Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 547 Vorraum zum Domschatzmuseum 1581

Beschreibung

Grabplatte für Johannes Pyrrer aus rotem Marmor, ehemals im Mittelschiff bei der Kanzel im Boden eingelassen, heute im Vorraum zum Domschatzmuseum an der Wand1). In der unteren, fast quadratischen Hälfte die 14-zeilige Inschrift, umgeben von einem Rollwerkrahmen; das obere vertiefte Feld, in einem gekehlten Rahmen, füllt die Halbfigur des Domherrn, bekleidet mit Chorgewand, Almucia und Birett, die Hände zum Gebet gefaltet. Der Kopf ruht auf einem mit Quasten gezierten Kissen; in der oberen linken Ecke der Wappenschild, oben rechts das Oberwappen. Die Grabplatte ist sehr abgetreten, die Inschrift kaum mehr lesbar.

Ergänzt nach Text Cranner.

Maße: H. 224 cm, B. 116 cm, Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. IOHANNES PYRRER(VS) EX [AGRO] ELS/NICE[NSI VOITLANDVS IVRIS VTRIVSQVE DOCTO]R / CATHEDRALIS HVIV[S] EC[CLESI]AE / CANO[NICVS QVI CV]M D[ECANI HONORE A]V/CTVS PV[BLICAS COLLEGII RES ATQV]E / OFFICIA NON [PAVCA PER ANNOS] / PLVS M[INV]S OCTO [GRAVITER GE]SSI/SSET IN DIV[TVRNVM QVEM EXSVPERA]RE / NON POTVIT MO[RBVM TANDEM] / INCIDIT VNDE EX [PRAESENTIBV]S / FVTVR[A PROSPICIENS MONVMENTVM HOC] / S(IBI) F(IERI) [TESTAMENTO CAVIT OBIIT] / RATISBO(NAE) III IDVS M[ARTII ANNO CHRISTI] / SALVAT(ORIS) MDLXXX[I]

Übersetzung:

Johann Pyrrer aus der Gegend von Oelsnitz im Vogtland, Doktor beider Rechte, Kanoniker an dieser Bischofskirche. Nachdem er, mit dem Ehrenamte des Dekanes betraut, die durchaus nicht geringen öffentlichen Angelegenheiten und Verpflichtungen des Kollegiums ungefähr acht Jahre lang würdevoll wahrgenommen hatte, verfiel er schließlich in eine langwierige Krankheit, die er nicht überwinden konnte. Daraufhin ließ er sich, aus der Gegenwart die Zukunft ersehend, durch letztwillige Verfügung dieses Denkmal errichten. Er starb zu Regensburg an den dritten Iden des März im Jahre Christi, des Erlösers, 1581.

Datum: 1581 März 132).

Wappen:
Pyrrer3).

Kommentar

Johann Pyrrer (Pierherr, Burherr) aus Oelsnitz (Vogtlandkreis/Sachsen) immatrikulierte sich im Wintersemester 1544 an der Universität Leipzig, kam im Sommersemester 1549 als Baccalaureus Lipsensis an die Universität Wien, im Wintersemester 1557 schrieb er sich an der Universität Ingolstadt ein und wurde dort als magister Viennensis bezeichnet4).

Am 25. Juni 1562 wurde er in das Regensburger Domkapitel aufgenommen, am 15. Oktober 1566 zum Generalvikar und 1569 zum Domdekan ernannt5). Er gehörte zu den aktiven Unterstützern der Gegenreformation in Regensburg6). Im Jahr 1567 war er Gesandter des Domkapitels beim Reichstag zu Regensburg7).

Er wohnte im ehemaligen Domherrenhof in der Pfauengasse, den er 1557 umbauen ließ8). Zum großen Ärger des päpstlichen Visitators Felician Ninguarda verwendete er die Erträgnisse seiner Pfarrei Illkofen (Gde. Barbing, Lkr. Regensburg/Opf.), um ein Landgut und ein Stadthaus für seine Konkubine und seine zahlreichen Kinder zu erwerben9).

In der Dompfarrkirche St. Ulrich stiftete er 1571 zwei große Wandgemälde10).

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 36; Kdm Regensburg I, 126; Hubel, Domschatz 72.
  2. Cranner 77: 1575.
  3. Geteilt, oben Hand vor Flamme, unten geschacht, Oberwappen: dieselbe Hand; Leoprechting 58, 124; Sammlung Resch 251.
  4. Erler, Matrikel der Universität Leipzig I, 651; Matrikel der Universität Wien III, 87; Pölnitz, Matrikel Ingolstadt I, 1557, 760,27.
  5. Paricius, Nachricht 31, 55; Mayer, Thesaurus II, 100; Bernclau, Episcopatus 345.
  6. Hilz, St. Salvator 23.
  7. Leeb,  Der Reichstag zu Regensburg 1567 170f.
  8. Walderdorff, Regensburg 482; ders., St. Ulrich 176, 180; Freytag/Hecht 59.
  9. Matrikel des Bistums Regensburg 266f.; Hausberger, Geschichte I, 324.
  10. Walderdorff, St. Ulrich 176, 179, 180.

Nachweise

  1. Cranner 77; Sammlung Resch 276.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 547 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0054706.