Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 530 Ehemaliger Domfriedhof, äußere Südwand des Kapitelhauses 1567/1589

Beschreibung

Epitaph für Hans Haider und dessen Gemahlin Katharina aus Kalkstein, ehemals an der Außenwand der Damenstiftskirche Obermünster1), heute in die Südwand des Kapitelhauses eingefügt2). Im unteren von Rollwerk gerahmten Bereich befindet sich die sechszeilige Inschrift auf einem an beiden Seiten eingerollten Spruchband, darunter knien betend links der Stifter, rechts seine Gemahlin, dazwischen das Allianzwappen des Ehepaars. Auf der Höhe der Köpfe jeweils ein Kreuz, das linke erhaben, das rechte vertieft, vermutlich im Zuge des Nachtrages angebracht. Darüber, gerahmt von zwei Pilastern mit Amphore, floralen Ornamenten und Rundfeld in der Mitte, die Darstellung der Auferstehung Christi. Christus als Salvator mit Kreuz und Fahne, seine Rechte segnend erhoben, entsteigt in einer Wolkenmandorla mit geflügelten Engelsköpfen dem Sarkophag. Am Boden sitzend und liegend vier Soldaten in Rüstung, geblendet von der Erscheinung. Im Hintergrund die Stadt Jerusalem hinter Olivenbäumen und rechts die drei Frauengestalten mit Salbgefäßen, die sich dem Grab nähern. Im Sarkophag zwei Halbfiguren, eine frontal mit verbundenen Augen, die zweite als Skelett im Profil, daneben eine Schlange und Flammen, dies wohl bildhaft für das Fegefeuer. Über der Darstellung ein Dreiecksgiebel mit Muschelnische. Unterhalb des Sockels spätere Graffitti3). Das Epitaph ist nachgedunkelt und an einigen Stellen stark verwittert.

Maße: H. 160 cm, B. 80 cm, Bu. 1,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno domini 1567 den 25 Jvnij ist verschiden / der Erbar vnnd achbar Hanns Haider bischoflicher / Hoffweinschenchk zv Regenspvrg Anno domini / 15<89> den <28 Junis> ist verschiden die Erber / vnd Tvgenthafft Frav Katherina gemelchin sein Eliche Havs/frav denen Gott genedig vnd Barmherzig sein wolle Am(en)

Datum: 1567 Juni 25, 1589 Juni 28.

Wappen:
Haider4),Gemelch5).

Kommentar

Zu dem bischöflichen Hofweinschenk Hans Haider konnten keine biographischen Daten und Fakten gefunden werden. Seine Ehefrau Katharina Haider ist in einer Steuersache 1570 im Regensburger Bürgerbuch verzeichnet und wird als schenckhin in deß bischoffs kheller alhie gewesen bezeichnet6). Das zweite Sterbedatum ist nachträglich eingefügt worden.

Anmerkungen

  1. Reindl, Loy Hering 477 (F 54); er gibt an, Mader vermutet Georg Hering als Bildhauer.
  2. Freytag/Hecht 21; Kdm Regensburg I, 222.
  3. Diese flach eingeritzten Inschriften an den leicht zugänglichen Stellen am unteren Rand des Epitaphs stammen wohl aus späteren Zeiten.
  4. Bekleideter Mann nach rechts.
  5. Gesichteter Halbmond nach rechts.
  6. Bürgeraufnahmebuch der Stadt Regensburg StadtAR pol III/5, 86.

Nachweise

  1. Renner, Deutsche Grabschriften 4.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 530 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0053003.