Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 548† Domkirche, Mittelschiff 1581

Beschreibung

Gedenkinschrift auf einem Epitaph für Johannes Pyrrer, ehemals im Mittelschiff in columna super cathedram1). Sowohl die Inschriftentafel als auch die Umrahmung ist verloren, kann aber aufgrund der Abzeichnung in ABAdW, Grabsteinbuch beschrieben werden2). In einem hochrechteckigen Sockel war mittig die 15-zeilige Inschrift angebracht. Links davon kniet der betende Stifter, den Rosenkranz haltend, bekleidet mit Chorgewand und Almucia, rechts das Vollwappen. Über der dreifach gekehlten Deckplatte das Bildfeld mit der Darstellung der Auferstehung Christi. Christus entschwebt auf einem halbkreisförmigen Wolkengebilde dem Sarkophag, in der Linken die Kreuzfahne, die Rechte segnend erhoben. Am Boden zu jeder Seite je drei geharnischte Wächter. Flankiert von zwei identisch gestalteten Pfeilern, deren Ornamentierung aus je einer Amphore besteht, aus der volutenförmige symmetrisch angeordnete Formen emporsteigen, bekrönt von einer Blüte. Über dem dreifach gekehlten Architrav ein Dreiecksgiebel mit Muschelnische.

Text nach Cranner.

  1. Hoc mea sub tumulo requiescunt molliter ossa:mens petiit summi regna beata poli.Tu fuge, ne stabile aut firmum, moriture viator!esse putes, quidquid mundus inanis habet.Nil doctrina juvat, validi nil corporis artus,nil robusta suo flore juventa valet.Nil sunt divitiae, non summa potentia regumimmunes divae nos facit esse necis.Omnia mors sternit, tu quisquis es, hoc quoque mecum,necquicquam dubites, ingredieris iter.Id solum superest, coelestis gaudia regni,quae mecum a Christo parta viator habes:Si modo firma fides, Si te fiducia tangit, quam nobis clemens praecipit ipse Deus.Aliud in terra habetur, quod exquirendum esta).

Übersetzung:

Meine Gebeine ruhen sanft in diesem Grabe, mein Geist ist in das selige Reich des hohen Himmels geflogen. Du (aber) Wanderer, der du (dereinst auch) wirst sterben müssen, hüte dich davor, alles das, was die vergängliche Welt (zu bieten) hat, für sicher oder beständig zu halten! Nichts nützt Gelehrsamkeit, nichts (nützen) kräftige Glieder des Leibes, nichts vermag die kräftige Jugend in ihrer Blüte; nichts sind Reichtümer, und nicht (einmal) die größte Macht, die von Königen, kann uns (Menschen) von der übermenschlichen (Gewalt) des Todes befreien: Alles wirft der Tod zu Boden, (und) auch du, wer auch immer du sein magst, wirst – zweifle ja nicht daran! – diese Reise (genau) wie ich antreten. Nur ein (Trost) bleibt (dir): Die Freuden des Himmelreiches, die dir (genau) wie mir von Christus bereitet sind, wenn nur (dein) Glaube fest ist und du das Vertrauen, das uns der gnädige Gott selbst lehrt, im Herzen trägst. Es gibt anderes auf Erden, das zu erforschen ist.

Versmaß: Distichen.

Kommentar

Der Wortlaut des Textes weist darauf hin, dass ihn der Domherr wohl selbst verfasst hat. Zur noch vorhandenen Grabplatte und zur Biographie Johann Pyrrers s. Kat.-Nr. 547.

Textkritischer Apparat

  1. Diese letzte Zeile findet sich nicht in der Transkription Cranners, aber bei Zirngibl und Ried.

Anmerkungen

  1. Zirngibl, Epitaphia 14; Ried, Collectio 13v; Freytag/Hecht 36.
  2. ABAdW, Grabsteinbuch 91.

Nachweise

  1. Zirngibl, Epitaphia 14; Cranner 77f.; Ried, Collectio 13v; ABAdW, Grabsteinbuch 91.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 548† (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0054804.