes) Jacobus / Kelderera) ∙ DIAC(ONVS) RAT(ISBONENSIS) ETA(TIS) SVE ∙ / D(IERVM) ∙ VI ∙ CVIV(S) ∙ ANI(MA) DEO ∙ VIVAT ∙ AM=/EN ∙ R(E)Q(VI)E=SCI(T)b)∙ I(N) P(A)CEc)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1583 am 16. Tag des Monats November starb in Gott der Knabe Johannes Jakobus Kölderer, Diakon in Regensburg, im Alter von 6 Tagen. Seine Seele möge leben bei Gott, Amen, er möge ruhen in Frieden.

Datum: 1583 November 16.

Wappen:
Kölderer3).

Kommentar

Das bald nach der Geburt verstorbene Kind Johann Jakob war sehr wahrscheinlich ein Sohn des Domherrn Sebastian Kölderer von Hoch zu Gastein (Pol. Bez. Pongau, Salzburg/Ö.), der am 10. April 1574 in das Domkapitel aufgenommen worden war4). Der geistliche Stand des vermutlichen Vaters erklärt die Verschlüsselung des Namens in der Inschrift durch eine Geheimschrift im sogenannten Kreuzalphabet5). Im Jahr 1589 musste Sebastian Kölderer wegen unerlaubter Verehelichung sein Kanonikat aufgeben6).

Textkritischer Apparat

  1. Der Name des Kindes in Kreuzschrift.
  2. Sic!
  3. Die Kürzungszeichen sind zwei übereinander gestellte Quadrangeln, die Worttrenner eine Quadrangel auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. Eppinger 34; Freytag/Hecht 26; Kdm Regensburg I, 195.
  2. Freytag/Hecht 26; Kdm Regensburg I, 195; Bauer, Regensburg 425.
  3. BayA2 95f. mit einer Werfe statt zwei.
  4. Leoprechting 128; Bernclau, Episcopatus 260: Praebende 1573, juravit 10. April 1574, factus capitularis 29. Juli 1581, scholasticus 8. Februar 1585; Schuegraf, Nachträge 268.
  5. Zum Kreuzalphabet vgl. Bischoff, Übersicht über die nichtdiplomatischen Geheimschriften des Mittelalters 140f.
  6. Bernclau, Episcopatus 260; Walderdorff, Regensburg 169.

Nachweise

  1. Eppinger 34; Schuegraf, Dom II, 200; Walderdorff, Regensburg 170.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 550 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0055007.