Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 545 Domkirche, Südchor, Nordwand 1579

Beschreibung

Grabplatte für Bischof David Kölderer von Burgstall aus rotem Marmor, im Südchor ehemals vor dem St. Andreas-Altar im Boden eingelassen1), heute hier an der Nordwand aufgerichtet2). Die Inschrift auf erhöhtem Rand ist zwischen zwei Linien erhaben herausgehauen. Sie beginnt oben links, läuft um den Stein und endet ebenda. Im Feld die Gestalt des Bischofs im Pontifikalornat und Rationale, den Kopf auf einem ornamentierten und mit vier Quasten verzierten Kissen ruhend. In seiner Rechten hält er den Bischofsstab, in dessen Krümme der Hl. Petrus mit seinem Schlüssel dargestellt ist, in der Linken ein Buch. Zu beiden Seiten der Füße je ein Vollwappen. Die Grabplatte ist sehr sorgfältig gearbeitet, der Zustand gut.

Maße: H. 225 cm, B. 113 cm, Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. ANNO D(OMI)NI ∙ M ∙ DLXXIX ∙ DIE ∙ XXII ∙ IVNII / OBIIT REVERENDISS(IMVS) ∙ IN CHRISTO PRINCEPS AC ∙ D(OMI)N(VS) ∙ D(OMINVS) ∙ DAVID ∙ EX NOBIL(E)a) ∙ FA/MILIA KHOELDRER ∙ DE ∙ BVRCKSTAL / EPISCOPVS RATISBONEN(SIS) ∙ ET ∙ C(ANONICVS) ∙ AETAT(IS) SVAE ANN(O) ∙ XLIII C(VIVS) ANIMA ∙ DEO ∙ VIVAT ∙ A(MEN)b)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1579 am 22. Tag im Juni starb der hochwürdigste Fürst und Herr in Christus, Herr David aus der edlen Familie Kölderer zu Burgstall, Bischof von Regensburg und Kanonikus, im Alter von 43 Jahren. Seine Seele möge leben bei Gott. Amen.

Datum: 1579 Juni 22.

Wappen:
Hochstift,Kölderer von Burgstall3).

Kommentar

David wurde wohl 1536 geboren und entstammte der in Tirol ansässigen Adelsfamilie Kölderer von Burgstall. Er war der Sohn des David Kölderer, Landrichter in Gastein/Salzburg, seine Mutter war die Tochter des Joachim Nawer4). Er studierte an den Universitäten in Freiburg/Breisgau und Ingolstadt5). Am 12. Dezember 1555 wurde er in das Regensburger Domkapitel aufgenommen, am 28. Juli 1559 wurde er Domkapitular, am 9. September desselben Jahres Kustos und am 23. Dezember 1560 Dekan6). Am 6. Februar 1567 erwählte ihn das Domkapitel zum Nachfolger des Bischofs Veit von Frauenberg (s. Kat.-Nr. 529). Erst zwei Jahre nach der Wahl, am 2. März 1569 erfolgte die Bestätigung durch Papst Pius V.; der Grund für die Verzögerung war ein Verhältnis mit einem Regensburger Stiftsfräulein7).

Das Regensburger Bistum war durch den Übertritt eines großen Teiles der heutigen Oberpfalz und der Stadt selbst zum Protestantismus schwer getroffen. Der Bischof bemühte sich, vor allem was den liturgischen und pastoralen Bereich anbetraf, die Beschlüsse des tridentinischen Konzils umzusetzen. Die vier Diözesansynoden, die unter seiner Amtszeit stattfanden, dienten auch dazu, die Ausbildung des Klerus zu verbessern. Mit den beiden Weihbischöfen Dr. Johann Deublinger (s. Kat.-Nr. 540) und dessen Nachfolger im Amt, Dr. Johann Baptist Pichlmair, versuchte er die Reformen durchzusetzen. Allerdings bewirkte der Gegensatz des Bischofs zum Domkapitel und der Widerstand der kirchlichen und landesherrlichen Interessen, dass die Reformbemühungen des Bischofs nur wenig Erfolg zeitigten8).

David Kölderer ließ während seiner Amtszeit den Ausbau des Bischofshofes zur Vierflügelanlage vollenden und durch den Maler Melchior Bocksberger 1574 mit Fresken ausstatten9). Von da an residierten hier Kaiser und Könige und andere hohe Gäste, vor allem während der Reichstage. Im westlichen Südtrakt des Bischofshofs über einem Portal erinnert eine zweizeilige Inschrift an den Bischof (s. Kat.-Nr. 537).

Textkritischer Apparat

  1. Ohne Wortabstand.
  2. Die Worttrenner sind kleine Dreiecke.

Anmerkungen

  1. Cranner 39.
  2. Freytag/Hecht 25f.; Kdm Regensburg I, 119; Hausberger, Grablegen 376; Mayerhofer, Bischofsgrabmäler 390; Acht, Grabdenkmäler und Epitaphien in Regensburger Kirchen und Kreuzgängen 267, Kat.-Nr. 3.16; Hubel/Schuller, Dom, Fotodokumentation 738 (Abb. 2489).
  3. BayA2 95f.
  4. BayA2 96; diese Linie der Kölderer erhielt 1541 von Kaiser Karl V. eine Wappenmehrung mit dem Wappenbild der im männlichen Stamm erloschenen Familie Nawer, einem oberhalben Kamel.
  5. Matrikel Freiburg I, 415; Pölnitz, Matrikel Ingolstadt I, 1558, 779,5: Kellerer (juristische Fakultät).
  6. Paricius, Nachricht 55; Bernclau, Episcopatus 260.
  7. Zu den Schwierigkeiten, die nach der Bischofswahl auftraten, s. Gatz, Bischöfe 2, 375; Hausberger, Die Regensburger Fürstbischöfe 56ff.; Schmid Peter, Bischof David Kölderer von Burgstall 61.
  8. Die Daten und Fakten sind zusammengefasst nach Hausberger, Geschichte I, 322ff.; ders., Die Bischöfe seit dem Jahrhundert der Glaubensspaltung 712; Gatz, Bischöfe 2, 375f.; Becker, Wege auf den Bischofsthron 412. Zu den Reformen vgl. Peter Schmid, Bischof David Kölderer 61-69.
  9. Schuegraf, Dom II, 156f.; Gatz, Bischöfe 2, 376; Walderdorff 169ff.; Kdm Regensburg III, 121; Bauer, Regensburg 70; Stauffer, Bischofshof Regensburg 24.

Nachweise

  1. Bernclau, Episcopatus 69; Zirngibl, Epitaphia 4; Cranner 57; Ried, Collectio 5v und Ried, ep. 21; Oefele I, 241; ABAdW, Grabsteinbuch 111; Niedermayer 79; Sammlung Resch 284 (mit Abzeichnung); Mayerhofer, Bischofsgrabmäler 390; Wischermann, Princeps ad maxima natus 100.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 545 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0054500.