Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 540 Domkirche, Südchor, Nordwand 1576

Beschreibung

Grabplatte für Auxiliarbischof Johannes Deublinger aus rotem Marmor, ehemals im Mittelschiff gegenüber der Kanzel im Boden eingelassen, heute im Südchor an der Wand aufgerichtet1). Die auf erhöhtem Rand erhaben herausgehauene Inschrift beginnt vermutlich oben links, läuft um den ganzen Stein und endete wohl ebenda. Im vertieften Feld: Die Gestalt des Auxiliarbischofs im Pontifikalornat mit Mitra, Stab und Buch auf einem mit Quasten verzierten Kissen ruhend. Zu seinen Füßen links der Wappenschild, rechts das Oberwappen. Die linke Längsseite und die linke Hälfte der Breitseiten sind vollständig abgetreten.

Ergänzt nach Text Cranner.

Maße: H. 209 cm, B. 108 cm, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. [1576 ---] 4 May obyta) R(everen)d(us) i[n] / Chr(ist)o pater ac D(omi)n(us) D(omi)n(us) Jo(hann)es Columbin(us) vulgo Deublinger Francofordiensis / v(triusque) i(uris) D(octor) C[anonicus in Spalth ---]

Übersetzung:

1576 am 4. Mai starb der hochwürdige Vater in Christus und Herr, Herr Johannes Columbinus, gemeinhin genannt Deublinger aus Frankfurt, Doktor beider Rechte, Kanoniker in Spalt ...

Datum: 1576 Mai 4.

Wappen:
Deublinger2).

Kommentar

Johannes Deublinger, latinisiert Columbinus, stammte aus einer reichen, von Ulm nach Frankfurt am Main eingewanderten Tuchhändlerfamilie und war der Sohn des Johannes Deublinger. Er immatrikulierte sich am 19. Februar 1544 an der Universität Heidelberg, wo er 1545 den Titel eines Baccalaureus artium und 1548 den eines Magister artium erlangte; 1549 wurde er an der Universität Siena zum Doctor utriusque iuris promoviert3).

Er war Priester des Erzbistums Mainz, Kanonikus und Scholastikus zu St. Bartholomäus in Frankfurt und St. Emmeram in Spalt (Lkr. Roth/MF) und wurde am 7. Mai 1573 in das Regensburger Domkapitel aufgenommen4). Bereits am 20. Oktober 1570 trat er als Nachfolger Georg Riedls als Titularbischof von Almira das Amt des Auxiliarbischofs von Regensburg an5). 1576 nahm er in Vertretung des Bischofs David Kölderer (s. Kat.-Nr. 545) als Rath und Commissarius in spiritualibus generalis an der Provinzialsynode in Salzburg teil6). Er unterstützte die vom Bischof eingeleiteten Reformen, vor allem was die Examinierung der Kandidaten, die zur Priesterweihe anstanden, betraf7).

Textkritischer Apparat

  1. Über dem y zwei Striche.

Anmerkungen

  1. Cranner 89; Freytag/Hecht 15; Kdm Regensburg I, 124; Hubel/Schuller, Dom, Fotodokumentation 750 (Abb. 2517).
  2. BayA3 108.
  3. Toepke, Heidelberg I, 587f.: immatrikuliert als canonicus in Nuhusen extra muros civitatis Wormaciensis, II, 458, 491; Rau, Sieneser Doktorpromotionen 291; Becker, Bildungskarrieren im Süden 319f.; ders., Wege auf den Bischofsthron 416.
  4. Leoprechting 127; Bernclau, Episcopatus 414; Eubel, Hierarchia Catholica III, 118; Ries, Generalschematismus 68.
  5. Eubel, Hierarchia Catholica III, 105; Das Amt des Auxiliarbischofs war seit 1566 vakant, vgl. hierzu Hausberger, Weihbischöfe 55; Paricius, Nachricht 57: 1576.
  6. Die biographischen Daten und Fakten sind zusammengefasst nach Hausberger, Geschichte I, 305, II, 262; ders., Weihbischöfe 55f.; Gatz, Bischöfe 2, 124.
  7. Schmid Peter, Bischof David Kölderer 63f.; Hausberger, Weihbischöfe 56; ders. Die Bischöfe seit dem Jahrhundert der Glaubensspaltung 712; Becker, Wege auf den Bischofsthron 416f.

Nachweise

  1. Cranner 89; Mayer, Thesaurus III, 65.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 540 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0054000.